Behördengeschichte

Aufgrund von Gesetzen und Verordnungen werden Aufgaben der öffentlichen Verwaltung durch eine Behörde wahrgenommen. In Wedel gab es neben der kommunalen Verwaltung, auch verschiedene Landes- oder Bundesbehörden. Die Geschichte dieser Einrichtungen finden Sie hier.

Geschichten zu den Wedeler Rathäusern

1908 Austraße 5
1927 Bahnhofstraße
1937 Rathausplatz 3
1980 Rathausplatz 3-5

Rathaus Wedel 1906
Das erste Rathaus für die aufstrebende Stadt

1906 erwarb die Stadt von Johann Heinsohn den an der Austraße gelegenen Gasthof „Wedeler Park“, der zuvor den Namen „Stadt Altona“ trug.
Hier wurde nun nach kleineren Umbauten das Rathaus für die damals etwa 10 städtischen Mitarbeiter eingerichtet. Der Keller erhielt eine Zentralheizungsanlage für Kohlenfeuerung. Im Erdgeschoss lag die Schreibstube für den Stadtsekretär, ein Sitzungssaal, der gleichzeitig Geschäftszimmer war, das Bürgermeister-Zimmer und ein Raum mit feuersicherem Gewölbe für Standesamt und Sparkasse. Neben der Waschküche befand sich ein Raum für die Stadtkasse mit einem Warteraum. Im Obergeschoß wohnte der Bürgermeister und dort war auch das städtische Archiv untergebracht. In der Scheune befanden sich die Toiletten, eine Pumpe und die beiden Fahrzeuge der Feuerwehr. Besonders stolz waren die Stadtväter darauf, dass die Diensträume der Stadtkasse und der Sparkasse mit eisernen Fensterläden und eisenbeschlagenen Türen gegen Einbruch gesichert waren.

Zur Überplanung eines Bahnhofsvorplatzgeländes mit dem Neubau eines Rathauses und der Stadtsparkasse führte die Stadt Wedel 1927 einen Ideenwettbewerb durch.
Dadurch stieß sie wegen unkonventioneller Wettbewerbsgestaltung beim Bund deutscher Architekten auf erhebliche Widerstände. Obwohl der B.D.A. seinen Mitgliedern untersagte, am Wettbewerb teilzunehmen, gab es einige schöne Entwürfe. Den zweiten Preis für seinen Entwurf erhielt der Wedeler Hans Ohle, der damals noch an der Höheren Schule für Hoch- und Tiefbau in Hamburg studierte.

Zur Überplanung eines Bahnhofsvorplatzgeländes mit dem Neubau eines Rathauses und der Stadtsparkasse führte die Stadt Wedel 1927 einen Ideenwettbewerb durch.
Dadurch stieß sie wegen unkonventioneller Wettbewerbsgestaltung beim Bund deutscher Architekten auf erhebliche Widerstände. Obwohl der B.D.A. seinen Mitgliedern untersagte, am Wettbewerb teilzunehmen, gab es einige schöne Entwürfe. Den zweiten Preis für seinen Entwurf erhielt der Wedeler Hans Ohle, der damals noch an der Höheren Schule für Hoch- und Tiefbau in Hamburg studierte.

Neubau Wedeler Rathaus 1937

Direkt im Zentrum der Stadt, genau gegenüber dem Bahnhof und dem Tor zur Einkaufsstraße steht das Rathaus der Rolandstadt Wedel. Das alte Rathaus, dass flankiert wird von dem im Jahre 1980 erstellten Neubau wurde 1937 erbaut.

Es ist schade, dass die Rathausmauern nicht sprechen können und ihre eigene Geschichte erzählen. Es gibt sicherlich einiges zu berichten aus den vielen Jahren, die das alte Rathaus in Wedel nun steht. Von all den Bürgermeistern und Beschäftigten, die in ihm gearbeitet haben, und von all den Sitzungen, die dort stattgefunden haben. Doch zunächst zu den Anfängen. Auf dem Gelände auf dem das Rathaus entstehen sollte, stand der Städtische Gasthof, ehemals Petersens Gasthof, der an den Wirt Rösicke verpachtet war. 1934 beschreibt der damalige Bürgermeister Wedels Dr. Harald Ladwig es als ein unschönes, in vielen Teilen bereits baufälliges Gebäude. Dieses wurde im Dezember 1934 durch die Firma Hatje mit Hilfe von Erwerbslosen, die als Entschädigung einen Teil des Abbruchmaterials bekamen, abgerissen. Hinzu kam weiteres Gelände, das von der Firma J. D. Möller gegen Grundbesitz am Voßhagen eingetauscht wurde.

Die Absicht, auf diesem Areal das Rathaus zu errichten, forcierte der Bürgermeister Dr. Ladwig 1934, nachdem bereits sein Amtsvorgänger Friedrich Eggers im Jahre 1927 in einem „Ideenwettbewerb zum Platz am Rosengarten“ diese Möglichkeit einräumte. Der Wunsch Dr. Ladwigs war es, aus dem Bahnhofsvorplatz, der am 20.04.1933 in Adolf-Hitler-Platz benannt worden ist, eine „ansprechende Visitenkarte Wedels“ zu machen. Zum einen wäre ein Rathaus an dieser exponierten Stelle sehr repräsentativ im Stadtbild, und zum anderen war das Rathausgebäude an der Austraße für die 25 Verwaltungsmitarbeiter völlig unzureichend und wurde teilweise sogar den gesundheitlichen Anforderungen nicht mehr gerecht. Auch das 1926 erbaute Gebäude der Sparkasse am Rathausplatz, in dem Teile der Verwaltung untergebracht waren, platzte aus allen Nähten.

