Die Ärztinnen und Ärzte des Gesundheitsnetz Region Wedel (GRW) schieben derzeit Überstunden, und das gratis und vor allem gern. Einsatzort ist das ehemalige Wedeler Krankenhaus, das der Kreis Pinneberg als Erstaufnahmeeinrichtung für jene Menschen betreibt, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind. Und mindestens ebenso großen Einsatz zeigen die Helferinnen und Helfer, die der DRK-Kreisverband Pinneberg aus vielen Orten des Kreises zusammengezogen hat, um Frauen, Kindern, Senioren und ausgemusterten Männern nach schrecklichen Erlebnissen zur Seite zu stehen.
Montags, mittwochs und freitags haben GRW-Vorsitzender Dr. André Plümer und seine Kolleginnen und Kollegen ihren Behandlungsraum geöffnet. Zwischen fünf und zehn Personen kommen jeweils in die Sprechstunde. Durchfall, Verstopfung und Blutdruckprobleme sind die häufigsten Krankheiten - und oft Zahnschmerzen. Unter den rund 160 Geflüchteten, die im Moment an der Holmer Straße wohnen, gibt es auch einige Corona-positiv Getestete - sie wohnen in Quarantäne. Selbstverständlich werden auch Medikamente ausgegeben, wenn nötig. Sie werden dann von DRK-Helferin Sabine Schiemann aus Tornesch organisiert.
Doch das Besorgen von Medikamenten ist nur ein ganz kleiner Teil der Dinge, die Stephan Isachsen vom DRK-Katastrophenschutz und die vielen anderen freiwilligen Helferinnen und Helfer erledigen. Sie haben den ehemaligen Gebäudekomplex der Regiokliniken, der von einem Investor bereitwillig parat gestellt wurde, mit Feldbetten & Co. so wohnlich wie möglich ausgestattet. Sie kümmern sich ums leibliche Wohl mit drei Mahlzeiten am Tag - die warme sogar in vegetarischer und in halal-Variante. Sie stehen für Rat und Wünsche parat, besorgen alles Nötige fürs tägliche Leben. Das DRK-Wedel hat eine Außenstelle seiner Kleiderkammer eingerichtet und bereitet eine Kinderbetreuung vor.
Stephan Isachsen freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung und der Stadt Wedel und besonders über das Engagement "seiner" Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Sie haben sich entweder vom Arbeitgeber frei stellen lassen, nutzen studienfreie Zeit oder haben sogar Urlaubstage genommen.
Alle Beteiligten geben sich große Mühe - und die Dankbarkeit dafür ist groß. Beispielsweise von Irina. Sie hat mit ihren Kindern Alex (6) und Kirill (15) elf Tage lang in einem Keller in Charkiw vor den russischen Bomben Schutz gesucht. Dann flüchtete sie - ihre Mutter ließ sie zurück, sie wollte nicht mit. Irina sagt: "Wir fühlen uns hier wohl. Aber wir möchten trotzdem so schnell wie möglich nach Hause." (Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH, 21.3.2022)