Die Pandemie hat uns seit zwei Jahren im Griff. Die Inzidenzen sind hoch und viele Menschen aller Altersklassen waren und sind am Corona-Virus erkrankt. Für alte Menschen kann eine Infektion mit Covid-19 besonders gefährlich sein, daher versuchen die Verantwortlichen in den stationären Pflegeheimen und Wohnanlagen in Wedel mit umfassenden Hygienekonzepten die Seniorinnen und Senioren zu schützen. Wir haben uns in einigen Einrichtungen umgehört, wie die Lage war und ist.
In einer Nebenstraße ganz nah am Klövensteen liegt seit 1987 das familiengeführte Seniorenpflegeheim Heuwer. 42 ältere Menschen können hier in Einzel- und Doppelzimmern gepflegt und umsorgt von einem gut ausgebildeten Team von 30 Mitarbeitenden ihren Lebensabend verbringen. Florian und Kirsten Heuwer und ihrem Team aus Fachkräften der Alten- und Krankenpflege und den Pflegehilfskräften ist es in den vergangenen zwei Jahren gelungen, Coronainfektionen fernzuhalten.
Erreicht wurde es, laut dem Geschäftsführer Florian Heuwer, durch ein striktes und transparentes Hygienekonzept. Viele Bausteine waren die Basis dafür, unter anderem die Einrichtung eines Besucherzimmers für die getesteten Angehörigen, vertrauensvolle Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihren Angehörigen und auch mit den Mitarbeitenden. "Uns war es wichtig, unserem Pflegepersonal, das schon zum Teil 35 Jahre bei uns ist, alle Informationen und Erklärungen zur Verfügung zu stellen. Wir haben uns die Zeit genommen und schnell die Flut von Informationen kanalisiert, richtige von falschen Nachrichten unterschieden, haben damit Ängste genommen und unter anderem unsere Angestellten überzeugt, sich auch impfen zu lassen. Hier kennt jeder jeden und eine vertrauensvolle, kollegiale und ruhige Arbeitsatmosphäre liegt uns am Herzen", erläutert der Betriebswirt für Pflegemanagement. "Natürlich war es ein großer Aufwand, die Besucherkontrollen durchzuführen, die Daten zu erfassen und vor allem mit der Unterstützung der Ärzte und des Gesundheitsamtes Impfungen für unsere Bewohnerinnen und Bewohner perfekt, unbürokratisch und zeitnah durchzuführen“, ergänzt Verwaltungsleiter Tino Dlugosz. Doch die durchgearbeiteten Nächte haben sich gelohnt, wenn alle gemeinsam gut durch die schwere Zeit kommen.
AWO-Wohn- und Servicezentrum Wedel
Ein multiprofessionelles Team motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreut seit vielen Jahren in der Rudolf-Breitscheid-Straße bis zu 59 Bewohnerinnen und Bewohner. In der "WOHNpflege" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gibt es etwa 17 bis 26 Quadratmeter große gemütliche Zimmer zum Teil mit Terrasse und Balkon.
Der Beginn der Pandemiezeit war besonders anstrengend, aber auch nach zwei Jahren Corona ist, so berichtet Einrichtungsleiter Peter Schilling, die "Mehrbelastung weiterhin hoch". Die Tür der Einrichtung muss zum Schutz der Senioren geschlossen gehalten werden, und es muss von allen Besucherinnen und Besuchern und Externen der Impf- oder Teststatus kontrolliert werden. Das lässt sich, so Schilling, nur mit festen Einlasszeiten und dem Engagement von Extrakräften realisieren. „In der Anfangszeit gab es einzelne Angehörige, die kein Verständnis für die behördlich vorgeschriebenen Einschränkungen zeigten und darüber diskutieren wollten, was uns zusätzlich Zeit und Energie gekostet hat. Aber ohne besondere Maßnahmen und die vorgeschriebenen Kontrollen geht es nun mal nicht. Denn schließlich ist die Gesundheit und das Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner unser wichtigstes Anliegen", erläutert der AWO-Experte.
Die Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht, dem Gesundheitsamt und den Wedeler Hausärzten beschreibt der Pflegefachmann als "sehr gut und vertrauensvoll". Man gebe sich große Mühe, alle durch entsprechende Hygienemaßnahmen und eine gute Impfquote bestmöglich zu schützen. Soweit es möglich war, konnten interne Betreuungs- und Beschäftigungsangebote aufrechterhalten werden. Auch der Gottesdienst mit der evangelischen Kirchengemeinde hat bereits wieder stattgefunden. „Unser buntes Sommerfest unter freiem Himmel konnte bereits im letzten Jahr unter Einhaltung aller Auflagen wieder gefeiert werden, und auch für dieses Jahr hat sich unser Festausschuss einiges vorgenommen“, erklärt Peter Schilling zuversichtlich.