Dr. Ladwig holte die generelle Zustimmung der Kreisleitung Pinneberg der NSDAP ein und ging an die Planung. Zuständig beim Kreis Pinneberg war der Kreisbaurat Fröhlich, welcher zunächst die aus Wedel eingereichten Pläne als „kaum brauchbar“ bezeichnete. Auch mahnte er den Bürgermeister Dr. Ladwig an, einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Diese Forderung stieß auf wenig Zustimmung, der Bürgermeister setzte sich darüber hinweg und reichte seine Raumplanung beim Kreisbauamt ein. Er gab an, folgenden Bedarf zu haben: Räume für Bürgermeister, Vorzimmer, Standesamt, zwei Räume für das Stadtbauamt, ein Steuerbüro, zwei Büros für das Meldeamt, drei Büros für die Finanzverwaltung, ein Büro für das Ordnungsamt, welches auch Seemannsamt war, und ein Arbeitsbeschaffungsbüro. Hinzu kamen ein Sitzungssaal für bis zu 40 Personen und eine Polizeiwache mit zwei Räumen und zwei bis drei Zellen nebst Sanitäranlagen. Außerdem Aktenräume, Luftschutzraum, ein Ratskeller und eine große Wohnung.

Die Fortschritte an der Planung verzögerten sich, weil die örtliche Parteileitung, der Wedeler Ortsgruppenleiter der NSDAP, anders als der Kreisgruppenleiter, Schwierigkeiten in der Durchführung sah. Man sah die Notwendigkeit für eine Raumerweiterung des Rathauses ein, und Anbauten erschienen hier als eine kostspielige Notlösung, so dass nur ein Neubau im Hinblick auf das Wachstum der Stadt sinnvoll erschien. Allerdings sahen sie die Finanzierung als schwierig und die Kosten eines Neubaus als unabsehbar an. Bei einer erneuten Aussprache mit den Ratsherren legte der Bürgermeister eine Kostengegenüberstellung vor. Der Ortsgruppenleiter und Beigeordnete ließ sich noch folgende Punkte schriftlich bestätigen:

  • dass die Kosten des Anbaus nicht über 140.000 Reichsmark betragen würden,
  • dass der Neubau des Rathauses auf absehbare Zeit allen Anforderungen genüge,
  • dass die durch den Neubau des Rathauses entstehenden laufenden Mehrkosten ohne Schwierigkeiten von der Stadt getragen werden können,
  • dass die durch den Neubau eines Rathauses in dem Gebäude Austraße 5 freiwerdenden Räume ggf. Parteizwecken zur Verfügung gestellt würden.

Sodann waren die Zweifel ausgeräumt und dem Neubau zugestimmt. Für die Finanzierung wurde festgelegt, die Kosten in Höhe von 140.000 Reichsmark mit 50.000 Reichsmark aus dem Arbeitsbeschaffungsfonds und mit 90.000 Reichsmark aus dem Erlös des Verkaufs des bisherigen an der Austraße gelegenen Rathauses an die Sparkasse zu sichern. Seltsam nur, dass das Finanzierungskonzept nie so umgesetzt wurde, da das Grundstück an der Austraße noch lange in städtischem Besitz war. Dort befand sich einige Jahrzehntelang das städtische Alters- und Pflegeheim „Heinrich-Gau-Heim“. Die tatsächliche Finanzierung ist aus unbekannten Gründen verschleiert.

