Zugegeben: Das Wetter hätte ein wenig besser sein können und ein paar Veranstaltungs-Alternativen weniger - doch Wedel-Fans aus der Stadt und der Nachbarschaft genossen auch so die "Kulturnacht", die endlich, endlich wieder nach der Pandemie die Kunstszene präsentierte. Die Abwechslung kam prima an - vom Kinderballett auf der Bühne am Roland über Auftritte vieler Bands und Einzelkünstler bis zur Lesungen und vielem mehr.
Besonders schön: Die Wedelerinnen und Wedeler hatten eine weitere Gelegenheit, ohne Beschränkungen und Warnungen zueinander zu finden zum Schnacken und Feiern. Vor der Bühne am Roland mit Bier und Bratwurst, im Innenhof des Hotels Freihof mit Zapiekanka und Bigos, an der Villa, am Reepschlägerhaus in der Tanzschule Riemer und an vielen, vielen weiteren Orten wurde Freiheit gelebt.
Im Theater Wedel durften die Interessierten einmal hinter die Kulissen blicken. In mehreren Führungen wurden all die Gewerke präsentiert, die ein Schauspielhaus ausmachen, die Werkstatt und der Bühnenbau, die Lichtregie und die Garderobe mit dem Kostümfundus. Ausführlich erläuterten die ehrenamtlichen, engagierten Mitarbeiter, was sie in vielen Stunden in liebevoller Eigenarbeit leisten, damit eine ganz eigene Welt entsteht. Am Ende der Führungen durften die Besucher sogar einmal selbst die Bühne betreten und standen inmitten eines hochherrschaftlichen englischen Landsitzes des vorigen Jahrhunderts. Wer wollte, konnte sich anschließend auch noch über das Programm informieren. In verschiedenen Kurzmatinees gab es dann unter anderem Szenen der humorigen Kriminalkomödie "Mordstödlich".
In der Stadtbücherei erwartete die Besucher ein buntes Programm. Es gab Mitmachaktionen wie das Basteln von Tagebüchern oder ein spannendes Escape-Game. Nachdenkliches hörte das Publikum von Arne Tiedemann, der mit seinen Elbansichten, kurze Alltagsphilosophien präsentierte. Dazu gab es auch jede Menge stimmungsvolle Musik. Zu den Klängen der zehnköpfigen "Bouba Fall & Band", einer westafrikanisch inspirierten Percussiongruppe, konnte getanzt und geklatscht werden, und "Green Chilli" begeisterte die Zuhörer mit bekannten Pop- und Reggae-Songs. Für das leibliche Wohl sorgte das Stadtbücherei-Team mit türkischen Snacks, Cocktails und alkoholfreien Getränken.
Im Möller-Technicon war in der Kulturnacht Technik zum "Begreifen" und Selbstbauen angesagt. So durften kleine Wissenschaftler unter Anleitung ausprobieren, wie man aus wenigen Holzteilen die Brücke von Leonardo da Vinci nachbaut oder ein einfaches Boot konstruiert und dann zu Wasser lässt. Die Großen konnten derweil in den vielen Ausstellungen zur Industrie- und Technikgeschichte Wedels vieles zur Optik, Akustik und Solarforschung erfahren. Da staunte so mancher Besucher über die bedeutenden Erfindungen, zum Beispiel das Magnetophon oder der Solargenerator für das Hubble Weltraumfernrohr, die in der Rolandstadt entwickelt wurden und für viele weitere Innovationen sorgten. Die fleißigen ehrenamtlichen Mitarbeiter, zumeist ehemalige Ingenieure, erklärten anschaulich den Interessierten diese hochkomplizierten Techniken und stellten sich geduldig den vielen Fragen.
Jeder und jede der Aktiven aus der Kulturszene war mit viel Herzblut und Zeitaufwand bei der Sache - wieder einmal schade nur, dass es (zu) viele Gäste gab, die ohne eine Eintrittskarte zu erwerben, das kulturelle Angebot erschnorrten. Dabei hilft jedes verkaufte Tickets den Organisatorinnen und Organisatoren von Wedel Marketing, das Defizit im Rahmen zu halten und die nächste Kulturnacht noch etwas schöner zu gestalten.
Schöne Idee aus dem Rathaus: Das fröhliche Publikum vor der Bühne am Roland sorgte für stilvolles Ambiente bei der Übergabe der Ehrennadeln an verdiente Bürgerinnen und Bürger, die sonst Teil des Neujahrsempfangs ist. Vize-Stadtpräsidentin Aysen Ciker und Bürgermeister Gernot Kaser verliehen die Auszeichnungen an Monika Dohmen, Doris Glass und Dirk Schnoor. Details zu deren Wirken sind hier zu lesen.
Einige Impressionen der Kulturnacht sind über die Bildergalerie zu bekommen, die unter anderem von Joachim Markgraf, Sven Kamin und Wolf Danehl bestückt wurde. Einfach das Start-Bild groß klicken und dann per Pfeil weiterblättern. (Jörg Frenzel, Wolf Danehl/kommunikateam GmbH, 11.9.2022)