Offene Diskussion bei Bürger*innenforum Mobilität

Wedelerinnen und Wedeler nutzen die Chance für konstruktive Debatte mit Kritik, Beobachtungen und Ideen

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Die Chance zur offenen Diskussion wurde von vielen Wedelerinnen und Wedelern genutzt. Foto: Stadt Wedel/Kamin
Die Chance zur offenen Diskussion wurde von vielen Wedelerinnen und Wedelern genutzt. Foto: Stadt Wedel/Kamin

Als Vor-Ort-Experten haben Wedelerinnen und Wedeler neue Impulse für das Mobilitätskonzept der Rolandstadt gegeben. Die Arbeitsgruppen aus Bürgerinnen und Bürgern und Expertinnen und Experten haben auf dem Bürger*innenforum Mobilität der Stadt Wedel zur zukünftigen Verkehrsplanung in offenen Diskussionen Wünsche, Sorgen, aber auch erhebliche Kritik rund um die Verkehrssituation in Wedel formuliert.

Das schon lange im Rahmen der Erstellung eines Mobilitätskonzeptes geplanten Bürger*nnenforum, musste als Online-Veranstaltung stattfinden. Neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern und Schlüsselexpertinnen und -experten direkt Sicht und hörbar auf dem digitalen Podium, konnten Interessierte die Veranstaltung auch per Livestream verfolgen und ihre Fragen und Anregungen per E-Mail direkt in die Diskussion einbringen. Rund 100 Personen nutzten so die Chance, sich nach der Online-Umfrage im vergangenen Herbst direkt in die Erstellung eines neuen Mobilitätskonzeptes für Wedel einzubringen.

 

Eine Aufzeichnung der Veranstaltung ist weiterhin auf www.wedel-mobil.de zu sehen.

 

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Niels Schmidt übernahm Katrin Fahrenkrug vom Planungsbüro „Raum + Energie“ die Moderation der rund zweistündigen Veranstaltung. Erster inhaltlicher Schwerpunkt war die Vorstellung der Ergebnisse der Online-Umfrage durch Markus Franke vom Planungsbüro „ARGUS“. Franke zeigte dabei anhand der Ergebnisse der Mobilitätsumfrage noch einmal die aktuellen Verkehrsprobleme inklusive der Unfallschwerpunkte und Geschwindigkeitsmessungen auf. Hier gab es die erste Gelegenheit für Nachfragen durch die Bürgerinnen und Bürger.

Anschließend teilte sich das Plenum in drei Arbeitsgruppen/Workshops auf. In diesen gab es dann Raum für Bürgerinnen und Bürger, Expertinnen und Experten und Interessensgruppen, um miteinander ins direkten Gespräch zu kommen. Ziel war es, so mögliche Interessenskonflikte aufzuzeigen oder größere Linien herauszuarbeiten, von welchen Konzepten die Wedeler Mobilitätsplanung profitieren könnte.

Hier zeichnete sich bei Eingangsfragen ab, dass die Teilnehmenden sich mehr Angebote für Mobilität ohne (eigenes) Auto in Wedel wünschen.

Diese Themen bestimmten die Diskussion:

Die angesprochenen Themen in den Arbeitsgruppen, waren vielfältig.

So wollten Teilnehmende wissen, wie die Umsetzung der Ideen des Mobilitätskonzeptes am Ende eine gewisse Verbindlichkeit für Politik und Verwaltung erlangen könnten – denn am Ende könne, so Moderatorin Fahrenkrug, ein Bürger*nnenforum als Möglichkeit genutzt werden, der Politik Impulse/Empfehlungen zu geben, jedoch nicht die notwendigen politischen Entscheidungsfindungen zu ersetzen. Den Ideen und Kritikpunkten der Bürgerinnen Bürger durch die Veröffentlichung des Livestreams und eine detaillierte Zusammenfassung der Veranstaltung auf Wedel.de ist dabei ein erster Schritt für die notwendige Transparenz.

 

Auf überraschend breite Zustimmung stieß in einer Arbeitsgruppe die Bürgeridee, zwar keine komplette Abkehr vom Autoverkehr anzustreben, aber überflüssige Wege für Autos durch eine entsprechende Verkehrsplanung weniger attraktiv zu machen.

 

Wichtig, so eine andere Wortmeldung, sei es zudem die Benachteiligung von Fußgängerinnen und Fußgängern gegenüber Autos und Fahrrädern aufzuheben. Zum Beispiel werden gerade Menschen mit Rollatoren oder Einkaufsrollwagen durch zahlreiche Absenkungen auf Gehwegen in Wedel immer wieder in Richtung Fahrbahn gelenkt.

