Vor 80 Jahren wurde Wedel zerbombt

In der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943 legten britische Flieger die Stadt in Trümmern - aus Versehen

in Leben in Wedel

Ruinen
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Nach dem Angriff wurden Blindgänger an der Elbe zusammengetragen. Foto: Maushake/Stadt Wedel
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Die Kirche Johann Rists - nur noch Ruine.
ausgebranntes Haus
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Das Kino Schauburg in der Bahnhofstraße - es gehörte nach dem Angriff zu den ersten Gebäuden, die wieder aufgebaut wurden. Denn Volksaufklärung und Propaganda mussten weitergehen.

Bachmut, Mariupol, Charkiv - schlimme Bilder von im Krieg zerstörten Städten schockieren die Menschen ganz aktuell. Was viele kaum mehr wissen, woran die Stadt aber jedes Jahr am 3. März bei einer Gedenkfeier auf dem Friedhof erinnert: Vor genau 80 Jahren sah es in Wedel ähnlich aus. Denn 149 Lancaster-, 123 Wellington-, 83 Halifax-, und 62 Stirling-Bomber der Royal Airforce griffen die Stadt an. Die Engländer zerstörten 235 Häuser total und 219 schwer. 404 wurden erheblich und 394 leicht in Mitleidenschaft gezogen. Und sie töteten 37 unschuldige Menschen, verletzten 157. Die Stadt wurde in ähnlicher Weise ausradiert, wie die Städte in der Ukraine.

Der so vergängnisvolle Angriff war ein Versehen. Es war eine Kombination von Fehlern, die die Engländer an jenem 3. März 1943 zwischen 21 und 22 Uhr dazu brachte, Hunderte von Sprengbomben und Luftminen sowie Zigtausende von Brandbomben über der friedlichen Kleinstadt auszuklinken. Denn eigentlich sollte der Bahnhof Altona zerstört werden. Der erste Fehler unterlief den Pfadfindern, die an der Spitze der Bomber-Flotte flogen. Die Piloten orientierten sich  am Verlauf der Elbe.

Weil zum Zeitpunkt des Angriffs Ebbe herrschte, missdeuteten sie die Sandbänke als Verengung vor Altona ("where the river narrows") und setzten ihre Leuchtmarkierungen, die "Tannenbäüm"  rund 15 Meilen flussabwärts von Hamburg: "unfortunately" - "unglücklicherweise", wie die Statistiker des Grauens im "Night Raid Report No. 282" des britischen Bomberkommandos. lapidar bemerkten.

Ein zweiter Fehler bestärkte die Engländer in ihrer Fehleinschätzung, die angegriffene Stadt sei Hamburg. Es war tatsächlich die Verwechslung der zum Mühlenteich gestauten Aue und Außenalster. "Durch Erhöhung des Dammes hat der Feind einen kleinen See in der Form der Außenalster produziert. Der Tarn-See ist viel kleiner, hat nur ein Viertel der Dimensionen der Außenalster, was aus großer Höhe schwer zu schätzen ist", heißt es in dem Bericht des Bomberkommandos. Der "Feind" - das waren in diesem Fall jedoch nicht die Pioniere der Wehrmacht, die mit Wasserbauten die Flieger verwirren wollten, sondern ganz simpel der Müller. Er staute nämlich im Herbst immer den Teich auf, damit das Gewässer auch in strengen Wintern nicht bis zum Grund zueisen konnte.

Wedel war nach dem Angriff nicht mehr wiederzuerkennen. (Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH, 4.3.2023)

 

 

Letzte Änderung: 08.03.2023

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