Als nächstes wurde im Juni 1936 nun doch ein Ideenwettbewerb der Gestaltung des Neubaus ausgelobt. Gewünscht wurden Bleistiftzeichnungen mit Ansicht und Grundriss und eine Aufstellung des umbauten Raumes. Als Prämie wurden drei Preise mit 200, 100 und 50 Reichsmark angesetzt. Dies aber rief Bedenken des Kreisbauamtes erneut hervor, die Herr Baurat Fröhlich in der gemeinsamen Sitzung am 27.04.1937 vor Baubeirat und Ratsherren Er sah in den Entwurfszeichnungen die städtebaulichen Belange und die künftigen Verkehrsentwicklungen nicht genügend berücksichtigt. Er empfahl, zunächst einen „tüchtigen Architekten“ anzustellen und diesen mit der Planung des Wettbewerbs zu betrauen. Außerdem müsse der Kreis der Wettbewerbsteilnehmer ausgeweitet werden, so dass auch Architekten aus Altona und dem gesamten Kreis Pinneberg teilnehmen könnten. Der Bürgermeister erklärte, dass er diesem Vorschlag so folgen wolle, hielt aber weiterhin an seinem Plan fest, nur Wedeler Architekten und den Stadtbaumeister Heinrich Diercks an dem Projekt arbeiten zu lassen. Der nächste, der Beschwerde gegen die Planungen führte, war der Landespräsident der Reichskammer der bildenden Künste in Hamburg. Er schrieb, dass es ihm unverständlich sei, dass die Stadt Wedel gedenke, die Richtlinien des BDA (Bund Deutscher Architekten) zu missachten und keinen richtigen Architektenwettbewerb, welcher viel höhere Preisgelder hätte, durchführen wollte. Ebenso kritisch äußerte sich erneut Herr Fröhlich und warnte davor, dass die Vernachlässigung von ordnungsgemäßen Voraussetzungen zu einem „nicht wieder gut zu machenden Fiasko führen werde“. Der Bürgermeister setzte sich über diese Bedenken hinweg und lud zur Sitzung am 24. Juli 1936 einen der Architekten aus dem kleinen Wettbewerb, Herrn Ludwig, ein, und die Ratsherren ließen sich das Projekt erläutern. Obwohl dieser einen guten Eindruck hinterließ, bestanden die Ratsherren darauf, dass Wedeler Architekten ihre Planungen vortragen und diese bei gleicher Leistung bevorzugt werden sollten. In der darauf folgenden Sitzung stellten sich drei Wedeler Bauunternehmer bzw. Architekten vor. Dies waren der Stadtbaumeister Heinrich Diercks, der Architekt Herrmann Pikull und der Bauunternehmer Herrmann Seebeck, die neben ihren Entwürfen auch ihre Honorarvorstellungen den Ratsherren unterbreiteten. Herr Seebeck nahm im Laufe des Gesprächs seine Bewerbung zurück, weil eine der Voraussetzungen für die Berücksichtigung war, selbst nicht als Handwerker aufzutreten. Man entschied sich für den Architekten Hermann Pikull. Den Ausschlag gab sicherlich seine Honorarforderung. Er erwähnte, dass er bei dem gemeinnützigen Zwecke nur ein Honorar von 1.000 Reichsmark verlangen wolle, und im Übrigen wolle er den Bau als Wedeler Bürger kostenlos ausführen. Merkwürdig nur, dass die darauf folgende Auftragsvergabe am 15.08.1936 an das Duo H. Pikull und Walter Breckwoldt ging und dass sich die Forderungen im September 1936 nunmehr auf 4.000 Reichsmark erhöhten.

Neben den Honorarforderungen waren aber auch die Entwürfe der Architekten Pikull und Breckwoldt für die Ratsherren interessant. Die Planungen der Architekten waren ein typisches Beispiel der zeitgemäßen Backstein-Architektur der 30er Jahre in Norddeutschland. So zeigt der Bau fast spätexpressionistische Firststufen der beiden Staffelgiebel und eine etwas zu klobige Pfeiler-Vorhalle. Die Bauausführung ging erstaunlich flott voran. Am 14.10.1936 reichte man die Bauanträge ein, und am 16.10.1936 führten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, angeführt von Dr. Harald Ladwig, die ersten Spatenstiche aus. Einen Monat später, am 16.11.1936, wurde der Grundstein gelegt und eine Feier in Heinsohns Villenrestaurant am Schulauer Hafen ausgerichtet. Die Baupläne waren, verglichen mit den ursprünglichen Raumplanungen, verändert. So waren Büros für die NSDAP, die Ortskrankenkasse und für das Sippenamt hinzugekommen. Außerdem sind dem neu gegründeten Stadtgartenamt unter der Leitung des Gartenbaumeisters Friedrich Jüttemeier Büros gegeben worden, wohingegen es keinen Raum für den Arbeitsbeschaffungsnachweis gab und die Idee zum Ratskeller nicht weiter verfolgt wurde. Auch wurde das Dachgeschoß nicht ausgebaut und somit keine Dienstwohnung für den Bürgermeister eingerichtet.

Die Auftragsvergabe an den Bildhauer Hans Lissow zur Anfertigung einer Giebelfigur „Der Wappenträger“ aus Obernkirchner Sandstein erfolgte bald darauf. Um sich weitere Anregungen für die künstlerische Ausgestaltung geben zu lassen, fuhren die Ratsherren am 26. Januar 1937 für einen Besuch in die gerade fertig gestellte Neulandhalle in den Adolf-Hitler-Koog (heute Dieksander Koog), die als Muster des zeitgemäßen Bauens gelten konnte. Es fanden sich auch Sponsoren für den Neubau, die Firma J. D. Möller spendete 4.000 Reichsmark. Ab Januar 1937 gaben die Architekten zu verstehen, dass die Honorare erhöht werden müssen. Die Ratsherren lehnten dies kategorisch ab und bestanden auf vollständiger Erfüllung des Vertrages und der daraus resultierenden Forderungen, nötigenfalls sollten Zwangsmittel angewendet werden. Offensichtlich gefiel das den Architekten nicht. In einer dringlichen Sitzung der Ratsherren vom 30.03.1937 wurden Fälle von übler Nachrede durch den Architekten Breckwoldt bekannt. Dieser hatte den Ersten Beigeordneten Julius Timmermann wegen Sabotage des Vier-Jahres-Planes angezeigt, weil dieser seine Forderung nicht durchsetzte, und hatte über den Bürgermeister Dr. Ladwig herabsetzende Äußerungen gemacht. Die Ratsherren sahen nunmehr eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Architekten Breckwoldt gestört und kündigten diesem fristlos. Dieser reichte Klage dagegen ein. Der Architekt Pikull hingegen legte den Ratsherren am 28. Juli 1937 seine Abrechnung des Neubaus vor. Die Ratsherren zeigten sich höchst zufrieden und gewährten diesem eine Sonderanerkennung in Höhe von 1.000 Reichsmark. Natürlich war die erwünschte Bausumme überschritten worden. Die Baukosten beliefen sich auf genau 163.458,21 Reichsmark, das waren etwa 17% mehr, als eingeplant. Hinzu kamen noch die Kosten für die Inneneinrichtung in Höhe von 11.371 Reichsmark, dies war allerdings nur knapp über der eingeplanten Summe. Die an dem Bau beteiligten Wedeler Firmen waren: Peter Höpermann, Fuhrunternehmen Otto Dörner, Fuhrunternehmen, Friedrich Stolze, Maurer August Ohle, Baugeschäft, Lüdemann, Klempner, Franz Biesterfeld, Klempner, Julius Timmermann, Klempner, J. Bartels, Tischler, Heinrich Schümann, Tischler, Wilhelm Böger, Tischler, Hinrich Meyer, Elektroarbeiten, Wilhelm Goerges, Installationen, Oskar Löhnig, Schlosser, Willi Ahrens, Maler.

