Die Stadt Wedel und viele Ehrenamtliche halten die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in der Rolandstadt wach. Die Verlegung einer Stolperschwelle am Puttener Weg in dieser Woche erinnert an die Opfer der Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme, das sich in Wedel befand. Neben dem Arbeitskreis gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit setzt sich auch die Gruppe „Humboldts Helfer“, die aus Schülerinnen und Schülern der Gebrüder-Humboldt-Schule (GHS) unter Leitung der Lehrerin Sonja Strecker besteht, gegen das Vergessen ein.
Besonders engagieren sich „Humboldts Helfer“ für das Projekt Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Dafür hatte die Gruppe bereits vor einigen Jahen Spenden gesammelt, um auch in Wedel an die Opfer der Verfolgung durch das Nationalsozialistische Regime zu erinnern. Mit den letzten verbliebenen Spendengeldern konnten die Helfer nun eine Patenschaft für einen breiteren Stein, eine so genannte Stolperschwelle, übernehmen, die an die Opfer der Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme in Wedel erinnert. Zu den Todesopfern gehören auch 16 Männer die durch eine Wehrmachts-Aktion aus dem niederländischen Ort Putten verschleppt worden waren.
Zum 75. Mal jährte sich am 2. Oktober 2019 der Überfall der deutschen Wehrmacht auf das niederländische Dorf Putten. Diesen Gedenktag hatte die AG „Humboldts Helfer“ der Gebrüder-Humboldt-Schule Wedel zum Anlass genommen, gegen das Vergessen ein Zeichen zu setzen.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der auch die bislang fünf weiteren Stolpersteine in Wedel als Mahnung an die Verbrechen der Nationalsozialisten und in Gedenken der Todesopfer mit einer Projektgruppe der GHS verlegt hatte, gestaltet neben den Stolpersteinen auch so genannte Stolperschwellen für Orte, an denen mehrere Stolpersteine verlegt werden müssten. Mit dem Gedenkstein an der Rissener Straße, ein paar Meter weiter östlich gelegen, sind die Namen der Opfer aus Putten öffentlich sichtbar. Daher bot sich die Verlegung einer Stolperschwelle an, die auf das Verbrechen selbst und vor allem den Ort des Geschehens aufmerksam macht.
Die Stolperschwelle wurde am 21. März 2022 an der Ecke Rissener Straße / Puttener Weg (Rissener Str. 108) von Gunter Demnig im Beisein der AG „Humboldts Helfer“ und unterstützt und gesichert vom Bauhof der Stadt Wedel verlegt.
Der Text lautet:
HERBST 1944
AUSSENLAGER DES KZ NEUENGAMME
500 FRAUEN UND 500 MÄNNER SIND HIER INTERNIERT
30 HÄFTLINGE ÜBERLEBEN DIE ZWANGSARBEIT NICHT
16 MÄNNER AUS PUTTEN / NIEDERLANDE
Nach der Schwellenverlegung wurden Blumen zum Gedenken niedergelegt. Außer „Humboldts Helfern“ nahmen auch die Zeitzeugin Marianne Wilke, GHS-Schulleiter Frank Wolff sowie Vertreterinnen und Vertreter des Arbeitskreises gegen Rechtsradikalismus an der Stolperschwellen-Verlegung teil.
Die Kosten der Schwelle und deren Verlegung belaufen sich auf 900 Euro, die aus den Spenden für die Verlegung der Stolpersteine im Jahre 2015 zusammengekommen waren.
Hintergrund Stolpersteine:
Das Prinzip der Stolpersteine ist ebenso einfach wie eindrucksvoll: Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig in einer Beschreibung des Projektes den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.