Wenn Zirkus Schule macht

Schüler wurden zu Artisten: Für eine Woche machte der Projektzirkus Zaretti an der 413 Pennäler zählenden Moorwegschule halt

in Kultur & Bildung

Mit roter Nase und Trompete: Vor den Augen von Zirkusdirektor Robert Maatz (Hintergrund) eröffneten die Clowns die Show.
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Mit roter Nase und Trompete: Vor den Augen von Zirkusdirektor Robert Maatz (Hintergrund) eröffneten die Clowns die Show., Mit roter Nase und Trompete: Vor den Augen von Zirkusdirektor Robert Maatz (Hintergrund) eröffneten die Clowns die Show.
Jeden Menge Abwechslung zwischen Sport und Action bot die Akrobatik-Gruppe den Zuschauern.
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Jede Menge Abwechslung zwischen Sport und Action bot die Akrobatik-Gruppe den Zuschauern., Jeden Menge Abwechslung zwischen Sport und Action bot die Akrobatik-Gruppe den Zuschauern.
Fakire machten es sich auf einem Nagelbrett gemütlich. Fotos: Stephan Hoppe/kommunikateam
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Fakire machten es sich auf einem Nagelbrett gemütlich. Fotos: Stephan Hoppe/kommunikateam, Fakire machten es sich auf einem Nagelbrett gemütlich. Fotos: Stephan Hoppe/kommunikateam
Hoch unter der Zirkuskuppel flogen die Trapezkünstler durch die Lüfte.
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Hoch unter der Zirkuskuppel flogen die Trapezkünstler durch die Lüfte., Hoch unter der Zirkuskuppel flogen die Trapezkünstler durch die Lüfte.
Die "Alten Akrobaten" türmten gekonnt Menschenpyramiden auf.
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Die "Alten Akrobaten" türmten gekonnt Menschenpyramiden auf., Die "Alten Akrobaten" türmten gekonnt Menschenpyramiden auf.
Diese beiden Mädchen mochten die Manege gar nicht mehr verlassen
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Diese beiden Mädchen mochten die Manege gar nicht mehr verlassen, Diese beiden Mädchen mochten die Manege gar nicht mehr verlassen

„Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst“, lautet ein Zitat der mährisch-österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830 bis 1914).
Wie viele talentierte Grundschüler der Moorwegschule echte Künstler sind, konnte jetzt eine Woche lang dank der Präsenz des Projektzirkus Zaretti auf dem Schulhof der Lehranstalt für Erst- bis Viertklässler bewundert werden.

„Mit Sicherheit ein jeder“, ist sich eine Zuschauerin sicher. Und kommt gar nicht mehr aus dem Lobpreisen der Aktion heraus, nachdem ihr Sohnemann zu Hause berichtete, bei der Show am Abend als Teil einer Menschenpyramide zu deren Stabilität beizutragen.

„Früher reiste unser Familienunternehmen noch als reiner Vorführzirkus durch die Lande. Doch seit  1986 sind wir ein Projektzirkus, der vorwiegend an Schulen Station macht. Und versucht, so  manche ungeahnte Fähigkeiten aus den Kids herauszukitzeln“, sagt Zirkusdirektor Robert Maatz. Ehe er von Doren Fischer, Christina Hertel und Nadine Mai umringt wird.

Irgendwie ist es den drei Frauen gelungen, draußen an den langen Warteschlangen vorbei bis hin ins Innere des gemütlichen Zwei-Mast-Zeltes mit aufgedrucktem Sternenhimmel und 20-Meter-Durchmesser vorzudringen. Um beim Chef persönlich letzte Tickets zu erwerben und nicht Gefahr zu laufen, den Auftritt ihrer eigenen Kinder zu verpassen. Eine Unternehmung, die schließlich von Erfolg gekrönt sein wird.

