Stadtpräsident gedenkt der Bombardierung Wedels vor 80 Jahren

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Stadtpräsident Michael Schernikau (3. v. rechts) gedachte mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft der Opfer der Bombardierung Wedels vor 80 Jahren. Foto: Stadt Wedel/Kamin
Stadtpräsident Michael Schernikau (3. v. rechts) gedachte mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft der Opfer der Bombardierung Wedels vor 80 Jahren. Foto: Stadt Wedel/Kamin

In der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943 starben bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Wedel 37 Menschen, 157 wurden verletzt. Zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft gedachte Stadtpräsident Michael Schernikau mit einem Kranz am Gedenkstein auf dem Friedhof Breiter Weg der Opfer. In seiner Rede spannte er einen Bogen zu den aktuellen Ereignissen in der Ukraine. Die Rede des Stadtpräsidenten ist weiter unten im Wortlaut nachzulesen.  

 

Das jährliche Gedenken an die Bombardierung Wedels fand in diesem Jahr wieder öffentlich statt. Nach der Ansprache des Stadtpräsidenten kamen die Anwesenden, angeregt von einem Zeitzeugen, auch über die Gedenkkultur und den Umgang mit dem Gedenken an die Bombennacht ins Gespräch. So wurde diskutiert ob und wie das Gedenken an die Opfer des Bombardements wieder präsenter in das Bewusstsein der Wedelerinnen und Wedeler gerückt werden sollte.

 

Eine weiterhin wichtige Rolle will dabei die Zeitzeugenbörse Wedel unter der Leitung von Almut Goroncy spielen. Sie bringen immer wieder Zeitzeugen und Schulklassen zusammen, auch um über die Bombennacht von Wedel und viele weitere Themen zu sprechen. Mehr Informationen finden Interessierte unter diesem Link.

 

Das Stadtarchiv Wedel hat unter diesem Link Informationen zur Bombardierung Wedels zusammengetragen.

 

 

 

Rede des Stadtpräsidenten Michael Schernikau

zum Gedenken an die Bombardierung Wedels

in der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943  

 

im Wortlaut:

 

03.03.2023

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

liebe Wedelerinnen und Wedeler,

 

einmal mehr stehen wir in diesem Jahr an diesem Tag an diesem Gedenkstein:

 

„Zu Lande, zu Wasser, aus der Luft, auf der Flucht und hinter Stacheldrähten traf Euch der Tod. 1933/45. Wir vergessen Euch nicht“

 – so steht es hier für immer eingraviert. 

        

Bei der Aufstellung dieses Steins wurde ausschließlich der Opfer des Nationalsozialistischen Unrechtsregimes und des von ihm entfesselten 2. Weltkriegs gedacht. Heute ist dieses Gedenken, aktueller denn je, allen Opfern aller Kriege weltweit gewidmet.

Vor genau 80 Jahren zählte das Bombardement alliierter Flugzeuge in Wedel 37 Tote und 157 Verletzte an nur einem Tag. Wir werden sie nicht vergessen. Wir werden auch das Leid, das die Opfer und ihre Angehörigen in dieser Nacht erfahren mussten, nicht vergessen, auch wenn inzwischen den allermeisten die persönliche Erfahrung hierzu erspart geblieben ist. Diese Nacht bleibt in Wedel präsent.

Was wir auch nicht vergessen ist, dass dieses Bombardement seine Berechtigung aus der Reaktion auf den von Deutschland begonnenen Vernichtungskrieg gegen ganz Europa ableitete. Und das war und ist auch heute gut. Denn es galt, dem damaligen Deutschland mit Adolf Hitler an der Spitze als Aggressor in den Arm zu fallen, um weitere Angriffe und damit auch Gräueltaten an Zivilisten vor, hinter und an der Front zu beenden. 

Dieser Krieg und die anderen Kriege und kriegerischen Auseinandersetzungen haben viele Millionen Tote auf allen Seiten gefordert. Wozu ?

Diese Frage stellen wir uns auch heute, 80 Jahre später, am 3. März 2023.

Wozu führt heute und seit einem Jahr wieder ein autoritärer Staat einen völkerrechtswidrigen Krieg mit schwersten Kriegsverbrechen ? Ist es dabei zu bewerten, dass sich dieser Krieg neben entgleisten Großmachtsphantasien gegen ein „Brudervolk“ und damit gegen die Zivilbevölkerung richtet ? Ändert dies etwas an der „Berechtigung“ für einen Krieg oder ist es das, was Krieg ausmacht? Fragen, welche alle am Ende lauten: Wozu ?

Heute gedenken wir auch derer, die für uns heute unvorstellbar (?), dass gerade jetzt (!) wieder aus Angst vor Bombardierungen in Luftschutzkellern ausharren. Sicher vorstellen können es sich vermutlich nur diejenigen Wedelerinnen und Wedeler die vor 80 Jahren dabei gewesen sind.

Wir gedenken Butscha, diesen Ort, den hier und auf der ganzen Welt zuvor kaum einer kannte. Soldaten ermorden und misshandeln unbewaffnete Zivilisten. Wie unmenschlich ist das ? __  Wozu ?

Liebe Wedelerinnen und Wedeler, deshalb wissen wir, dass nur ein klares Verständnis und ein entschlossenes Handeln eines Jeden in seiner Verantwortung und mit seinen Möglichkeiten und möglichst vieler, am besten der ganzen (übrigen) Weltgemeinschaft, geeignet ist, um denjenigen Staaten entgegenzutreten, die Kriege betreiben. Nur so können wir dem Töten und Morden Einhalt gebieten.

Handeln bedeutet, nicht zu zögern, wenn man gebraucht wird. Das ist eine Geisteshaltung, die in Hilfe und Unterstützung mündet und über den Zusammenhalt jedem Aggressor gegenüber aufzeigt, dass sein Bestreben nutz- und fruchtlos bleiben wird. Nur dieses Handeln wird am Ende zu weniger Opfern führen. 

Wir vergessen daher nicht, dass man den Frieden und die Freiheit wie vor 80 Jahren auch erkämpfen muss und diejenigen unterstützt werden müssen, die sich ungewollt im Krieg befinden. Daran erinnert uns in diesen schweren Zeiten der heutige Tag.

 

Herzlichst,

Ihr Stadtpräsident

Michael Schernikau

Letzte Änderung: 06.03.2023

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