Johanniter-Seniorenanlage Heinrich-Gau
Die Johanniter-Seniorenanlage Heinrich-Gau bietet von betreutem Wohnen in 50 Appartements bis zur stationären Langzeitpflege mit 48 Einzel- und sechs Doppelzimmern im schönen Alt-Wedel am Rand der Elbmarsch an. Das Team von 60 Mitarbeitenden umsorgt in der modernen Anlage angrenzend an die Wedeler Auen derzeit 60 Bewohnerinnen und Bewohner.
Diese Idylle wurde vor zwei Jahren durch Covid-19 getrübt. "Wir konnten zwei Jahre das Virus aus der Einrichtung fernhalten, aber mit Verbreitung der Omikronvariante 2022 überrollte es uns förmlich. Wir haben alles getan, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Es war eine anstrengende Zeit, in der Senioren und auch Mitarbeiter betroffen waren", erläutert die Leiterin Bettina Baumann. Die Speisesäle mussten geschlossen werden und die Bewohnerinnen und Bewohner in den Zimmern bleiben. "Durch das große Engagement und die Disziplin des Personals und die unbürokratische Unterstützung des Gesundheitsamtes, das sich unter anderem um die Durchführung der PCR-Tests gekümmert hat, gelang es, die Situation in den Griff und die Anlage in relativ kurzer Zeit wieder 'covidfrei' zu bekommen", erklärt die Pflegedienstleiterin Joanna Zittermann-Dereszkiewicz. Zum Glück mussten die Erkrankten auch nicht ins Krankenhaus verlegt werden.
Rückblickend stellt Baumann fest, dass das "freundschaftliche Miteinander wesentlich dazu beigetragen hat, die lange Zeit seit Pandemiebeginn besser durchzustehen". Eines sei dabei offensichtlich geworden, dass die Pandemie dafür gesorgt habe, dass viele Menschen empathischer miteinander umgehen und in der Not sogar neue Freundschaften zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern entstanden seien.
Die Seniorenresidenz Graf Luckner Haus ist eine genossenschaftliche Einrichtung der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft e.G.. Sie liegt direkt an der Elbe. In den von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst eingerichteten 209 Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements gibt es je nach Wunsch und Bedarf den entsprechenden Komfort und Service. Das Angebot reicht vom 24-Stunden-Notruf bis zu einer ambulanten Dauerpflege. Darüber hinaus erleichtern unter anderem ein Kiosk für den kleineren Einkauf, ein Restaurant, ein Café, ein Bewegungsbad, eine Bibliothek und ein Friseursalon das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner. Während der Pandemie "ist das Leben ruhiger geworden", so beschreiben Marianne Romahn und Ilse Wegner, Beiratsmitglieder, ihr Leben in der jüngsten Zeit. Das Essen wurde in die Appartements geliefert, und interne Veranstaltungen konnten nicht mehr stattfinden. "Die Betreuungskräfte und das ganze Personal haben sich mit großem Elan darum bemüht, möglichst viele Angebote im Haus aufrechtzuerhalten. Da wurden kleine Gedichte, zum Beispiel von Wilhelm Busch, eben mal am Telefon vorgetragen. Denn neben dem alltäglichen Service sind die Ansprache und der Austausch hier im Hause ganz wichtig", erläutert die Einrichtungsleiterin Grada Jakobs-van Drie. Das Graf-Luckner-Haus ist, laut der gebürtigen Niederländerin, "gut über die Runden gekommen". Es gab in der langen Zeit vier positive Tests, aber ohne Symptome. "Wir haben hier etwa 80 Mitarbeitende, die sich um rund 220 Menschen kümmern. Da ist es ein großer Erfolg, und das haben wir hier ausschließlich der unermüdlichen Arbeit der Leitung und Mitarbeiter mit einem ausgezeichneten Hygienekonzept und einem Pandemieplan zu verdanken. Sogar Reihentestungen fanden statt und auch Impfungen wurden organisiert. Wir sind dafür sehr dankbar", stellen die Bewohnerinnen Marianne Romahn und Ilse Wegner fest.
Bleibt zu hoffen, dass es weiter gelingt, die Seniorinnen und Senioren in den Wedeler Einrichtungen weitestgehend zu schützen und dass der kommende Sommer zur Entspannung beiträgt und ein bisschen Normalität wieder Einzug hält. Denn die Außenkontakte und die vielen bunten Veranstaltungen in den Häusern waren und sind für viele wichtig für das seelische Wohlbefinden.