„Historia Secumaris“ – Einblicke in die Geschichte der Rettungsweste

Jan-Ulrich Bernhardt hat Hunderte von Ausstellungsstücken aus der Geschichte der Seefahrt in seinem Museum versammelt. Foto: Wolff / kommunikateam
Jan-Ulrich Bernhardt hat Hunderte von Ausstellungsstücken aus der Geschichte der Seefahrt in seinem Museum versammelt. Foto: Wolff / kommunikateam, Jan-Ulrich Bernhardt hat Hunderte von Ausstellungsstücken aus der Geschichte der Seefahrt in seinem Museum versammelt. Foto: Wolff /…

Immer einen Ausflug wert: Das Rettungswestenmuseum von Bernhardt Apparatebau in Holm - Exponate aus über 90 Jahren Seefahrt-Geschichte

Im eher unscheinbaren Holm in Wedels Nachbarschaft verbirgt sich ein Museum, das weltweit einzigartig ist: Jan-Ulrich Bernhardt, Geschäftsführer von Bernhardt Apparatebau, ist ausgewiesener Experte in Sachen Rettungswesten und lädt mit Exponaten in 18 Vitrinen zu einer Zeitreise durch die Geschichte dieser Notfall-Geräte ein.

Jan-Ulrich Bernhardt führt durch das Museum auf dem Firmensitz und erzählt dabei von den verschiedenen Entwicklungen der Rettungsweste mit Markennamen Secumar und dem Aufstieg der Firma zu einem der wichtigsten Hersteller für Seenotrettungsmittel weltweit. "In den 50er-Jahren begann mein Vater Jost verschiedene Rettungswesten zu sammeln, um sich einen Überblick über das Angebot. Er kam zu dem Ergebnis: Keines der zu der Zeit bestehenden Modelle war ausreichend sicher", so Jan-Ulrich Bernhardt.

Nach dem Untergang des Segelschulschiffs „Pamir“ 1957, bei dem etwa 80 Menschen starben, obwohl sie Rettungswesten trugen, widemete sich Jost Bernhardt verstärkt der Schwimmphysik. Seine Erkenntnisse fasste er unter anderem in dem Artikel „Der Mensch im Medium Wasser – ein Beitrag zur Problematik der Schwimmweste“ zusammen. Wichtigste Erkenntnis des vergangenen Jahrhunderts: Eine Rettungsweste muss vor allem den Kopf des Menschen stabil über Wasser halten. Die Theorie setzte er gleich in die Praxis um: Als erstes Modell, das auf seinen Erkenntnissen beruhte, entstand eine Feststoff-Rettungsweste in neuartiger Keilform.

Mit diesen Forschungsarbeiten wurde auch das Interesse von Gerhard Junack geweckt. Kapitän Junack war an Bord des Schlachtschiffes „Bismarck“, als es 1941 sank. Nach dem Krieg rief er für die neue Bundesmarine die Schiffssicherungslehrgruppe in Neustadt ins Leben, wo junge Soldaten für Notfallsituationen an Bord geschult werden, die Junack einst selbst erlebt hatte. Gemeinsam arbeiteten der Kapitän und der Unternehmer an einer innovativen Rettungsweste für  die Bundesmarine. Im Gegensatz zur Handelsschifffahrt, wo man lange Zeit noch auf Feststoffwesten vertraute, setzte die Marine vor allem auf aufblasbare Modelle. Auch die Luftfahrt war an solchen Rettungswesten interessiert.

Zum Konzept von Secumar gehört außerdem, dass Rettungswesten so klein wie möglich sein sollen, sodass sie den Träger nicht behindern, solange er nicht ins Wasser fällt. Aber sollte das doch einmal passieren, kommt die wichtigste  Entwicklung von Bernhardt Apparatebau zum Einsatz: die "Secumar-Pille". Das ist eine Tablette aus einem Material, das sich bei Kontakt mit Wasser sofort auflöst.

Diese Pille steckt als Sperre in der Auslöseautomatik-Vorrichtung einer Schwimmweste. Taucht die Automatik ins Wasser ein, zerfällt die Sperre und die Weste bläst sich auf. Außer Technik hat für die Sportschifffahrt außerdem der modische Aspekt große Bedeutung. Secumar hat in den vergangenen 52 Jahren mehr als 700 verschiedene Modelle entwickelt.

All diese Geschichten – zum Teil als kurze Filme - sind in dem einzigartigen Museum zu finden. Auch Produkte aus anderen Ländern und von anderen Firmen sind ausgestellt. Das älteste Exponat in der Sammlung stammt noch aus den 20er-Jahren von der Deutschen  Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Gemeinsam mit Stefan Thomas, wie Jost Bernhardt ein Sammler, wurden Westen aus allen Themenbereichen zusammengestellt: sowohl für Seenotretter, die Marine, Piloten und die Feuerwehr, als auch Westen für die Sport- und Binnenschifffahrt. Außerdem sind einige Stücke aus der Abteilung „Kuriositäten aus aller Welt“ hier zu finden. Da gibt es beispielsweise eine aufblasbare Badekappe, die vor dem Ertrinken schützen  soll - Pech nur, dass sie den Kopf nicht über der Wasseroberfläche halten kann.

Aktuell wird an einem Museumsführer gearbeitet, der dann auf der Website zum Download freigegeben werden soll. Er soll Besuchern die Geschichte, die hinter jeder Weste steckt, noch ein Stück näher bringen. Außerdem wird es in naher Zukunft eine digitale Datenbank geben, in der jedes Schwimmwestenmodell eingetragen sein soll.

Geöffnet ist das Museum Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16.30 Uhr und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr. Eintritt müssen Besucher nicht zahlen. Schulklassen und andere Gruppen sollten eine Führung durch die Ausstellung vereinbaren. (Lasse Wolff, 27.6.2013)

www.secumar.com

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