Die Corona-Pandemie gab dem Wassersport noch einmal so richtigen Schub: In einer überschaubaren Crew ist das Ansteckungsrisiko kleiner als im Pauschalurlaub mit Fluganreise und Club-Restaurants. Deshalb haben alle Institutionen und Unternehmen Rückenwind, die den Menschen beim Vergnügen auf dem Wasser unterstützen. Vor der Saison herrscht in Wedel Hochbetrieb. Denn am 17. März beginnt das Kranen.
Der Hamburger Yachthafen verzeichnet einen Zulauf von Interessenten an Liegeplätzen. Allein im vorigen Jahr kamen 104 Boote hinzu, aber in der rund 1900 Liegeplätze umfassenden Anlage sind natürlich immer noch zusätzliche Kapitäne und Kapitäninnen mit ihren Booten willkommen. In diesen Wochen wird die Infrastruktur vorbereitet - das Baggerschiff "Akke" wird per Pressluft den Schlick aufwirbeln, der dann von der Ebbe elbab getragen wird, 180 Meter Betonschlengel wurden angeliefert, um defekte Holzstege zu ersetzen. Die Yachthafengemeinschaft investiert kräftige sechsstellige Euro-Summen in die Ertüchtigung. Und das wird so schnell wohl auch keine Ende haben, denn insgesamt werden Zug um Zug fünf laufende Kilometer Schlengel ersetzt.
Andreas und Steven Egger von Yachtbau Wedel haben alle Hände voll zu tun. Der Trend zum Wassersport geht auch an ihnen nicht spurlos vorüber. "Die Bude ist voll", sagt Andreas Egger und zeigt auf die vielen Boote in der Arbeitshalle. Da geht es nicht nur um Wartung und Reparaturen, sondern auch Veredelungen. Manche Skipper lassen werftneue Schiffe ganz individuell mit Lackierungen und zusätzlichen technischen Geräten "nachbessern".
Während Bootsbaumeister Andreas Tempel im Sommer oft international unterwegs ist, weil Skipper auf der ganzen Welt seine Arbeitsqualität schätzen, sind er und seine Crew in diesen Tagen fast ununterbrochen im Hamburger Yachthafen im Einsatz. Viele Schiffe wechseln die Besitzer - meist aus Altersgründen. "Und die neuen Eigner lassen Dinge erledigen, die von den Vorbesitzern nicht mehr in Angriff genommen wurden", sagt Andreas Tempel, "wir haben also gut zu tun."
Rückenwind für die Saison 2023 deutete sich für den Rettungswestenhersteller KADEMATIC schon auf der Wassersport-Leitmesse boot Düsseldorf an. "Schon an Werktagen war der Besucheransturm so groß wie sonst nur am Wochenende", sagt Silke Breig, Geschäftsführerin von KADEMATIC. Die Nachfrage ist insgesamt stark. Positiv: Lieferengpässe, die einige Hersteller in der Pandemie hatten, waren und sind bei KADEMATIC kein Thema.
Auch die Kolleginnen und Kollegen von Secumar sind schwer in Action. Neben dem eher beschaulichen Freizeitsegeln verzeichnen sie einen Trend zur sportlichen Geschwindigkeit. "Wer schneller als der Wind sein will, muss sich nicht nur sicher fühlen, sondern auch sicher sein. Ob auf einem Skiff oder einem America’s-Cup-Racer, beim Kitesurfen oder Kitefoilen als auch auf einem iQFoil beim Windsurfen – Geschwindigkeiten zwischen 27 und 50 Knoten sind keine Seltenheit. Stürze bleiben da nicht aus. Da kommt unsere Schwimmhilfe FURIO mit Prallschutz ins Spiel", sagt Mona Dünkel aus dem Secumar-Marketing.
Aber bevor Rettungswesten zum Einsatz kommen, müssen erst die Schiffe flott werden. Für die Bootsbau-Betriebe ist deshalb die Vorsaison Hochsaison. Karsten Fligg und Julien Frederik Hoeritzsch und ihr Team der Wegener Jachtwerft können sich deshalb über Langeweile nicht beklagen. Reparieren, lackieren, umbauen "Arbeit ist genug da - was fehlt, sind genug Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Karsten Fligg. Deshalb werden neue Kräfte gesucht.
Ähnlich geht es Thorsten Jensen von der Jensen Werft gleich nebenan. "Waschen, föhnen, legen - was so anfällt", scherzt Jensen über die anstehenden Arbeiten und meint natürlich Reparaturen, Umbauten und Restaurierungen, "denn seit der Pandemie ist der Trend zum Wassersport verstärkt vorhanden." Und das werde sich wohl so schnell auch nicht ändern. Deshalb haben Arbeitsplätze im Bootsbau eine gute Perspektive.
Wrede Yachtrefits hat eine kleine To-Do-Liste aus Sicht der Oberflächen-Profis zusammengestellt. "Wer zeitig in die neue Saison starten möchte, sollte spätestens jetzt mit seinen Vorbereitungen beginnen. Ein regelmäßiger Check und gute Pflege erhöhen den Spaß und auf jeden Fall auch den Sicherheitsfaktor an Bord!" sagt Kirsten Wrede aus dem Marketing. Und viele Bootseignerinnen und -eigner nehmen das Angebot zur unverbindlichn Information an.
Für alle Skipperinnen und Skipper, die die Saisonvorbereitung nach dem Motto "selbst ist der Mann" (beziehungsweise "die Frau") angehen, sind Jan Knütel und Stefan Pabst von Yachtprofi.de derzeit wichtige Ansprechpartner. Antifouling, Farbe, Polituren, Ersatzteile und was sonst noch so erforderlich ist, um die schwimmenden Lieblinge für Törns vorzubereiten, haben sie parat - und dazu immer wichtige Tipps und Hinweise, wie man Boote auf Vordermann bringt.
Bei Rosenbaum Marine Service schraubt Christopher Löher motiviert an den Außenbord-Motoren jeder Größe. Immer im Frühjahr staut es sich ein bisschen, wenn die Sonne steigt und der Wunsch nach Wartung mit hochkommt. Und dann zeigt der Umstand, dass andere Firmen sich zurückgezogen haben, zwei Seiten: zum einen die große Nachfrage, weil Alternativen in der Region fehlen, und zum anderen der hohe Arbeitsanfall.
Sind die Boote in Schuss, schlägt die Stunde von Nico Bilzinger von Wrede Bootstansporte. Ob slippen oder kranen - er organisiert es. Bilzinger verzeichnet in diesem Jahr besonders viele Neu-Boote, für die bei ihm schon feste Termin von Händlern gebucht wurden. Ein weiterer Beleg: Der Trend zur Freizeit auf dem Wasser hält an.
Und vor der Saison ist fast schon nach der Saison. Deshalb kümmern sich vorausschauende Seeleute rechtzeitig ums nächste Winterlager. Jan Kühl bietet mit seinem Yachtlager Wedel sichere und in Hallen vor allem trockene Plätze - jedoch: Standplätze in den Hallen sind heiß begehrt, und nur ab und an geben Dauerkunden einen auf, sodass gewechselt werden kann. Das Außenlager am Kronskamp wird im Sommer aber erweitert, sodass dort noch mehr Standplätze entstehen. Sowohl für die Halle als auch fürs Außenlager gilt die Aufforderung: Gern anrufen, denn, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. (Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH, 11.3.2023)