Die Verwaltung zog am 02.08.1937 in das neue Rathaus ein; der Sitzungssaal wurde am 27.09.1937 mit einer Ratssitzung eingeweiht. Als Wandschmuck für den großen Sitzungssaal erwarb die Stadt vom Rissener Maler H. Porwoll ein Gemälde des Ochsenmarktes, das noch heute den Magistratsraum schmückt, und als künstlerische Ausschmückung des Bauwerkes sind zu nennen die Giebelfigur „Der Wappenträger“ von Hans Lissow und die Wappenfenster im Treppenhaus. Die Wappen der zunächst 12 Fenster waren Stiftungen der Wappen tragenden Gemeinden, Städte und Gebietskörperschaften. Die launige Geschichte, warum das Hamburger Wappen zunächst leer blieb, erzählt der Bürgermeister Dr. Ladwig selbst in einem Aufsatz im Heimatbuch von 1939. Wann es dann aber doch eingesetzt wurde, liegt im Dunkeln. Das heutige Bild, welches sich dem Betrachter bietet, ist durch mehrere Bauphasen so entstanden. Nach Einbau des rückwärtigen Eingangs ordnete man die Wappenfenster neu und baute die unteren Fenster an den inneren Seiten des Treppenaufgangs ein. Der ehemals vorhandene Fensterflügel mit dem Hoheitssymbol der Ortspolizeibehörde nebst Hakenkreuz wurde selbstverständlich nicht wieder eingehängt.

Während des Krieges hatte das Rathaus zum Glück nur leichtere Zerstörung erlitten. In der schlimmsten Bombennacht, der Nacht vom 03. auf den 04. März 1943, sind die Fenster im Obergeschoß zersplittert, und das Dach wurde abgedeckt. Es waren also nur geringere Schäden festzustellen, das Rathaus war noch einmal glimpflich davongekommen.

Mit den Jahren reichte der Platz im Rathaus, der 1937 für eine Anzahl von insgesamt 49 städtischen Mitarbeitern ausgelegt war – die aber nicht alle im Rathaus beschäftigt waren – nicht mehr aus. Zunächst wich man in das Dachgeschoß aus und baute die Wohnung des Hausmeisters, die etwa 1942 dort eingerichtet wurde, zu Büroraum für die Kämmerei um. Außerdem begann man in den 60er Jahren mit der Ausgliederung einzelner Ämter und Abteilungen in andere Gebäude, schließlich hatte sich die Anzahl der städtischen Mitarbeiter erheblich vergrößert. Diese Raumnot und die bis dahin teilweise unzureichende Unterbringung an diversen Standorten Wedels hatte erst ein Ende, als 1980 der Rathaus-Erweiterungsbau fertig gestellt wurde und der Rathaus-Altbau, wie er nun genannt wird, grundlegend saniert und umgebaut wurde.

Glücklicherweise ereilte ihn nicht dasselbe Schicksal wie das 1926 erbaute Gebäude der Sparkasse, das neben dem Rathaus stand und zuletzt als Dienstgebäude des Bauamtes genutzt wurde. Es wurde 1979 für den Erweiterungsbau abgebrochen. Nach Fertigstellung des Rathaus-Erweiterungsbaus sind in dem Gebäude die Kämmerei, das Standesamt, wo nun die Traureden im eindrucksvoll eingerichteten alten Sitzungssaal gehalten werden können, die Stadtkasse, das Rechnungsprüfungsamt und die EDV-Abteilung untergebracht. Außerdem gibt es zwei Wohnungen der Hausmeister und Beratungsräume von Vereinen und Verbänden.

