Leon Rohde startet bei Olympia

Rad-Ass mit Wedeler Wurzeln startet in der Vierer-Formation

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Ganz Wedel wünscht ihm Erfolg in Tokio: Leon Rohde. Foto: BDR
Ganz Wedel wünscht ihm Erfolg in Tokio: Leon Rohde. Foto: BDR

Zwar lebt Leon Rohde mittlerweile in Hamburg, doch sein Herz hängt immer noch ein ordentliches Stück an Wedel, wo er aufgewachsen ist und wo seine Eltern immer noch zu Hause sind. Jetzt steht der Radsportler vor einer seiner größten Herausforderungen: Er startet bei den Olympischen Spielen in Tokio!

Leon Rohde begann seine Karriere dort, wo einst auch Jan Ullrich fuhr: bei der RG Hamburg. Von dort wechselte er zum RSC Cottbus unter die Fittiche von Trainer Rainer Gatzke. „Sein professionelles Training hat mich weit gebracht“, sagte Rohde bereits als Juniorenfahrer. „Er hat es immer geschafft, mich zu jedem Highlight topfit zu machen. Und es waren viele."

Bereits in seinen ersten Jahren als Rennfahrer gewann Leon Rohde zahlreiche Rennen. Es begann mit der Kids Tour in Berlin; als Jugendfahrer holte er vier Meistertitel, darunter war der Sieg im Einer-Straßenrennen (2011). Bei den Junioren streifte er drei Mal das Meistertrikot über. 2012 holte Rohde im portugiesischen Anadia seine erste internationale Medaille: Bronze bei der Junioren-EM im Vierer gemeinsam mit Domenic Weinstein, Jonas Tenbrock und Nils Schomber. Schomber und Weinstein gehören auch in der Eliteklasse seit Langem zu seinen sportlichen Weggefährten.

Rohde hat viel erreicht mit dem RSC, trotzdem ging er zurück nach Hamburg, weil die Hansestadt eben Heimat ist. 2014 wechselte Rohde für drei Jahre zum LKT Team Brandenburg, denn der Bahn gehörte schon früh seine ganze Leidenschaft. Trotzdem wagte er 2017 im Development Team von Sunweb einen kurzen Abstecher auf die Straße. Aber nur ein Jahr später ging er zum rad-net ROSE Team und konzentriert sich seitdem voll auf die Bahn und ist seit drei Jahren festes Mitglied im Vierer.

Bundestrainer Sven Meyer hat in den vergangenen Jahren ein eingeschworenes Quartett geformt, das immer neue Bestzeiten fuhr. An einen Erfolg erinnert sich Rohde bis heute besonders gern. Beim Weltcup in Hongkong im Jahr 2019 ließ der Vierer in der Besetzung Felix Groß, Leon Rohde, Theo Reinhardt und Domenic Weinstein die komplette Konkurrenz hinter sich und stellte dabei mit 3:51,165 Minuten einen neuen deutschen Rekord auf. „Ich glaube, das war in dieser Besetzung bisher unsere stärkste Leistung. Das war richtig geil,“ erinnert sich der 26-Jährige gern an diesen Triumph.

Bei der Heim-WM in Berlin hätte das Quartett gern eine Medaille gewonnen, doch es reichte, trotz Spitzenzeit, nur zu Platz sieben. „Die Konkurrenz liegt so dicht an der Spitze beieinander, da fehlt manchmal nur eine Winzigkeit,“ sagt Rohde und genau das ist es, was für die ihn die Faszination des Vierers ausmacht. „Man hat fast klinische Bedingungen, kann sehr exakt die Leistung bewerten und auf Rekordjagd gehen,“ sagt Rohde. Und er weiß, der Vierer, das war schon immer die Paradedisziplin im Bahnsport, vor allem in Deutschland. Das liegt in der Historie des Verbandes, der in den Sechziger- und Siebzigerjahren in der Ära von „Goldschmied“ Gustav Kilian olympische Medaillen und WM-Titel gewann wie keine andere Nation.

Rohde fährt auf der Position zwei, die ähnlich wie der Anfahrer schnell beschleunigen und den Vierer in Schwung halten muss. „Man muss richtig tief gehen, sich dann in den letzten Runden durchkämpfen“, beschreibt er seine Position. Jeder hat seine Aufgabe, jeder ist genau an diesem Platz der Beste.

Wieder in Schwung kommen, das musste der Vierer in diesem Jahr, nachdem sie fast 15 Monate keine Wettkämpfe bestritten hatten. Und so reisten sie zum ersten Weltcup nach der langen Zwangspause durch Corona. Dass der ausgerechnet in Hongkong stattfand, dort wo der deutsche Vierer zwei Jahre zuvor schon einen großen Sieg landete, war Zufall. Und wieder überzeugte das Quartett, fuhr eine starke Zeit und siegte souverän. Die Konkurrenz beim Weltcup war nicht so groß wie sie es bei den Olympischen Spielen in Tokio sein wird, aber das war Nebensache. „Es war so wichtig für uns, wieder dieses Wettkampf-Feeling zu spüren, Abläufe zu optimieren, die Anspannung zu erleben“, sagt Rohde.

