Seniorenassistenz: Stadt hilft bei Start in Selbstständigkeit

Großer Bedarf an Assistenzkräften für ältere Damen und Herren.

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Selbstständig für Seniorinnen und Senioren in Wedel im Einsatz. Seniorenassistentinnen wie (von rechts) Roswitha Stolle, Taina Müller und Michele Kleinworth. Foto: Stadt Wedel/Kamin
Selbstständig für Seniorinnen und Senioren in Wedel im Einsatz. Seniorenassistentinnen wie (von rechts) Roswitha Stolle, Taina Müller und Michele Kleinworth. Foto: Stadt Wedel/Kamin

Das Seniorenbüro der Stadt Wedel sucht wieder Menschen, die mit einer Kompaktschulung in die Selbstständigkeit als Seniorenassistentinnen oder –assistenten gleicht doppelt Perspektiven schaffen wollen: für sich als Einstieg in einen Markt mit hoher Nachfrage - und für Seniorinnen und Senioren, die gern diese besonders persönliche Art der Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Das Seniorenbüro der Stadt Wedel unterstützt Frauen und Männer, die sich als Seniorenassistentin oder als Seniorenassistent zertifizieren lassen wollen und begleitet im Anschluss fachlich.

Seniorenassistentinnen und -assistenten schließen – finanziert von Krankenkassen, Sozialamt oder privat von den Nutzern – die Lücken in der Seniorenbetreuung, die von Pflegediensten nicht abgedeckt werden können: „Sie besuchen regelmäßig die gleichen Seniorinnen und Senioren, um mit Ihnen Zeit zu verbringen. Was in dieser Zeit geschieht, können die Damen und Herren selbst entscheiden. Wir spielen Spiele, gehen gemeinsam Einkaufen, füllen Anträge aus, unterstützen im Haushalt oder beschäftigen uns mit der Lebensgeschichte der Menschen“, beschreibt Andrea Hartmann ihren neuen Beruf als Seniorenassistentin. „Es geht eher um die Qualitätszeit, die gemeinsam gestaltet wird. Pflegerische Tätigkeiten muss ich nicht übernehmen“, erklärt sie weiter.

Hartmann war 2020 die erste Frau in Wedel, die das Zertifizierungsprogramm nutzte, in die Selbstständigkeit startete und schnell ausgebucht war. Inzwischen sind mit Hartmann sechs Frauen in Wedel als Seniorenassistentinnen aktiv. Und alle sind bereits ausgebucht, weil das Interesse von Seniorinnen und Senioren an dem Persönlichen Assistenzangebot groß ist. Das schafft eine sichere Existenzgrundlage für die Neu-Selbstständigen.

Oft ist es das persönliche Interesse, mit Menschen zu arbeiten, aus dem heraus, wie bei Taina Müller, die Motivation zur Umschulung erwächst: „Meine an Demenz erkrankte Mutter habe ich seit 2005 intensiv betreut und vier Jahre lang die Angehörigengruppe Ihrer Dementen-Wohngemeinschaft geleitet. Daraus ist bei mir der starke Wunsch entstanden, mich beruflich zu verändern, mehr mit Menschen zu tun zu haben. Seit 2019 unterstütze ich Senioren im Alltag und habe mit dem Zertifikat ‚Senioren-Assistenz nach dem Plöner Modell‘ meine Leidenschaft auf eine professionelle Basis gestellt“, sagt Müller über ihren Weg zur Seniorenassistentin.

Das Seniorenbüro sucht diesmal explizite Interessierte die sich dem Thema Demenzbegleitung oder der aktiven Haushaltshilfe widmen möchten, da hier momentan die größten Engpässe zu verzeichnen sind.

 

Der Weg zum Zertifikat:

Alle Frauen haben mit Unterstützung des Seniorenbüros Wedel die Zertifizierung nach dem Plöner Modell abgeschlossen und sich anschließend landesrechtlich anerkennen lassen. Das war für sie der Schritt in die Selbstständigkeit, denn nun können ältere Damen und Herren sie für regelmäßige Hausbesuche in Anspruch nehmen. In den meisten Fällen übernehmen Krankenkassen oder das Sozialamt die Kosten für eine gewisse Stundenanzahl bei der Betreuung.

Die Kosten für die Zertifizierung, auf die in zwei kompakten Seminarwochenenden zum Beispiel in Hamburg oder Kiel vorbereitet wird, betragen rund 1900 Euro. Rund die Hälfte davon trägt auf Antrag das Land Schleswig-Holstein. Hier hilft Marcel Bauermeister, Leiter des Seniorenbüros der Stadt Wedel, Interessierten gern zum Beispiel beim Ausfüllen des Förderantrags. Die Zertifizierungswochenenden bei denen das notwendige Fachwissen vermittelt wird, sind auch die Basis für die Vernetzung der selbstständig agierenden Seniorenassistenzpersonen untereinander.

Im besten Fall profitieren von einer Zertifizierung gleich drei Beteiligte: die zertifizierte Person selbst, auf die eine neue berufliche Perspektive wartet, die Seniorinnen und Senioren, die derzeit noch auf langen Wartelisten für Betreuungszeit bei Seniorenassistentinnen stehen und schließlich das Seniorenbüro der Stadt Wedel: „Je mehr Seniorenassistentinnen und -assistenten hier in Wedel aktiv sind, desto leichter können wir passende Angebote vermitteln“, erklärt Bauermeister. Anders als Pflegedienste können Sozialassistentinnen eine viel höhere Beständigkeit in ihrem Service gewährleisten: „Es kommt immer dieselbe Person und das schafft Vertrauen und ist in vielen Fällen die Grundlage für ein freundschaftliches Verhältnis mit den Damen und Herren. Der Besuch ist für viele so etwas wieder Höhepunkt der Woche“, sagt Hartmann, die praktisch vom Start weg ausgebucht war.

Frauen und Männer, die sich für eine Zertifizierung als landesrechtlich anerkannte Seniorenassistentin im Rahmen des Plöner Modells interessieren, können mit Marcel Bauermeister vom Seniorenbüro Kontakt aufnehmen – per Telefon 04103/707-268 oder per E-Mail m.bauermeister(at)stadt.wedel.de . Auch ältere Menschen, die sich für eine Betreuung durch Seniorenassistenzpersonen interessieren, können sich bei Bauermeister melden ein paar Stunden stehen noch zur Verfügung.

Letzte Änderung: 16.07.2021

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