50 Jahre Batavia - Käptn Hannes zieht Bilanz
Interview auf der Kommando-Brücke des Kultur-Dampfers










Gefühlt seit einer Ewigkeit liegt das Theaterschiff in Wedel am Kai – eine stolze Zeit mit viel Musik, Theater und noch mehr guter Laune für Landratten und Seeleute. wedel.de hat aus diesem Anlass mit Käptn Hannes Grabau gesprochen.
wedel.de: Ahoi und Glückwunsch! Welches war denn das bedeutendste Ereignis seit dem Festmachen? (Und kein Seemannsgarn, bitte…)
Hannes Grabau: "Das ist ganz klar: Die Sturmflut vom 3. Januar 1976. Da ging es um Leben und Tod der Batavia. Die Deiche waren gebrochen, die Marsch war überschwemmt, und die Batavia war an den dicken Bäumen festgebunden. Wären die Tampen gerissen, wäre das Schiff wohl bis zum Roland oder zum Mühlenteich gespült worden."
Aber da waren ja noch andere Stürme...
"Genau - der längste dauert jetzt schon Jahre. Es ist Corona. Ein schwerer Schlag für die gesamte Kulturszene. Viele Künstler gaben auf, es ist ein Trauerspiel. Auch wir mussten lange schließen, Vorstellungen fielen reihenweise aus, öffentliche Förderung gab es leider nur für staatliche Theater. Aber unsere Crew hat weiter ihre Heuer bekommen - an Bord muss man einfach zusammenhalten."
Wie wurde das denn finanziert? Hat die Batavia noch einen Piraten-Schatz in der Bilge gebunkert?
"Natürlich nicht. In der Zeit habe ich die beiden Logbücher herausgebracht, die sich mit der Geschichte der Batavia beschäftigen. Sie wurden zu einem riesigen Erfolg. Dafür ein großes Dankeschön an alle Fans. Jetzt läuft das Kulturprogramm erst mal wieder und damit auch die Einnahmen, aber wir wollen die Batavia noch see- und krisenfester machen."
Wie das?
"Wir haben einen Förderverein für die kulturelle Arbeit gegründet - und freuen uns, wenn bei ihm möglichst viele Menschen anheuern. Denn die Kosten sind hoch. Allein das Kulissenlager verschlingt viel Geld. Und das Schiff selbst muss instand gehalten werden. Ich bin täglich von morgens bis abends an Bord, klopfe Rost, male, repariere, kümmere mich um Kulissen und vieles mehr. Wenn man dafür immer einen Handwerker rufen müsste, könnte man das gar nicht bezahlen. Die Batavia müsste mal aus dem Wasser und komplett saniert werden. Da sind Riesenkosten zu erwarten."
Gibt es noch mehr Änderungen?
"Natürlich habe ich beim Theater weiterhin das Ruder in der Hand. Aber die Kombüse und die Messe managt jetzt Tom Schmitt. Das macht er klasse.Er hat die Karte noch mehr auf regionale Bio-Küche umgestellt und kauft so viel wie möglich in der Nachbarschaft ein. Die Gäste finden's gut."
Nun ein Blick zurück. Erinnerst du dich noch an die ersten Jahre? Was war damals anders in punkto Batavia-Kultur?
"Es war Aufbau mit viel Arbeit. Die Theaterbühne war ja zunächst auf dem Oberdeck, die musste ich dann im Unterdeck bauen. Dann mussten die Kontakte zu den vielen Künstlern geknüpft werden. Wir wollten ja immer wieder was Neues zeigen. Immer wieder neue Ideen sind wichtig. So kam es dann beispielsweise auch zum Freilicht-Kino und Kleinkunstfestival. Unverzichtbar waren all die Helferinnen und Helfer, die Musikerin Lya Benndorf zum Beispiel oder auch Herbert, der hier alles in Schuss gehalten hat."
Die Batavia war damit dann ja auch ein Impuls-Geber für die Kultur in der Stadt...
"Hier auf der Batavia fanden sich die Retter des Reepschlägerhauses zusammen, hier lag mit der VHS-Laienspielgruppe mit Andy Neill die Keimzelle des Theaters Wedel. Heinz Kegel hat hier am Klavier gesessen und die Musik fürs erste Wahlkabarett gespielt. Hier wurde 1975 das Kulturforum gegründet.
Die Batavia ist auch in Hamburg und bis Elmshorn und weit drüber hinaus eine feste Kultur-Größe. Welche Erklärung hast du dafür?
"Wir machen gute kulturelle Arbeit, halten Kontakt zu Künstlern, und zu uns kommen auch Leute, die so beliebt sind, dass sie viel größere Häuser füllen können, wie Alfons zum Beispiel. Und das Kindertheater ist eine feste Größe. Meine Frau Angelika macht hervorragende Werbung und hält den Kontakt zur Presse, sodass das Publikum immer wieder an uns erinnert wird. Das ist eine wahnsinnige Arbeit! Ohne Angelika wäre ich aufgeschmissen."
Wie hat sich das Publikum geändert?
"Einerseits altert das Publikum. Old-Time-Jazz-Fans sind zwar ein ganz treues Publikum, und ich bin glücklich, dass sie kommen. Aber sie werden nicht jünger. Das gilt übrigens auch für die Jazzer - manche sind so alt, dass wir sie schon mit der Sackkarre an Bord fahren müssen.(Grient). Das Publikum plant heute weit voraus. War es früher so, dass flexibel entschieden wurde, ,heute geh'n wir mal auf die Batavia und gucken, was los ist', werden Karten für Veranstaltungen teils Monate im Voraus bestellt. Und das übers Internet."
Wie reagierst du darauf?
"Wir ziehen da mit, halten unsere Webseite auf dem Laufenden und versuchen, in den elektronischen Medien präsent zu sein."
Was ist in all den Jahren gleich geblieben?
"Wir haben ein treues Stammpublikum. Das ist generationenübergreifend. Kinder aus den 80er- und 90er-Jahren, die damals Pippi Langstrumpf oder Lolli Molli guckten, von dem es mittlerweile zehn Stück gibt, haben heute selbst Kinder, ihre Mütter sind Großmütter. Sie kommen vorbei und amüsieren sich: die Kinder über das Stück, die Eltern und Großeltern freuen sich über die Kinder. Und viele denken an ihre schönen Kindertage zurück." (Jörg Frenzel /kommunikateam GmbH)
Am kommenden Wochenende steigt die große Jubiläumsfete. Hannes gibt einen aus. Details dazu auf www.batavia-wedel.de