Wedel feiert - und sorgt sich um den Ochsenmarkt

Immer weniger Viehhändler auf dem Ochsen- und Frühjahrsmarkt. Bürgermeister: Es ist schwer die Tradition zu bewahren.

in Wedel Marketing

Von Burkhard Fuchs

Wedel. Die vier tollen Tage des Ochsen- und Frühjahrsmarktes in Wedel sind wieder vorbei. Mit einem musikalisch-lustigen Frühschoppen im Festzelt am Freibad ging am Sonntag das älteste Volksfest der Elbestadt zu Ende. Gut 200 Besucher amüsierten sich zu frühmorgendlicher Stunde bei einem bunten Mix aus Shantys, Tanz und plattdeutschen Döntjes. Stadtpräsidentin Sabine Lüchau eröffnete die Veranstaltung, und Bürgermeister Niels Schmidt führte gut gelaunt durch das Programm, ging aber auch auf den immer geringeren Viehauftrieb ein.

Der Verwaltungschef zeigte viel Humor. "Wenn Sie wieder mal im Urlaub gefragt werden sollten, wo Wedel liegt", riet Schmidt den Zuhörern, "dann sagen Sie einfach: Das ist die Stadt, in deren Schatten sich Hamburg so prächtig entwickelt hat." Doch der Bürgermeister brachte das Publikum nicht nur zum Schmunzeln. Er zeigte auch Selbstironie. Das nächste Stück, so sagte er ein Lied des Spitzerdorf-Schulauer Männergesangvereins an, singe er jeden Morgen auch immer im Rathaus, wenn er in die leere Stadtkasse schaue. Es lautet: "Du gibt's mir Mut."

Der Männerchor brachte den Saal fast zum Kochen. Nach ein paar Gospels, Shantys, Musicals und Popsongs trugen sie 40-stimmig die Hans-Albers-Hymne "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" vor. Da schunkelten und sangen alle mit, die Leute klatschten vor Begeisterung.

So hatte es danach Gerd Spiekermann leicht, mit seinen plattdeutschen Anekdoten und Geschichtchen ("Zwei Kinder sind gut. Bei drei Kindern heißt es: Habt ihr nicht aufgepasst. Und bei vier ist man asozial") die Zuhörer bei guter Laune zu halten.

Der Ochsenmarkt habe viel mit der Geschichte der Stadt Wedel zu tun, sagte Bürgermeister Schmidt. "Aber es ist schwer, diese Tradition aufrecht zu halten" Damit meinte er weniger den Frühschoppen, der gut besucht war. Den Viehauftrieb, mit dem traditionell der Ochsenmarkt am Freitagmorgen beginnt, nehmen nur noch wenige Viehhändler wahr, in diesem Jahr mit Knud Voss und Otto Schlichting nur noch zwei. Das liege einerseits an der geringen Zahl an Landwirten in der Elebstadt, erklärt Schmidt. Andererseits sorgten gesetzliche Auflagen des Tierschutzes und bürokratischen Hürden dafür, dass der Viehhandel praktisch nur noch auf den Höfen stattfinde. Dabei war dies der eigentliche Anlass für die Wedeler, den Ochsenmarkt zu feiern.

Seit dem 15. Jahrhundert erlangte die heute 32.000 Einwohner zählende Stadt ihre Bedeutung für den Viehhandel, wenn die Bauern ihre Herden aus dem dänischen Jütland über den Ochsenweg durch ganz Schleswig-Holstein nach Wedel an die Elbe trieben, um sie dort meistbietend zu verkaufen oder auf die andere Seite der Elbe zu schiffen. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Rinder durch die Wedeler Straßen zum Markt getrieben. Heutzutage reisen die Tiere mit dem Anhänger an. Wobei es sich oft mehr um Pferde und Kaninchen als um Rinder handelt. In seiner Hoch-Zeit sollen es bis zu 30.000 Rindviecher gewesen sein, die Wedels Ochsenmarkt bevölkerten. Dieses Jahr wurden etwa 30 gezählt. So wandelt sich eines der ältesten Volksfeste im Norden. Das nächste Stadtfest kündigt sich bereits an. Am Wochenende 9. bis 11. Mai feiert Wedel sein Weinfest auf dem Rathausplatz.

Hamburger Abendblatt/Pinneberger Zeitung

Letzte Änderung: 17.12.2019

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