Da hielt es viele nicht mehr auf ihren Sitzen: Als der letzte Ton von Haydns Klavierkonzert verklungen war, brach Jubel unter den Besuchern im Saal des Rist-Forums aus. Ben Lepetit, Klavier-Wunderkind aus Weimar war zu Gast bei den Wedeler Musiktagen und sorgte mit seinem einzigartigen Spiel für Furore. Gerade mal elf Jahre alt verzauberte er mit seinen Tastenkünsten sämtliche Zuhörer von alt bis jung und sorgte für stehende Ovationen und Bravo-Rufe.
Begonnen hatte das Konzert des Kammerorchesters Wedel mit der Simple Symphony von Benjamin Britten. Am Dirigentenstab Valerie Krivoborodov, erste Geige Stefan Czermak. Mathias Christian Kosel, der den Nachmittag im Rist-Forum moderierte, hatte den Gästen in gewohnt eloquenter Weise zuvor eine kleine Einführung in das Instrumentalkonzert gegeben.
Das Außergewöhnlich an diesem Werk: Im zweite Satz, vom Komponisten als Playful (verspieltes) Pizzicato betitelt, verzichten die Streicher auf ihre Bögen und spielen die Saiten lediglich mit den Fingern. Eine besondere Herausforderung für die Musiker, die von den meisten aber tadellos bewältigt wurde.
Als Nächstes folgte Haydns Klavierkonzert in D-Dur. Wie ein Tausendfüßler flitzten Bens Finger über die Tasten, mal hier hin fliegend, mal dort hin greifend, stets den richtigen Ton treffend. Die Mühe, so ein Stück zu spielen, war dem Jungen nicht eine Sekunde anzusehen. Mit Leichtigkeit und Souveränität spielte er das Stück im steten Wechsel mit dem Orchester, als wenn es nichts anderes in seinem Leben gäbe und ließ das Publikum staunend an seiner Virtuosität teilhaben.
Im Gespräch mit Kosel nach dem Spiel verriet der aufgeweckte und gut erzogene Junge, dass er außer der Musik auch sehr gern Fußball spiele und Mathe sein Lieblingsfach sei. Als dann zur Sprache kam, dass er neben dem Klavierspiel auch komponiere, ging ein verblüfftes Raunen vernehmlich durch den Saal. Nicht nur mit seiner Spielkunst hatte das kleine Genie damit die Herzen aller Zuhörer im Saal gewonnen.
„Ich habe so etwas noch nie erlebt“, meinte in der Pause Petra von Sydow aus Blankenese zu dem bisher Gehörten. „Ich bin richtig gehend berührt und begeistert von dem Jungen.“ Wie ihr ging es auch vielen anderen an diesem Konzertsonntag.
Im zweiten Teil des Nachmittags kamen noch Edward Elgars Serenade in e-Moll und Haydns „Abschiedssinfonie“ zum Vortrag. Beide elegant gespielt, ragte die Abschiedssinfonie mit der Besonderheit hervor, dass zum Ende des letzten Satzes die Instrumente nach und nach verstummten, bis nur noch zwei Geigen die letzten Töne spielten. Ein begeisterter Applaus belohnte alle Orchestermitglieder und ihren Dirigenten für diesen wunderbaren Abschluss. (Ulrich Bohling/kommunikateam, 20.3.2018)