Von Interesse ist noch die Raumfrage der Polizei. Zunächst war die Polizei, damals noch Ortspolizeibehörde, deren Dienstherr auch der Bürgermeister war, mit einem separaten Eingang im Keller des Rathauses untergebracht. In diesem Gebäudetrakt gab es neben einer Wachstube und einem Büro für den Wachleiter auch zwei Zellen. Für die noch nicht motorisierten Beamten gab es einen Polizeiräderkeller. Hier taten 1937 elf Polizeibeamte ihren Dienst. Erst als im Juli 1960 die Räumlichkeiten im Rathaus gar zu eng wurden, zog die Polizeiwache ein Gebäude weiter, nämlich in die Villa Am Rosengarten 4, die von der Stadt Wedel angemietet wurde. Doch schon 1964 zog man von dort weg in das alte Postgebäude am Rathausplatz und nach dem Auszug des Amtsgerichtes 1978 in das freie Gebäude an der Gorch-Fock-Straße.

Abbruch des Sparkassen- und Rathausgebäudes

Im Oktober 1978 wurde das ehemalige Bauamtsgebäude am Rathausplatz abgerissen. Es musste dem Neubau des heutigen Rathauserweiterungsbaus weichen. Erbaut 1928 zunächst für die Wedeler Spar- und Leihkasse, war das Gebäude bereits vor Fertigstellung zum Rathaus bestimmt worden. Das Erdgeschoss teilten sich dann zunächst die Spar- und Leihkasse und städtische Stadtkasse. Das in den ursprünglichen Planungen als Bürgermeisterwohnung ausgewiesene erste Stockwerk wurde bei der Erstnutzung zu Verwaltungsbüros umfunktioniert. In die Wohnungen im zweiten Stockwerk zogen Polizeibeamte ein. Diese Regelung war für ein neues Zentrum Wedels zwar noch nicht zufriedenstellend, aber immerhin ein Anfang. Der restliche Teil der Verwaltung, der 1928 einschließlich Bürgermeister, Sparkasse, Nachtwächter und Polizei insgesamt 25 Personen umfasste, blieb in der Austraße 5, einem früheren Gasthof. Dies änderte sich ab 1937, als daneben der heutige Rathaus-Altbau errichtet wurde. In dem Gebäude am Rathausplatz waren bis zum Abbruch 1978 auch die Volksbücherei und das Bauamt untergebracht.

Erweitung des Rathauses

Am 25.10.1980 feierte Wedel den Rathaus-Erweiterungsbau mit einem großartigen Festprogramm.
Bei Freibier und gratis Erbsensuppe strömten die Wedeler nur so in die von den Zeitungen spöttisch betitelte „teuerste Baustelle Schleswig-Holsteins“. Prominentester Gast des 16-Millionen-DM-Baus, der ursprünglich mit 12 Millionen veranschlagt wurde, war Minister Dr. Henning Schwarz, der als Vertreter von Dr. Uwe Barschel nach Wedel kam, um den zu der Zeit noch leeren Zweckbau einzuweihen. Die bis dahin in verschiedenen Gebäuden im ganzen Stadtgebiet verstreut arbeitenden Mitarbeiter der Verwaltung, zogen in den darauffolgenden Wochen nach und nach in den Neubau. Auch die Stadtvertreter konnten sich nun über ausreichende Funktionsräume für ihre Sitzungen freuen. Nun waren alle Verwaltungseinheiten der Stadt Wedel unter einem Dach. Neben der Musikschule und der VHS konnte zunächst auch die Verwaltung der Stadtwerke im Rathaus unterkommen. Als zweiter Schritt wurde der Rathaus-Altbau saniert und umgebaut. Aus dem alten Sitzungssaal wurde das Trauzimmer des Standesamtes, in das frühere Büro des Bürgermeisters zog der Kämmerer.

Geschichten aus dem Rathaus

Der erste Computer fürs Rathaus

Im Januar 1971 war er endlich da! Der erste 300.000-Mark-Computer, ein Bull Gamma 10 für die Stadtverwaltung Wedel.
Bis dahin wurde die Datenverarbeitungsanlage gleichen Modells von der Stadtsparkasse Wedel mitgenutzt, die diese seit 1966 gegen Kostenerstattung der Stadtverwaltung Wedel und den Stadtwerken Wedel anboten. Hier zeigten sich in den kommenden Jahren Schwierigkeiten in der Kooperation, die darin gipfelten, dass Stadtwerke und Stadtverwaltung in der Jahresmitte 1970 eine eigene Anlage des Herstellers erwarben. Damit konnte man nun, so teilte seinerzeit die Stadtverwaltung mit, zum Beispiel innerhalb von 15 Minuten 200 Überweisungen ausführen. Für damalige Verhältnisse ein ganz gewaltiger Fortschritt, denn bis dahin war mit dieser Arbeit eine Schreibkraft den ganzen Tag beschäftigt. Die Ausstattung des Gerätes in der Stadtverwaltung Wedel bestand aus einer Zentraleinheit mit Steuerpult, einem Lochkartenlese-/Stanzgerät, einem riesigen Gerät zum Sortieren der Lochkarten und einem Trommeldrucker. 59 unterschiedliche Grundoperationen standen für die Programmierung mittels Lochstreifen zur Verfügung und die Hauptspeicherleistung des Gerätes betrug 4KB. In Betrieb war das technische „Ungetüm“, das beim Betrieb einen Höllenlärm verursachte und „nur“ einen ca. 20m² großen unklimatisierten Raum im Keller des Rathauses brauchte, bis 1982. Dann liefen alle nötigen Anwendungen auf der dann erworbenen NCR-Anlage. Nicht vergessen werden soll, dass der Erwerb des ersten Computers 1970 von enormen Schwierigkeiten begleitet wurde. Der Kaufvertrag, unterzeichnet vom damaligen Ersten Stadtrat Bruno Voigt, wurde von den politischen Gremien, die unzureichende Information bemängelten, aufs heftigste in der Öffentlichkeit kritisiert. Die „Computer-Affäre“ weitete sich aus, da ein weiteres Problem hinzukam. Der damalige Bürgermeister Dr. Claus Winkler konnte auf Grund einer psychischen Erkrankung sein Amt nicht mehr ausüben und war einige Monate zuvor beurlaubt worden. Diese verfahrene Situation, die Indiskretionen, Verfahrensunsicherheiten, Unterstellungen und Kompetenzüberschreiungen hervorbrachte, gipfelte im politischen Skandal. Einige Ratsherren und auch der Bürgervorsteher Carl Cherk traten zurück; aber die größte Katastrophe war die schrecklich Meldung vom Suizid des Bürgermeisters Dr. Klaus Winkler.

