Hexenjagd von Arthur Miller - ein Theaterstück heute so aktuell wie zu seiner Zeit

In diesem Jahr hat sich das Oberstufentheaterensemble des Johann-Rist-Gymnasiums einem Thema gewidmet, das in der Zeit des 17. Jahrhunderts spielt, nichtsdestotrotz aber gerade auch heute wieder hochaktuell ist.

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7 Mädchen
Das Oberstufentheaterensemble bot eine mitreißende Aufführung. Foto: JRG

In einer christlichen Gemeinde in Neuengland geschehen vermeintlich merkwürdige Dinge. Mädchen tanzen ausgelassen im Wald und machen sich allein schon aufgrund ihres Tanzes, ihres Freiheitsdrangs, verdächtig. Auch das Lesen von Büchern scheint der Obrigkeit Grund genug zu sein, eine Verbindung mit dem Teufel zu vermuten. Die Angst geht um in der Gemeinde Salem, und jeder und jede versucht sich selbst zu schützen, indem er andere denunziert, Intrigen spinnt.

So entsteht ein undurchdringliches Geflecht an Lügen und Verrat, das die Obrigkeit auf den Plan ruft. Hexerei, der Bund mit dem Teufel, eine perfide Gerichtsbarkeit, die in ihrer Urteilsfähigkeit so beschränkt ist, dass sie nur die „Entscheidung“ zwischen einem Geständnis oder dem Tod zulässt, lässt tief in die Abgründe der Gesellschaft blicken.

Die Lust an der Intrige und die Macht, die sich für sie daraus ableitet, werden vom Ensemble des Johann-Rist-Gymnasiums herausragend dargestellt von Mia Heimann als Abigail Williams, der Ziehtochter des Dorfpfarrers Samuel Parris, gespielt von Mattis Prehm. Diese unheilvolle Mischung zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück. Lügen und Intrigen binden vermeintliche Mitwisser aneinander und verbreiten Angst und Schrecken unter den Bewohnern von Salem.

Denn es ist die Lüge, die Macht hat in einer Welt, in der die Gerichtsbarkeit keinen echten Freispruch kennt. So hinterfragt Len Hermes in seiner grandios gespielten Rolle als John Proctor, ob es denn eine echte Alternative sei, zu gestehen oder gehängt zu werden. Es gibt kein Urteil, in dem die Wahrheit als richtig und wichtig erscheint.

Schon gar nicht, als der für seine skrupellose Verhängung von Todesurteilen berüchtigte Richter Danforth, exzellent gespielt von Meret Haubner, anreist, um den „Hexen“ den Prozess zu machen. So nimmt das Schicksal der Dorfbewohner seinen Lauf. Die Hexenprozesse werden unter Einsatz von Folter geführt und fordern immer mehr Opfer. Wahrheit ist nicht länger der Wert, der zählt. Nur die Lüge bewahrt vor dem Tod durch den Strick.

So zerreißt auch John Proctor am Ende die Frage: Soll er lügen, um zu leben? Oder „entscheidet“ er sich für die Wahrheit und damit für seinen sicheren Tod?

Letztlich entscheidet er sich für die Wahrheit. Im seinem letzen Appell, „tanzt!, ruft er auch alle anderen zur Wahrheit auf, zum Leben und zur Freiheit. Dieser Appell ist auch ein hochaktueller Fingerzeig an uns alle und an die Welt, in der wir leben.

Eine mitreißende Aufführung mit tollen Darstellern, einer effektvollen Lichtshow und lebendigen Show- und Tanzeinlagen - vielen Dank für den wundervollen Abend! (Angela Drewes/JRG, 7.3.2023)

Letzte Änderung: 07.03.2023

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