Hinter den Kulissen des Osterfeuers

Bestes Wetter und dementsprechend viele Gäste: Ein angemessener Lohn für die ehrenamtlichen Brandschützer, die am Ostersamstag traditionell das Osterfeuer auf dem Festplatz ausrichteten.

in Freiwillige Feuerwehr, Jugendfeuerwehr

Das gute Wetter bescherte der Feuerwehr viele Osterfeuer-Besucher
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Das gute Wetter bescherte der Feuerwehr viele Osterfeuer-Besucher, Das gute Wetter bescherte der Feuerwehr viele Osterfeuer-Besucher
Kevin Evers (links) ist der Herr über den Versorgungswagen
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Kevin Evers (links) ist der Herr über den Versorgungswagen, Kevin Evers (links) ist der Herr über den Versorgungswagen
Mitglieder der Jugendfeuerwehr machen Werbung ...
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Mitglieder der Jugendfeuerwehr machen Werbung ..., Mitglieder der Jugendfeuerwehr machen Werbung ...
... für die selbst gebackenen Waffeln
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... für die selbst gebackenen Waffeln, ... für die selbst gebackenen Waffeln
Volle Konzentration am Zapfhahn
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Volle Konzentration am Zapfhahn, Volle Konzentration am Zapfhahn
Anlaufstelle für Anliegen aller Art: Der Einsatzleitwagen der Feuerwehr
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Anlaufstelle für Anliegen aller Art: Der Einsatzleitwagen der Feuerwehr, Anlaufstelle für Anliegen aller Art: Der Einsatzleitwagen der Feuerwehr

Während viele der mehr als tausend Besucher in die Flammen schauen, die kurz zuvor von Wedel Bürgermeister Niels Schmidt und Stadtpräsident Michael Schernikau entfacht worden waren, stärken sich andere mit Stockbrot und Waffeln von der Jugendfeuerwehr, Bratwurst, Pizza, Gyros und Crêpe. Dazu ein kühles Getränk, das Wedels ehrenamtliche Brandschützer an einem der beiden Getränkewagen ausschenken. Mittendrin ein Feuerwehrmann mit Funkgerät, wachem Blick und schnellem Schritt: Lucas Sandweg ist der Organisator des Osterfeuers, das er gemeinsam mit seinen Kameraden Norbert Carstens und Philip Brandt vorbereitet hat. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie viel Arbeit in dieser Traditionsveranstaltung steckt.

Nachdem die Rahmenbedingungen innerhalb der Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr geklärt sind, werden die Standplätze vergeben. Im Laufe der Jahre hat die Feuerwehr gute Beziehungen geknüpft, sodass für das leibliche Wohl der Besucher stets gesorgt ist. Wenn dann noch die Verkaufsstände für die Getränke angemietet sind, kann die Werbung für das Osterfeuer beginnen. Mitarbeiter des Bauhofs sorgen dafür, dass an den Werbeflächen der Abfallbehälter im gesamten Stadtgebiet auf das Osterfeuer hingewiesen wird. Zusätzlich hat Sandweg Handzettel an die Kindergärten verteilen lassen, denn große rote Autos mit Blaulicht und Stockbrot sowie Waffeln von der Jugendfeuerwehr sind überzeugende Argumente für die jüngeren Besucher.

Schon Wochen vor der Veranstaltung wächst auf dem Festplatz der Haufen mit Astwerk und Gestrüpp an, der am Samstag von den Stadtoberhäuptern entzündet werden wird. Um zu verhindern, dass sich Wildtiere dort häuslich einrichten, wird der Haufen per Radlader mehrfach umgeschichtet. Das schwere technische Gerät stellt freundlicherweise die Firma Atlas aus Hamburg zur Verfügung. Die Strohballen, die das Anzünden erleichtern, stiftet der Hof Fährmannssand.

Ostersamstag, 10 Uhr morgens: Während viele Wedeler frühstücken oder die letzten Besorgungen für das bevorstehende Osterfest tätigen, herrscht auf dem Hof der Feuerwache emsiges Treiben. Die angemieteten Getränkestände werden auf den Festplatz manövriert und mit Wasser und Strom aus dem feuerwehreigenen Aggregat versorgt, im Pavillon der Jugendfeuerwehr werden die Waffeleisen bereitgestellt und die Stöcker eingeweicht, an denen später Kinder und Jugendliche ihr Stockbrot backen werden. Dazu müssen Paletten zerkleinert und verteilt werden, die später als "Backofen" dienen. Gegen Mittag sind die Vorbereitungen abgeschlossen.