Im September 1983 beendete ein maritime Institution Wedels ihre Arbeit. Bereits seit 1906 gab es in Schulau eine Musterungsbehörde.

Im September 1983 beendete ein maritime Institution Wedels ihre Arbeit. Bereits seit 1906 gab es in Schulau eine Musterungsbehörde, die 1946 die Bezeichnung Seemannsamt erhielt und die Dienststelle Uetersen als Nebenstelle unterstellt bekam; vorgesetzt war die Wasserstraßendirektion in Kiel. Die Aufgaben der Behörde waren vielfältig. Es wurden Schifffahrtsverzeichnisse geführt, Seeleute an- und abgemustert, Verhandlungen zu Streitigkeiten, Sabotage und Schmuggel abgehalten. Nach Havarien und Schiffsunfällen wurden die Heimschaffungen und die Nachlässe der Matrosen geregelt. Die betreffenden Schiffe, meist Wedeler oder Schulauer Motorschiffe, hatten so schöne Namen wie Adler, Bussard, Condor, Falke, Parnass oder Roland. Nach dem Rückgang der Berufsschifffahrt in den Wedeler Häfen war ein Seemannsamt in Wedel nicht mehr nötig und wurde zum 23.09.1983 aufgelöst.

Ein Wappen vom Satiriker?

Am 27. Juni 1963 genehmigte die Stadtvertretung den Entwurf des jetzigen Stadtwappens vom Heraldiker W. H. Lippert aus Brunsbüttel. Das Wappen ersetzte auf Flaggen und Siegeln das Wappen von 1877 und beendet eine Jahrzehnt lange Posse.
Bereits mit dem Entwurf des Wappens von 1877 begann der Ärger. Dieses wurde vom Heraldiker Weißenbach erstellt, wurde aber von der Regierung in Schleswig nie genehmigt, sondern blieb unbearbeitet in den Akten liegen. Auf diese Unterlagen stieß die Landesregierung 1948, als die Stadt Wedel einen erneuten Anlauf zum Erhalt eines Wappens machte. Dieser Anlauf war leider auch mit Hindernissen behaftet. Die Stadt beauftragte ausgerechnet den bekannten Satiriker und Grafiker A. Paul Weber mit der Herstellung eines Entwurfs. Weber, ganz gewitzt, zog zunächst die Abgabe des Entwurfs bis zur Währungsreform hin. Erstellte dann aber letztlich nur einen Entwurf, der für die Landesregierung nicht genehmigungsfähig war. Ein neuer Heraldiker musste her. Diesen fand die Stadt in W. H. Lippert und erhielt nach 15 Jahren endlich ein genehmigungsfähiges Wappen.

