Tierisches Flair und Hauch von Historie

in Wedel Marketing

Von Oliver Gabriel. WEDEL: Auch wenn die Zeiten des großen Viehhandels in der Rolandstadt längst vorüber sind: Rund 20 Händler und Züchter sorgten gestern einmal mehr dafür, dass die Jahrhunderte alte Tradition des Wedeler Ochsenmarkts fortlebt. Sehr zur Freude zahlreicher Besucher. Ganze Schulklassen und Kita-Gruppen erlebten Unterricht mit allen Sinnen, Senioren flanierten und schwelgten in Erinnerung, Familien gingen auf Tuchfühlung mit teils imposanten Vierbeinern. 73 Rinder und 61 Pferde zählten Marktmeister Holger Franck und sein Team - "ordentlich was los", wie es aus so mancher Besuchergruppe heraus zu hören war. Tatsächlich ist unverkennbar: Aug in Aug mit dem lieben Vieh, Ponys und große Warmblüter zum Anfassen, Füttern und Streicheln, das hat nichts von seinem Reiz für Groß und Klein verloren. Bei so viel Aufmerksamkeit für ihre tierischen Stars nehmen die Landwirte gern die Mühen auf sich, die Tiere zu einer der letzten Veranstaltungen dieser Art zu bringen - wie sie es zum Teil schon seit Jahrzehnten tun. Dienstältester unter den Händlern: Johann Witt. Der 79-Jährige aus Neuendeich stieß mit Bürgermeister Niels Schmidt, Stadtpräsidentin Sabine Lüchau, der CDU-Landtagsabgeordneten Barbara Ostmeier, den Trachtendamen vom Heimatbund sowie Vertretern aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft beim traditionellen Rundgang auf seinen 60. Ochsenmarkt-Besuch an. Fünf Rotbunte hat Witt diesmal mit dabei - "aus Traditionspflege." Für ihn steht fest: "Ich komme hierher, so lange ich noch lebe und laufen kann." Auch, um Kollegen zu treffen wie Heinrich Thies aus Kükels bei Bad Segeberg und Knud Voss aus Schenefeld. Beide starteten ihre "Ochsenmarkt-Karriere" Mitte der 60er - zu Zeiten, "als noch 600 bis 700 Kühe aufgetrieben wurden". Die kennt Melanie Schlichting nur aus den Erzählungen ihres Vaters. Die 33-jährige Züchterin ist eine der wenigen Frauen in der Männerdomäne und hatte gemeinsam mit dem Vater gleich 46 Rindviecher aus Breitenwisch bei Himmelpforten mitgebracht. "Zum Glück grassieren dieses Jahr keine Seuchen. Das ist so schon genug Papierkrieg", meint die Züchterin. Für ihren ebenfalls noch jungen Kollegen Sönke Rühmann aus Erfde war gestern Wedel-Premiere - eine gelungene. Seine zehn Jungtiere konnte er direkt verkaufen, nur die stattliche rotbunte Reinzucht-Färse wartete noch auf neue Besitzer. Ob er 2011 wieder dabei ist? "Das könnte ich mir schon vorstellen." Einem Ochsen ließ die Fleischerinnung Pinneberg im Festzelt eine besondere Rolle zukommen: dem am Spieß. In zwei Reihen drängten sich Hungrige zum deftigen zweiten Frühstück, als Schmidt den imposanten Braten anschnitt. Gleich nebenan im Kleintierzelt gaben Jäger, Züchter, Imker, Umweltschützer und Heimatbund Einblicke in heimische Tier und Pflanzenwelten. Zudem lockte der Jahrmarkt mit allerlei Attraktionen.

Wedel-Schulauer Tageblatt

Letzte Änderung: 17.12.2019

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