„Unser Projekt läuft nach altbewährtem Muster ab. Am Vormittag üben wir immer mit den Kindern. Am Abend zeigen sie dann Eltern, Freunden und Bekannten in einer richtigen Zirkus-Show das Erlernte“, sagt Maatz noch, ehe er zum Eingang geht. „Ich muss jetzt die Gäste reinlassen“, ruft der Juniorchef, ehe sich die Masse Wartender in Bewegung setzt und in wenigen Minuten Stühle und Ränge rund um die Manege besetzt.

Die Scheinwerfer funkeln da bereits. Es riecht nach frisch verstreuter Sägespäne. Hinter den Kulissen lässt sich aufgeregtes Kindergrummeln vernehmen. Mal meckert auch eine Ziege oder wiehert ein Pony dazwischen.

Dann ist es auch schon soweit. Und Robert Maatz gibt im feuerroten Kostüm als Zirkusdirektor die Manege frei.

Tosender Applaus des Publikums, welches den eigenen Nachwuchs kaum wiedererkennt. Ob als über Glasscherben laufende Fakire, konsequent uneinsichtige Disco-Clowns, mit Schwertern hantierende Zauberer oder als durch die Lüfte fliegende Trapezkünstler: Auch mit an der Leine geführten Ponys oder Ziegen warten die Youngsters in ihren tollen bunten Kostümen professioneller Machart auf.

Bevor auch noch ein etwas behäbiger Tiger in die Manege geführt wird. Dieses Mal ganz echt aus Stoff. Der schließlich erst von einem Clown mittels herzhaftem Tritt in den Allerwertesten dazu gebracht wird, durch den in die Höhe gestreckten Reifen zu springen.

Wieder gibt es jede Menge Beifall. Jetzt tritt Profi Adriano Maatz spektakulär als Feuerschlucker in Erscheinung. Dazu legen sich die von ihm trainierten Kids im Fakir-Outfit nacheinander mit freiem Oberkörper auf ein Nagelbrett. Das Strahlen in den Gesichtern des Nachwuchses wird immer größer.

Dann ist Pause. Es gibt Zuckerwatte, Cola und manch andere Leckerei. Und Robert Maatz wird für kurze Zeit vom Zirkusdirektor zum Würstchenverkäufer.

„Es ist schon toll, was dieses Projekt bewirkt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird gefördert. Und sonst eher schüchterne Schüler bekommen hier ein stärkeres Selbstbewusstsein“, erklärt Schulleiterin Sabine Foßhag.

Bevor erneut die Musik erklingt und auch der zweite Teil der Show mit bis zu 100 teilnehmenden  Schülern pro Tag vor etwa 400 Besuchern beginnt.

Standing Ovations schließlich zum Ende des bunten Spektakels, welches mit dem Einmarsch aller Protagonisten zu fetziger Popmusik abgerundet wird. Und sich der Nachwuchs zurecht noch so lange feiern lässt, bis Olaf Hennings Schlager-Hit „Die Manege ist leer“ aus den Lautsprechern dröhnt. Und den Feierabend eines langen Tages für Zirkusbetreiber und Nachwuchsartisten markiert.

„Ich finde es gut, dass die Moorwegschule sich immer wieder neuen Projekten öffnet und unseren Kindern viel Abwechslung bietet“, freut sich Oxana Neufeld mit Sohnemann Timo im Arm. Der kurz darauf seinen Bruder Nico in die Arme schließt, welcher wenige Minuten zuvor noch in einer mit Lanzen durchstoßenen Holzbox verharrt hatte.

Mittlerweile haben auch die letzten Besucher das Zelt verlassen und die Kinder ihre Kostüme an das Personal zurück gegeben. Die Show ist aus.  

Doch: Bleibt alles wie es ist, wird Familie Maatz schon in vier Jahren der Moorwegschule ihren nächsten Besuch abstatten. „Dieser Zeitraum bedeutet letztlich, dass Schüler jeder Jahrgangsstufe einmal in den Genuss dieses Mitmach-Zirkus kommen“, sagt Sabine Foßhag abschließend nach einer ebenso gelungenen wie auch turbulenten Schulwoche.  (Stephan Hoppe, kommunikateam GmbH, 16.06.2018)

Letzte Änderung: 17.12.2019

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