Polizei- und Strafgeschichten

1908 Austraße 5
1927 Bahnhofstraße
1937 Rathausplatz 3
1960 Rosengarten 4
1964 Rathausplatz 4
1979 Gorch-Fock-Straße

Rathaus 1936
Die Geschichte der Ortspolizei Wedel

1838 wurde für das Kirchspiel Wedel (einschließlich Schulau, Spitzerdorf und Holm) eine Gendarmerie eingerichtet. Ein Sergeant, auch Polizeidiener genannt, fungierte auch als Vollziehungsbeamter und wurde von Nachtwächtern und einem Feldhüter unterstützt. Der Polizeidiener wohnte zunächst in einem Gebäude in der Hinterstraße, in dem auch die Gefängniszelle untergebracht war. Nach dem Polizeidiener nannte der Volksmund das Gefängnis „Kühl sein Lock“. Später richtete der Bürgermeister im Spritzenhaus an der Pinneberger Straße dem Polizeidiener eine Wohnung mit Gefängnis ein. In dieser Einrichtung waren allein im Jahr 1892 125 Personen inhaftiert.
1907 kam zur Unterstützung der Polizeidiener der Polizeihund „Moritz“, extra durch den „Verein zur Förderung der Zucht und Verwendung von Polizeihunden“ in Hagen i.W. ausgebildet, hinzu. Eine Dienst-Instruktion regelte die Pflichten der Beamten der Polizeiverwaltung. Die Beamten leisteten ihren Dienst in vier Kontrollrevieren, die durch Kontrolluhren überwacht wurden. „Seine Umsicht, Kaltblütigkeit und Entschlossenheit werden ihm die richtige Wahl der Hülfsmittel bei der Dienstausführung an die Hand geben. Er hat überall volle Selbstbeherrschung zu bewahren und leidenschaftslos, aber wenn nötig, mit Entschiedenheit und Unerschrockenheit bei Ausübung des Dienstes vorzugehen.“, so der Bürgermeister Friedrich Eggers in der Dienst-Instruktion von 1910.
Nach der Eingemeindung Schulaus in Wedel 1909 wurde eine Gendarmerie-Station für einen berittenen Gendarmerie-Wachtmeister der 9. Gendarmerie-Brigade eingerichtet. Zudem stieg die Anzahl der Polizisten. Schon 1923 gab es sechs Polizeibeamte, die von drei Nachtwächtern unterstützt wurden. Gegen Ende der 20er Jahre veränderte sich die Polizeistruktur. Die Nachtwächter wurden durch Polizeioberwachtmeister ersetzt, die nun nicht mehr vom Bürgermeister ausgewählt, sondern vom Regierungspräsidium überstellt wurden.
In den 30er Jahren gab es in vielen Städten wüste politische Machtkämpfe, die auch auf den Straßen ausgetragen wurden. In den beginnenden 30er Jahren, auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, versuchten vielerorts die Anhänger von NSDAP und KPD die politische Diskussion handgreiflich weiterzuführen. Auch in Wedel standen sich einige Male die politisch motivierten Schläger von NSDAP und KPD gegenüber. So z.B. am 02.07.1931. Damals hielt die NSDAP im Lokal zum Roland eine öffentliche Versammlung ab. In deren Anschluss gab es eine Rempelei vor der Gaststättentür, eine Verfolgungsjagd durch die Riststraße und Mühlenstraße und eine einstündige Schlägerei mit etwa 50 Beteiligten, bei der es Verletzte auf beiden Seiten gab. Die herbeigerufene Polizei beendete schließlich die Prügelei und führte 10 der Angreifer der KPD in der Arrestzelle im Rathaus. Dem Polizeibericht nach sollen ausschließlich diese bewaffnet gewesen sein.
Dem Bürgermeister Dr. Harald Ladwig (1932 – 1945) als Leiter der Ortspolizei standen 1935 insgesamt 6 Beamte zur Seite. Revierleiter war Klaus Lassen, der von seinem Vorgesetzen im damals üblichen Jargon als „Strammer Beamter mit schneidigem Auftreten, pflichtgetreu, von hervorragendem persönlichen Mut“ beschrieben wurde. Untergebracht war die Wache mit einem separaten Eingang im Keller des Rathauses. Hier gab es neben einer Wachstube und einem Büro für den Wachleiter auch zwei Zellen. Für die noch nicht motorisierten Beamten gab es einen Polizeiräderkeller. Die Ausstattung der Polizei war nicht sehr umfangreich, beweglich waren die Beamten mittels Kraftrad und 6 Fahrrädern. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Zusammensetzung des Polizeireviers. 1942 waren nur noch Lassen, Krüger und Goldhahn im Dienst. Diese wurden von vier Hauptwachtmeistern, z.T. aus der Reserve oder durch Hilfspolizisten unterstützt. 1947 wurde die kommunale Polizei aufgehoben. Die meisten Polizeibeamten wurden in eine Landespolizei-Organisation überführt, wenige gingen in die Kommunalverwaltung.

Brücheregister des Amtes Hatzburg im 17. Jahrhundert
Verbrechen wurden im 17. Jahrhundert vor dem Amtmann verhandelt. Insbesondere „Unzucht“-Delikte wurde besonders hart bestraft. Einige Beispiele aus den Jahren 1600 und 1634 seien hier genannt:
Jost Körner hat seine Weib für der Hochtzeit geschwengert. Strafe: 37 Reichstaler
Johann Dietrichs Tochter hat Dietrich Möller ein Meßer und Delern entwandt. Strafe 2 Reichstaler 1 Schilling.
Marten Ladiges hat Berndt Ladiges geblutwundet. Strafe: 6 Reichstaler
Joachim Fördmann hat Johan Ladiges seinen Sohn 2 Löcher in den Kopf geschlagen Strafe: 4 Reichstaler
Hans Kochs Frau hat Jochim Breckwoldts Frau für ein verlogenes Weib gescholten. Strafe: 25 Schilling
Hein Remstdts Knecht hat Hans Ramkens Tochter geschwengert. Strafe 9 Reichstaler
Klaus Lüdemann hat einen Baum gehauen. Strafe: 2 Reichstaler
Weitere zum Teil recht ungewöhnliche Vergehen finden Sie in der Publikation Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente: Hatzburger Büchegeld-Register 1603-1617

