Wolfgang Abermeth und seine 150.000 Freundinnen

Als Imker ist er ein wichtiger Naturschützer. Lesen Sie unseren Bericht und sehen sie unseren Film.

Wer Wolfgang Abermeth mit seinem Fahrrad sieht, wundert sich vielleicht über die Biene aus Gummi, die an seinem Lenker als Hupe fungiert. Wer ihn kennt, der weiß, das sich beim 75-Jährigen nicht nur auf dem Rad alles um die Biene dreht. Wolfgang Abermeth ist einer von nur ganz wenigen Imkern in Wedel. Bis 2001 war er bei der Stadt Wedel angestellt, dann begann seine zweite Karriere - er wurde Imker.

Gut geschützt nähert sich Wolfgang Abermeth den kleinen Fliegern. Foto: Alexander Landsberg/kommunikateam
Gut geschützt nähert sich Wolfgang Abermeth den kleinen Fliegern. Foto/Film: Alexander Landsberg/kommunikateam, Gut geschützt nähert sich Wolfgang Abermeth den kleinen Fliegern. Foto: Alexander Landsberg/kommunikateam

Ein alter Bekannter fragte ihn noch vor seiner Pensionierung, ob er sich das mit den Bienen mal angucken wolle. Abermeth guckte und merkte schnell: die Bienen und er, das passt. Als sein Bienenlehrer plötzlich verstarb, übernahm er seine Bienen. „Ich bin da so reingerutscht“, sagt Wolfgang Abermeth. Die meisten Imker üben den Beruf wie Abermeth nur in ihrer Freizeit aus, deutschlandweit liegt der Anteil der Freizeitimker bei 95 Prozent. 

Zwar blüht und grünt es in Wedel viel, aber ein ideales Bienengebiet ist die Landschaft nicht, sagt Abermeth. Viel zu viele Baumschulen und Landwirte prägen die Landschaft, gleichzeitig gibt es nur wenige Wildpflanzen, Wälder, Wiesen. Die Folge: Viele Blüten über einen kurzen Zeitraum wie beim Raps sorgen dafür,  dass es kurzfristig ein gewaltiges Blütenangebot gibt. Aber übers Gesamtjahr gesehen, geht den Bienen die Nahrung aus. Doch das sei nicht das einzige Problem. Wetter, Schädlinge und der Einsatz von Pestiziden machen den Bienenvölkern ebenfalls zu schaffen.

In Abermeths Bienenparadies, versteckt gelegen hinter einem mit Efeu bewachsenen Gartentor, ist die Welt noch in Ordnung. Gräser, Büsche, blühende Bäume, Brombeeren - den Garten an der Grenze zu den Holmer Sandbergen überlassen er und ein Imkerkollege weitesgehend der Natur. Natur, diesen Begriff verwendet Abermeth häufig, versteht er sein Hobby doch als besten Beitrag für den Naturschutz. Schließlich übernehmen die Bienen eine mit der Bestäubung von Pflanzen in der Natur zentrale Aufgabe für die pflanzliche Fortpflanzung. Rund 80 Prozent der 2000 bis 3000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Honigbienen als Bestäuber angewiesen.

Allein in Abermeths Bienenstöcken summen etwa 150 000 Bienen vor sich hin, fast jeden Tag fährt er hier raus und guckt nach dem rechten. „Die Tiere brauchen viel Aufmerksamkeit“, sagt er. Maximal zehn Tage Urlaub könne er machen, dann müsse er sich wieder um seine fünf Bienenvölker kümmern. Diese aufwendige Arbeit wollen immer weniger Menschen machen. So sank der Anteil der Imker in Schleswig-Holstein von 3374 im Jahr 1991 auf 2650 im Jahr 2012 und mit ihnen auch der Anteil der Bienenvölker.

Dennoch sei die Imkerei das schönste Hobby, was er sich nur vorstellen könne, schwärmt Abermeth. Gerade die vielen Unwägbarkeiten und die komplexen Aufgaben der Bienenzucht sind für ihn  immer eine spannende Herausforderung. Das ganz nebenbei jährlich etwa 200 Gläser bester Wedeler Honig dabei herausspringen sei ein netter Nebeneffekt. Zu kaufen gibt es seinen Honig aber nicht. „Den verschenke ich nur“, sagt er. „Es ist das beste Geschenk, was man machen kann“.

Doch in Wedel gibt es nicht nur Imker, unter www.koenigs-bienen.de betreiben Heiner Thobe und Benjamnin Hinkelmann einen Versandhandel für Bienenköniginnen, die für den Nachwuchs innerhalb eines Bienenvolks sorgen.

Wer selbst Interesse an der Tätigkeit des Imkers hat, kann sich beim Deutschen Imkerbund informieren. Der Landesverband Schleswig-Holstein sitzt in Bad Segeberg und ist online unter www.imkerschule-sh.de vertreten.

In Bad Segeberg sitzt auch Schleswig-Holsteins einzige Imkerschule. Hier können Interessierte den amtlichen Lehrberuf Tierwirt, Fachrichtung Imkerei erlernen. Die Ausbildung dauert regulär drei Jahre, eine Weiterbildung zum Imkermeister ist ebenfalls möglich.

Fakten zu Bienen und Honig

Das Sammelgebiet eines Bienenvolkes umfasst etwa 50 Quadratkilometer

Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund 120000 Kilometer zurücklegen, also drei Mal um die Erde

Jeder Imker hält durchschnittlich 7,3 Bienenvölker

In Deutschland gibt es etwa 94000 Imker und 750000 Bienenvölker

Jedes Bienenvolk produziert 15 bis 20 Kilo Honig im Jahr

Jeder Deutsche verzehrt etwa 1,2 Kilogramm Honig im Jahr 

Der weltweite volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung durch Honigbienen liegt weltweit bei 70 Milliarden US-Dollar

Als Nutztier hat die Biene hinter Rind und Schwein die drittwichtigste Bedeutung  (Quelle: Deutscher Imkerbund)