„Unerwartete Antworten“: Lehrerinnen-Biographie im neuen Licht

Vortrag über Biographie der Wedeler Lehrerin Magret Bechler.

in Leben in Wedel, Kultur & Bildung, Top-News

Ein Vortrag wirft ein neues Licht auf die Biographie der Lehrerin Margret Bechler, die an der Wedeler Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet hatte. Foto: Stadtarchiv Wedel
Ein Vortrag wirft ein neues Licht auf die Biographie der Lehrerin Margret Bechler, die an der Wedeler Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet hatte. Foto: Stadtarchiv Wedel

Am Freitag, 27. Januar, dem bundesweiten Tag zum Gedenken an die Opfer des NS-Staates erinnern in der Stadtbücherei Wedel gleich zwei Veranstaltungen an die Verbrechen des Regimes der Nationalsozialisten und wie weit die menschenverachtenden Strukturen auch tief in den Alltag der Deutschen vorgedrungen waren. Eine dritte Veranstaltung findet am Gedenkstein an der Rissener Straße statt:

 

Um 17 Uhr beleuchtet der „Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit“ mit Gästen den Wedeler KZ-Gedenkstein, wie von der Gedenkstätte Wannseekonferenz erbeten. Wer kann sollte mit einem Windlicht oder einer entsprechenden Beleuchtung in die Rissener Straße kommen zum Gedenkstein unterhalb des Lidl-Parkplatzes. Das Motto: „Lichter gegen Dunkelheit“.

Um 18 Uhr beginnt – organisiert vom Stadtarchiv Wedel – der Vortrag von Sven Hüber mit dem Titel „Unerwartete Antworten“ – Das vergessene Hinrichtungsopfer Albert Jacob und die Wedeler Lehrerin Margret Bechler (Details zu dieser Veranstaltung weiter unten).  

Um 19.30 Uhr folgt die gemeinsame Veranstaltung des „Arbeitskreises der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, der Amschler-Stiftung und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA, in der viele Opfer des NS-Regimes organisiert sind). Informationen zu dieser Veranstaltung finden Interessierte unter diesem Link.

 

 

Vortrag: „Unerwartete Antworten – Das vergessene Hinrichtungsopfer Albert Jacob und die Wedeler Lehrerin Margret Bechler“

27. Januar 2023, 18 Uhr, Stadtbücherei Wedel

Die Erinnerungen der Wedeler Lehrerin Margret Bechler, die unter dem Titel „Warten auf Antwort“ veröffentlicht wurden, hat viele Leserinnen und Leser gefunden. Durch intensive Recherche stieß Sven Hüber, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, auf Widersprüche in den Memoiren und förderte Erkenntnisse zutage, die Bechlers Rolle während des NS-Regimes in ein neues Licht rücken.

Zum Inhalt:

Am Nachmittag des 17. Juli 1944 starb der Bergwerksheizer Albert Jacob im Zuchthaus Brandenburg-Görden unter dem Fallbeil. Der Zwickauer hatte im Rundfunk des „Nationalkomitee Freies Deutschland“ gehörte Lebenszeichen deutscher Kriegsgefangener an deren Angehörige weitergegeben. Margret Bechler, die Ehefrau eines gefangenen Wehrmachtsmajors, hielt ihn deswegen fest und übergab ihn der Gestapo. Der Volksgerichtshof wertete das ihr überbrachte Lebenszeichen als „Rundfunkverbrechen“ und „Wehrkraftzersetzung“ und verurteilte Jacob zum Tode. Margret Bechler musste wegen der Denunziation von Albert Jacob nach fünfjähriger sowjetischer Internierung in der DDR eine weitere sechsjährige Haftstrafe verbüßen, bevor sie begnadigt wurde. Sie übersiedelte nach Wedel und arbeitete hier viele Jahre als Lehrerin. Mit ihren vielfach aufgelegten Erinnerungen „Warten auf Antwort“ erhielt sie in der Bundesrepublik große mediale Aufmerksamkeit. Albert Jacob und die Hintergründe seines Todes hingegen gerieten in beiden Teilen Deutschlands weitgehend in Vergessenheit.

Sven Hüber (stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei) suchte in zahlreichen Archiven nach Spuren Albert Jacobs und Margret Bechlers mit überraschenden, bisher unbekannten Einsichten und historischen Details. In seiner Veröffentlichung zeigt er auch auf, wie Zwickauer Nachbarinnen mit Bürgersinn couragiert für Albert Jacobs Leben eintraten.

Am Freitag, 27. Januar 2023 wird er in der Stadtbücherei Wedel darüber referieren. Der Vortrag findet um 18 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Karten sind in der Stadtbücherei erhältlich.

Eine ausführliche Biographie von Margret Bechler finden Interessierte auf Wikipedia unter diesem Link. Sie war lange Jahre Lehrerin an der Albert-Schweitzer-Schule und wohnte in Wedel.

 

Zum Referenten:

Sven Hüber (58), Erster Polizeihauptkommissar in der Bundespolizei und studierter Gesellschaftswissenschaftler, ist Stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der mit über 200.000 Mitgliedern größten Polizeiorganisation. Er engagiert sich seit vielen Jahre in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit, so als Initiator der „Stelen der Erinnerung“ für Opfer der Nazi-Herrschaft auf dem Jüdischen Friedhof in Görlitz. Im Rahmen eines Projekts der politischen Bildungsarbeit der Polizeigewerkschaft recherchiert er das Schicksal von Albert Jacob und Bernhard und Margret Bechler.

 

 

Hintergrund 27. Januar:
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Tag erinnert an die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden. Mehr Informationen zum Gedenktag und dessen Hintergründe hat die Bundeszentrale für politische Bildung unter diesem Link zusammengestellt.

Letzte Änderung: 23.01.2023

Mit freundlicher Unterstützung von...