Spezialausbildung für Gefahrguteinsätze erfolgreich absolviert

Sechs Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Wedel haben sich zu Experten im Umgang mit dem Chemikalienschutzanzug ausbilden lassen.

in Freiwillige Feuerwehr

Dieser kurz "CSA" genannte Anzug kommt immer dann zum Einsatz, wenn von einer atomaren, chemischen oder biologischen Kontamination der Einsatzstelle ausgegangen werden muss. Ein mögliches Szenario ist ein Verkehrsunfall, bei dem die Transportbehälter eines mit Chemikalien beladenen LKW beschädigt werden und der Gefahrstoff ungehindert ausläuft. Erste Priorität hat in diesem (wie auch in jedem anderen) Einsatzfall die Menschenrettung. Parallel dazu wird der Bereich um die Einsatzstelle großräumig abgesperrt und ein Dekontaminationsplatz eingerichtet, an dem alle Personen, die den Gefahrenbereich verlassen, gereinigt werden, um eine Verschleppung des Gefahrstoffs zu verhindern. Zusätzlich rüstet sich ein Trupp, bestehend aus zwei oder drei Atemschutzgeräteträgern, mit dem Chemikalienschutzanzug aus, um die weitere Kontamination des Gefahrenbereichs einzudämmen – im genannten Beispielszenario durch Abdichten der beschädigten Behälter.

Beim Anlegen des CSA ist Ruhe und Sorgfalt oberstes Gebot. Die Anzüge müssen absolut dicht sein, um ein Eindringen der Gefahrstoffe sicher ausschließen zu können. Deshalb dauert die Ausrüstung mit diesem Anzug insgesamt zehn bis fünfzehn Minuten. Je CSA-Träger ist ein Helfer erforderlich, der beim Anlegen des Atemschutzgeräts, eines Funkgeräts und des Anzugs unterstützt. Ist er vollständig ausgerüstet und steht ein Sicherheitstrupp mit gleicher Ausrüstung und Personenzahl parat, dann kann sich der CSA-Trupp an die Arbeit machen. Selbst kleine Aufgaben wie das Abdichten eines beschädigten Behälters werden im CSA zur kniffligen und schweißtreibenden Angelegenheit. Bedingt durch die Sichtscheibe der Atemschutzmaske und des Anzugs ist das Sichtfeld des CSA-Trägers eingeschränkt. Da seine Hände in einer Kombination aus mehreren Schutzhandschuhen stecken, ist viel Fingerspitzengefühl und Übung der richtigen Handgriffe nötig. Und sind auf dem Weg zur Gefahrenstelle Hindernisse zu überwinden, dann gelingt das in diesen Anzügen nur unter enormer Anstrengung. Die CSA-Azubis müssen körperlich fit sein, um mit dieser besonderen Belastung umgehen zu können. Und Interesse für das Thema mitbringen, denn die eigene Motivation ist ein Grundpfeiler für den Erfolg einer jeden Ausbildung.

Als Norbert Carstens und Björn Albert, die bei der Feuerwehr Wedel für die Atemschutzausbildung zuständig sind, ihre Idee eines CSA-Expertenteams vorstellten, meldeten sich spontan sechs Kameraden für diese Spezialausbildung. Die umfasste sieben Dienstabende, an denen jeweils 90 Minuten lang Theorie und Praxis des CSA-Einsatzes geschult wurden. Dabei konnte Björn Albert auf das Wissen seines Arbeitgebers, der Berufsfeuerwehr Hamburg, zurückgreifen. Neben dem Standardverfahren für den CSA-Einsatz wurden auch Sonderfälle trainiert, beispielsweise ein Versagen des Atemschutzgerätes. Um das Vertrauen in die Ausrüstung zu steigern, durften die Kameraden an einem Dienstabend so lange im CSA arbeiten, bis die Atemluftflasche leer war. Nach dem Absetzen der Atemschutzmaske stellten sie fest, dass die im Anzug befindliche Luftreserve für den Rückzug aus dem Gefahrenbereich ausreicht. Eine Dichtheitsprüfung der besonderen Art absolvierten die Feuerwehrleute, als sie sich mit den CSA-Anzügen im geschützten Bereich des Tonnenhafens die Elbe wagten.

Die Ausbildung hat nicht nur dafür gesorgt, dass die sechs aktiven Brandschützer zu Experten im Umgang mit dem CSA geworden sind, sondern auch kleine Schwächen aufgedeckt, die in der Theorie unerkannt bleiben und sich erst in der praktischen Anwendung zeigen. Damit das Wissen nicht verloren geht, erfolgt einmal im Jahr eine Auffrischung in Theorie und Praxis. Damit ist die Feuerwehr Wedel jetzt optimal für Gefahrguteinsätze gerüstet. (Holger Koschek/Feuerwehr Wedel/10.10.15; Fotos: Jens Buhr, Holger Koschek, Jan Kowalleck, Lucas Sandweg)

Letzte Änderung: 17.12.2019

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