Um 17 Uhr treffen sich alle wieder an der Feuerwache. Nach einer Stärkung mit selbst gekochtem Chili con carne aus der Gulaschkanone teilt der stellvertretende Wehrführer Uwe Brandt in einer kurzen Ansprache die wichtigsten Informationen mit den Anwesenden: Besetzung der Getränkestände, Funkkanal für die Kommunikation und – ganz wichtig – Verhalten bei einer Alarmierung. Denn auch während des Osterfeuers hat die Feuerwehr Wedel die Aufgabe, den Brandschutz in der Rolandstadt sicherzustellen. Aber wie organisiert man das, wenn sich ein Großteil der Einsatzkräfte um das Wohlergehen der Besucher kümmert?

Fast unscheinbar, weil routiniert, haben sich während des gemeinsamen Abendessens weitere Feuerwehrleute unter die Anwesenden gemischt. Man kennt sich, begrüßt sich freundlich. Die Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg gehört ebenfalls zur Tradition des Wedeler Osterfeuers. Die Kameradinnen und Kameraden aus der Kreisstadt haben sich jedoch nicht zum Feiern auf den Weg an die Elbe gemacht. Sie stellen an diesem Abend die Einsatzbereitschaft sicher – wie in jedem Jahr, ganz freiwillig. Eine Partnerschaft, auf die Wedels Einsatzkräfte vertrauen können und für die sie dankbar sind. Nun können die Wedeler Feuerwehrleute beruhigt hinüber zum Festplatz gehen: Das Osterfeuer kann beginnen.

"Wir brauchen ein neues Fass!" Kevin Evers nimmt per Funk die Bestellung aus einem der Getränkewagen entgegen. Er organisiert den Nachschub und schickt jetzt einen Kameraden mit dem Gerstensaft in Richtung Verkaufsstand. Dort haben vier Kameraden alle Hände voll zu tun, um die vielen Getränkebestellungen entgegenzunehmen, an ihre Kameraden an den Zapfhähnen weiterzugeben und das Geld zu kassieren. So manch einer frischt an diesem Abend seine Fähigkeiten im Kopfrechnen auf: "Vier Getränke bestellt, zwei Becher Leergut zurückgebracht, das macht inklusive Becherpfand ..."

Regelmäßig macht Sandweg seine Runde über den Platz, nimmt die Einnahmen an sich, bringt Wechselgeld, schaut und fragt, ob etwas fehlt. Die Einnahmen übergibt er an Volkmar Scholz. Der Kassenwart der Feuerwehr zählt und quittiert das Geld. Den Gewinn wird er später in die Kameradschaftskasse einzahlen, aus der gemeinsame Aktivitäten bezahlt werden, darunter das Wehrgrillen im Sommer. Was aber macht Scholz mit dem Spannungsprüfer, den der Kassenwart locker um den Hals trägt? Das wird klar, als plötzlich die Musik verstummt. Scholz läuft zum Stromerzeuger, prüft die Sicherungen, inspiziert die Stromabnehmer. Schnell ist die Ursache für den Stromausfall gefunden und die Sicherung wieder eingeschaltet – die Party geht weiter.

"Dreh deinen Kopf bitte mal auf die Seite." Das kleine Mädchen im Arm ihres Papas folgt den Anweisungen von Lutz Lotter, der daraufhin das Auge der Kleinen mit Wasser ausspült. "Besser?" Die Kleine nickt. Sie hatte am Feuer gestanden und dort etwas ins Auge bekommen. Die besorgten Eltern hatten sich daraufhin am roten Blinklicht orientiert, das den Standort des Einsatzleitwagens markiert. Dort kümmern sich Lotter und andere Kameraden um Fragen, Bitten und Hinweise jeglicher Art – von der Ersten Hilfe bis zum Beseitigen der Scherben einer Glasflasche, die ein Besucher mitgebracht und fallen gelassen hatte.

Ich treffe Sandweg, als ich mich gegen 22 Uhr auf den Weg zurück zur Feuerwache mache. Er ist zufrieden, denn das gute Wetter hat der Wehr einen ordentlichen Umsatz beschert. Noch wichtiger aber ist die gute Stimmung auf dem Festplatz, die auch zu späterer Stunde noch ungetrübt ist. Die Kameradinnen und Kameraden aus Pinneberg sind im Hof der Feuerwache in Gespräche vertieft. Zu einem Einsatz mussten sie nicht ausrücken. Alles in allem ein schöner Ostersamstagabend in Wedel. (Holger Koschek/Feuerwehr Wedel/21.4.19)

Letzte Änderung: 17.12.2019

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