Gedenken an das Grauen

Stadtpräsident Ulrich Kloevekorn legte Kranz für die Opfer des britischen Bombenangriffs vom 3. März 1943 nieder

in Rathaus & Politik

Ulrich Kloevekorn (Mitte) legte gemeinsam mit geschichtsbewussten Wedelerinnen und Wedelern einen Kranz in Erinnerung an die Bombenopfer nieder.
Ulrich Kloevekorn (Mitte) legte gemeinsam mit geschichtsbewussten Wedelerinnen und Wedelern einen Kranz in Erinnerung an die Bombenopfer nieder., Ulrich Kloevekorn (Mitte) legte gemeinsam mit geschichtsbewussten Wedelerinnen und Wedelern einen Kranz in Erinnerung an die Bombenopfer nieder.

Vor einem Dreivierteljahrhundert versank das alte Wedel in Schutt und Asche. 37 Tote und 157 Verletzte waren das Resultat des Angriffs vom 3. März 1943. Stadtpräsident Ulrich Kloevekorn setzte die seit Jahrzehnten währende Tradition fort, zur Erinnerung an die Opfer dieser Attacke der Royal Air Force, einen Kranz am Gedenkstein auf dem Friedhof niederzulegen.

Mit seiner Rede, die wedel.de hier im Wortlaut dokumentiert, schlug Stadtpräsident Kloevekorn eine Brücke von den Ereignissen damals in die heutige Zeit:

Liebe Wedelerinnen und Wedeler, sehr geehrte Damen und Herren,
genau ein Dreivierteljahrhundert ist es her, dass unsere Stadt durch die Bombardierung der britischen Luftwaffe weitgehend zerstört wurde.  37 Tote und 157 Verletzte waren das schreckliche Ergebnis des Angriffs vom 3. März 1943.

Im vorigen Jahr äußerte ich die Hoffnung, dass Verantwortliche aus solchen Ereignissen irgendwann einmal lernen würden. Die Aussichten aber sind grau. Denn es ereignete sich im vergangenen Jahr wieder viel, was zur Sorge Anlass gibt: Nordkorea testete Interkontinentalraketen und US-Präsident Trump reagierte aggressiv darauf. Im Jemen zerfleischen sich Bürgerkriegsmilizen. Und aktuell startete Erdogan gerade eine Invasion in Syrien.

In den letztgenannten Konflikten übrigens spielen Waffen aus Deutschland eine Rolle. Türkische Panzer aus deutscher Produktion werden mit kurdischen Raketen aus deutscher Produktion bekämpft.

Ich frage mich: Steckt da noch ein Sinn dahinter?     

Und können wir, die wir hier stehen und trauern, in so einem Fall überhaupt etwas an der Lage ändern, weil es ja um große Politik geht?

Ich meine: Wir haben zumindest eine Chance dazu.

Denn im Gegensatz zu anderen Ländern herrscht bei uns Meinungsfreiheit. Hier wird niemand verhaftet und als Terrorist angeklagt, wenn er gegen den Krieg in Kurdistan oder sonst wo protestiert.

Ich kann deshalb nur auffordern, Stellung zu beziehen.

Teilen wir unseren Abgeordneten im Bund mit, was uns nicht passt!

Lassen wir sie wissen, dass wir Ihnen mit unserer Stimmabgabe bei der Wahl keinen Persilschein ausgestellt haben, und die Augen vor solchem Irrwitz wie Waffenlieferungen an beide Seiten nicht verschließen.

Das wäre meiner Auffassung nach eine Möglichkeit, Konsequenzen aus den 37 Toten vom 3. März 1943 in Wedel zu ziehen.

Wir alle hier tragen keine Verantwortung für den Krieg, der auch Wedel verwüstete. Schon gar nicht haben wir Schuld daran. Aber wir haben die Pflicht, aus diesem Krieg und seinem Leid zu lernen.

Denn Pflicht ist die Einsicht in die Notwendigkeit.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH für Stadt Wedel/3.3.2018)

 

Letzte Änderung: 17.12.2019

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