In Tokio wohnen die Bahnfahrer außerhalb der Stadt nahe dem Velodrom. Olympisches Feeling kommt da keins auf. Aber auch in der Stadt, in den Stadien, im olympischen Dorf wird die Atmosphäre eine andere sein. Die strengen Corona-Bestimmungen nehmen den Spielen die Fröhlichkeit. Das bedauert auch der Hamburger, für den es die ersten Spiele sein werden. „Aber besser so als gar keine Spiele“ sagt er wie die meisten Athleten, die dem Ereignis entgegenfiebern, auf das sie so lange hin trainiert haben.

Der Vierer ist eingeschworen. „Unser Vorteil ist, dass wir schon lange zusammenfahren, viel Routine entwickelt haben“, sagt Rohde. Er meint, „dass es eine ganz enge Kiste wird. Die Zeitunterschiede der Top-Teams werden minimal sein, alles ist extrem offen", auch wenn er die Konkurrenz lange nicht gesehen habe. „Die Briten, Australier, Neuseeländer, Italiener, Dänen, sie werden auch in Tokio um die Medaillen kämpfen“, sagt Rohde und hofft, dass der deutsche Vierer um Bronze mitfahren kann.

Für diesen Erfolg hat der Hamburger viel hintenangestellt. Neben Training und dem Studium der Wirtschaftsinformatik gab es wenig Freizeit in der Olympiavorbereitung. Und wenn, hat sie Leon Rohde mit Freundin Valeria gern an der Elbe verbracht, mit einem „Coffee to go“ oder auch mal mit einer Pizza einfach am Ufer gesessen und den Schiffen zugeschaut. Den stillen Augenblick genießen, bevor die Hatz um neue Rekorde auf der Bahn weitergeht.
                                               

Wichtigste Erfolge:
2011: 1. Deutscher Jugend-Meister – Zweier-Mannschaftsfahren (mit Tristan Wedler), Mannschaftsverfolgung (mit R. Kessler, Christian Koch und Tristan Wedler)
2012. 3. Junioren-Europameisterschaft – Mannschaftsverfolgung (mit Domenic Weinstein, Jonas Tenbrock und Nils Schomber), 1. DM Straße Jg
2013:  Deutscher Junioren-Meister – Einerverfolgung, Mannschaftsverfolgung (mit Jasper Frahm, Marcel Franz und Robert Kessler)
2014: 1. U23-Europameister – Zweier-Mannschaftsfahren (mit Domenic Weinstein), 3. U23 EM Ma-Verfolgung (mit Sebastian Wotschke, Marco Mathis und Domenic Weinstein), 2. EM Elite  Mannschaftsverfolgung (mit Henning Bommel, Theo Reinhardt, Nils Schomber und Kersten Thiele), 1. DM  Punktefahren
2015 1. Bahnrad-Weltcup in Cali – Zweier-Mannschaftsfahren (mit Kersten Thiele)
2018:1.  Deutscher Meister – Scratch, 1. DM Ma-Verfolgung
2019: 1. DM Mannschaftsverfolgung (mit Felix Groß, Theo Reinhardt und Nils Schomber), 1. Weltcup in Hongkong – Mannschaftsverfolgung (mit Felix Groß, Domenic Weinstein und Theo Reinhardt)
2020: 7. Platz WM Mannschaftsverfolgung Berlin
2021:  1.  Nations’ Cup in Hongkong – Mannschaftsverfolgung (mit Felix Groß, Theo Reinhardt, Marco Mathis und Domenic Weinstein)

Leon Rohde privat
Was war dein bisher schönster sportlicher Erfolg?
Der erste Weltcupsieg in Hongkong.
Was motiviert dich? Wenn die Form stimmt und der Erfolg kommt.
Welche Vorbilder hast du? Bradley Wiggins.
Deine Lieblingsfächer in der Schule? Mathematik und Sport.
Was ist dein Lieblingsessen? Milchshakes
Nenne deine persönliche Stärke/Schwäche: Meine Stärke ist meine Disziplin, meine Schwäche meine Nervosität.
Auf was möchtest du nie verzichten? Auf meine Freiheiten.
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen? In wärmeren Regionen zu leben.
Was ist für dich ein perfekter Tag? Der Wettkampftag.
Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? Leon Rohde gewinnt Olympiamedaille.

(Christina Kapp/BDR Medienservice, Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH, 28.7.2021)

 

 

 



 

 

 

 

Letzte Änderung: 28.07.2021

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