 

Helga Nikodem erinnerte für den Seniorenbeirat der Stadt Wedel daran, dass für viele Seniorinnen und Senioren das Auto eine wichtige Grundlage für ein selbstständiges Leben ist und bleiben wird. Eine totale Abkehr vom Auto sei deshalb für die ältere Altersgruppe problematisch. Darüber hinaus unterstrich Nikodem die Wichtigkeit von Aufenthalts- und Pausenmöglichkeiten im öffentlichen Raum, um Wege auch zu Fuß gut bewältigen zu können.

 

Daniel Frigoni betonte als Vertreter der Wedeler Kaufleute, dass Stadtbereiche wie das Elbufer durch ihre überregionale Strahlkraft – so lange keine leistungsfähigen ÖPNV-Lösungen bereitstünden - immer auch für den Automobilverkehr zugänglich sein müsse, um für Gäste aus dem weiteren Umfeld attraktiv zu bleiben.

 

Unterstützung erhielt Nikodem vom Wedeler Jugendbeirat, vertreten durch Vivian Müller. Müller zeigte auf, dass bessere Aufenthaltsmöglichkeiten unter Umständen sogar als Shared Space konzipiert die Wedeler Bahnhofstraße für Jugendliche deutlich attraktiver machen könnten.

 

Jens Brüggemann vom Wedeler Umweltbeirat wünschte sich verkehrliche Lösungen, die der Stadt helfen, vor dem Hintergrund neuer Wohngebiete und der Wohnverdichtung in bestehenden Quartieren nicht von Autos überflutet zu werden.

 

Abschluss:

In der wieder gemeinsam stattfindenden Abschlussrunde wurde von Livestream-Sehenden zusätzliche Themen eingebracht, wie die Beschleunigung von Fahrradverkehr oder den störenden Effekt von Bussen in Wohngebieten.

Tenor aller drei Arbeitsgruppen der Veranstaltung war am Ende neben anderen sich etwas weniger stark abzeichnenden Linien folgender: Die Gleichberechtigung zwischen Autos und anderen Verkehrsarten soll gefördert werden.

 

Nachhören und nächste Schritte:

Das Video vom Bürger*innenforum-Livestream ist noch auf www.Wedel-mobil.de  einsehbar. Er enthält unter anderem auch die Auftaktpräsentation von Markus Franke.

Das Protokoll des Forums wird zeitnah auf www.Wedel-mobil.de veröffentlicht

Als nächster Schritt auf dem Weg zum Mobilitätskonzept steht an, die Leitbilder aus dem Forum zu konkretisieren und auf Maßnahmenebene bringen. In diesem Jahr sind noch zwei weitere Planungswerkstätten mit Schlüsselakteuren und Bürgerinnen und Bürgern angesetzt. Ihr Ziel ist die Vertiefung von Planungsinhalten.

 

Hintergrund:

Vom 21. September bis 12. Oktober fand in Wedel eine große Online-Mobilitätsumfrage statt. Sie war der Auftakt für eine groß angelegte Verkehrskonzeptionsplanung, mit der sich die Stadt Wedel für die Zukunft aufstellen möchte. Die Stadt Wedel arbeitet hier mit den Planungsbüros „Raum+Energie“ aus Wedel und ARGUS aus Hamburg zusammen. Die Mobilitätsumfrage war umfangreich mit Plakaten im Stadtbild und zum Beispiel mit kleinen Filmclips in den sozialen Medien beworben worden. Als nächste Schritte im Bereich der Verkehrsanalyse stehen so genannte Expertengespräche an, die weitere detaillierte Einblicke liefern sollen, indem Fachleute (zum Beispiel die Polizei, die Stadtwerke, die Wedeler Beiräte für Jugend, Senioren und Umwelt oder der ADFC) gehört werden sollen.

Das Mobilitätskonzept und auch die Stelle der Mobilitätsmanagerin werden gefördert durch die AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest. In Schleswig-Holstein gibt es 22 AktivRegionen. Sie sind entstanden aus einer Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union, dem sogenannten LEADER-Konzept. AktivRegionen können bestimmte Projekte vor Ort fördern, die den ländlichen Raum zukunftsfähig gestalten und die Lebensqualität, Wirtschaftskraft und Gemeinschaft verbessern. Der Begriff LEADER ist eine Abkürzung und weist auf die Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft hin: "Liaison entre actions de développement de l´économie rurale"

Letzte Änderung: 27.04.2021

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