Stefan Czermak - die Erste Geige des Kammerorchesters

 

Farbenfrohe Gemälde und Familienfotos schmücken die Wände des gepflegten Einfamilienhauses am Rand von Wedel. Seit 1990 lebt Stefan Czermak dort mit seiner Ehefrau Ludmilla. Der renommierte Geiger stammt aus dem Elblag, dem früheren Elbing in Ostpreußen, Ludmilla aus der Mongolei. Auch sie ist Musikerin, Pianistin und Musikwissenschaftlerin. Czermak ist den Wedelern gut bekannt als Mitglied des Kammerorchesters Wedel, in dem er die erste Geige spielt und seit Jahren das musikalische Programm einstudiert.

Stefan Czermak
Stefan Czermak

Ihm ist die Ruhe wichtig, die er in Wedel findet. „Ich fühle mich hier fantastisch“, sagt er. Inzwischen kenne man ihn, grüße ihn, er sei hier zu Hause. Und der Keller ist sein ganz spezielles eigenes Reich. Plakate erinnern an Auftritte mit berühmten Kollegen wie Senta Berger, mit der er als Erster Konzertmeister der Hamburger Symphoniker gemeinsam in der Laeiszhalle aufgetreten ist. Und natürlich befinden sich dort seine Geigen und ordentlich gestapelt die Noten.

Der bekannte Virtuose hat einen weiten Weg hinter sich. In Grünberg in Schlesien besuchte der begabte Schüler elf Jahre lang parallel zum Gymnasium fast täglich die Musikschule. Dort wurde ihm die Geige als Instrument zugeteilt, als zweites Instrument sei immer das Klavier Pflicht gewesen. „Die Geige hat mir auf Anhieb besser gefallen als das komische Möbel mit Tasten“, sagt der zurückhaltende Musiker. „Das System im Osten ist streng, erklärt aber die vielen gut ausgebildeten Musiker, die von dort kommen.“

Czermak erzählt von dem Wettbewerb für polnische Geiger in Warschau, den er 1966 gewann und daraufhin auf Kosten der Stadt fünf Jahre am Moskauer Konservatorium studieren durfte. Seine blauen Augen strahlen während er in Erinnerungen schwelgt. „Das Niveau war wahnsinnig hoch, ich musste sehr viel üben. Aber endlich hatte ich auch etwas Freizeit, denn ich musste nur noch eine Schule besuchen.“ Dort hat er auch Ludmilla kennengelernt, zusammen gingen sie zurück nach Polen. Da waren beide erst 20 Jahre alt und hervorragend ausgebildet. Er wurde Erster Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Breslau und Leiter der Meisterklasse für Violine an der dortigen Musikakademie.

Zu den Höhepunkten seiner Karriere gehört die Tournee mit der Breslauer Philharmonie in Italien, wo er im Museum von Cremona, der Stadt des Geigenbaus,  eine echte Stradivari spielen durfte. „Das dürfen nur wenige, eine echte Auszeichnung“, da ist es wieder, das Glück in seinen Augen.

Obwohl er so bescheiden wirkt, liebt Czermak den großen Auftritt. „Als Musiker braucht man die große Bühne. Applaus und Freude bewirken einen solchen Adrenalinstoß, unvergleichlich“, sagt er. Lampenfieber habe er nicht, man müsse sich aber konzentrieren und viel üben. „Talent ist Arbeit.“ Aufregung sei natürlich immer da.

„Ich merke aber schnell, ob das Publikum mich akzeptiert, und wachse, wenn es mich trägt.“

Wichtig für den Erfolg  und eine Karriere als Musiker sei Arbeit, der Glaube an sich selbst, die richtigen Ziele zu setzen und Niederlagen zu akzeptieren ohne sich entmutigen zu lassen. Glück sollte auch immer dabei sein.

Trotz seiner klassischen Ausbildung und Laufbahn ist er auch für andere Klänge offen.

„Es gibt nur gute und schlechte Musik. Beim Autofahren höre ich gern Popmusik, das entspannt mich. Nur kein Heavy Metall. Die Beatles waren unglaublich und Eddy Mercury fand ich fantastisch wegen seiner Stimme und ausgezeichneten Arrangements.“

An erster Stelle steht dennoch für ihn Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion. „Dort gibt es alles, Chor, Soli, Oper, und ist unglaublich gut komponiert. Die Musik rührt mich.“

2003 erhielt Czermak den Kulturpreis des Kreises für seine überragenden musikalisch-künstlerischen Fähigkeiten und sein Engagement: „Die Auszeichnung hat mir sehr viel bedeutet. Damals war ich noch neu hier und der Preis war eine wahnsinnig wichtige Bestätigung meiner Arbeit. Auch sind dadurch einige neue Musiker mit hohem Niveau ins Wedeler Kammerorchester gekommen, eine sehr erfreuliche Entwicklung.“

Inzwischen gehört er selbst zur Jury. „Man sollte jungen, aufstrebenden Künstlern aus der Region  helfen, das ist eine der schönsten Aufgaben.“ Deshalb unterrichtet er auch selbst, einige Schüler haben bereits Bundeswettbewerbe gewonnen.

Der Förderpreis des Kreises sei sehr wichtig, um die Jugendlichen zu ermutigen. „Mit dem Preis kann man ihnen helfen, er bedeutet: Du bist auf dem richtigen Weg.“ (Sabine König/kommunikateam)

Mit freundlicher Unterstützung von...