Das Strafregister der Ortspolizei Wedel zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Neben zahlreichen Diebstählen, u.a. Feld- und Forstdiebstählen, die mit empfindlichen Gefängnisstrafen verurteilt wurden und Strafen wegen Körperverletzungen gibt es auch einige Kuriosa im Strafregister der Ortspolizeibehörde Wedel, das sich im Stadtarchiv erhalten hat:
Der Gastwirt Johann Stricker wird 1922 vom Amtsgericht Hamburg wegen Buchmacherei zu 3.000 M, bzw. 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Herbergswirt Scheel musste sich wegen Hehlerei rechtfertigen, verschiedene Dienstmädchen wurden wegen fortgesetzter Unzucht belangt.
Der Prokurist der Firma J.D. Möller, Paul Seeliger wurde wegen Vergehens gegen die Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr mit einem Tag Gefängnis bestraft.
Der Zahntechniker Gustav Möhl hingegen wurde 1923 wegen verbotenem Handel mit Kokain zu einer Strafe von einem Monat Gefängnis und einer Geldstrafe von 100.000 Mark bestraft. Einige Monate später entschied die Staatsanwaltschaft Hamburg, dass die Freiheitsstrafe in eine Geldstrafe von 30 Millionen Mark umgewandelt werden solle.
Diverse Viehhändler Wedels wurden wegen Geheimschlachtung oder unerlaubtem Viehhandel belangt.
Der Wedeler Kaufmann Theodor Johannsen (Erbauer der gleichnamigen Siedlung und der Villa am Schloßkamp) nahm es mit der Gewerbeordnung nicht so ernst. Mehrfach wurden er und seine ziehenden Margarinehändler ohne Wandergewerbeschein aufgegriffen und bestraft.

Im Mai 1957 waren im Kreisgebiet drei Einsatzfahrzeuge der Polizei erstmalig als Funkstreifenwagen unterwegs.

In der Wedeler Wache war das Fahrzeug mit dem Rufnamen „Rose III“ stationiert und hatte die Aufgabe, das südwestliche Kreisgebiet zu überwachen. Im Inneren nur mit einigen Knöpfen und einem Telefonhörer ausgestattet, war es äußerlich durch eine kleine Peitschenantenne auf dem Dach erkennbar. Der dazugehörige UKW-Sender befand sich auf dem Dachboden des Pinneberger Gerichtsgefängnisses.

Im März 1980 wurde die Fährverbindung Schulau-Hahnöfersand eingestellt. Auf der Insel verbüßen seit 1945 jugendliche Straftäter aus Hamburg ihre Haftstrafen.

Nachdem die Insel Hahnöversand mit dem Baggeraushub, der aus dem Bau des Elbtunnels kam, eine Verbindung mit dem niedersächsischen Festland bekam, wurde eine Fährverbindung überflüssig. Bis dahin aber verkehrte die Barkasse „Christian Koch“ dreimal wöchentlich zwischen Schulauer Hafen und Hahnöfersand. Sie fuhr Strafgefangene, Gefängnismitarbeiter und Besucher. Aber auch Proviant und anderes Gerät wurde so transportiert.

Im März 1979 zog die Polizeiwache Wedel in die Gorch-Fock-Straße um.

Das Gebäude diente von 1959 bis Ende 1977 dem Amtsgericht Wedel als Dienstsitz, dann wurde das Amtsgericht aufgehoben. Nun fand dort die Polizei ein neues Domizil und es endete zunächst die prekäre Raumsituation auf dem Polizeirevier. Dieses musste in den verstrichenen Jahrzehnten öfter umziehen, als ihm lieb war. Zog es noch im Juli 1960 vom Untergeschoss des alten Rathauses in die Villa Am Rosengarten 4, so musste es bereits vier Jahre später erneut die Umzugskisten packen, um in das alte Postgebäude am Rathausplatz einzuziehen.

Im Juli 1958 setzte der Landgerichtsdirektor Hinrichsen aus Itzehoe gemeinsam mit einem Vertreter des Landesjustizministeriums den Richtkranz auf den Neubau des Amtsgerichtsgebäudes in der Gorch-Fock-Straße.
1953 wurde das Amtsgericht in Wedel eingerichtet und hatte zunächst in der der Bahnhofstraße 18 beengte Räumlichkeiten. Zum Ende des Jahres 1977 wurde der Amtsgerichtsbezirk Wedel wieder aufgelöst. Seitdem ist das für Wedel zuständige Amtsgericht in Pinneberg und in die nun frei gewordenen Räumlichkeiten zog die Polizeiwache Wedel ein.

Post-Geschichten

Mühlenstraße 18
1896 Mühlenstraße 44
1903 Bahnhofstraße 4
1964 Bahnhofstraße 18

Zweigstellen:
1952 - ? Kronskamp
1952 - 2005 Moorwegsiedlung
1958 - 1993 Elbhochufer

Post Bahnhofstraße

Am 07.08.1964 konnte im neuen Wedeler Postamt in der Bahnhofstraße 18 der erste Brief aufgegeben werden. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde das Postamt, in dem auch die Ortvermittlung für die rund 4000 Telefonanschlüsse der etwa 26.000 Wedeler Einwohner untergebracht war, eingeweiht. Es gab einen Paketsaal und Arbeitsräume für die 55 Postbediensteten. Überrascht hat die Post die Wedeler Bevölkerung bei der Einrichtung der Schalterhalle. Hier wurde die seinerzeit mit 40.000 DM bezifferte Bronze-Plastik „Der singende Mann“ des Wedeler Künstlers Ernst Barlach aufgestellt, von der es nur wenige Abgüsse gibt, die sich in bedeutenden Sammlungen befinden. Nach dem Umbau der Post Ende der 90er Jahre steht das Kunstwerk im Ernst-Barlach-Geburtshaus in der Mühlenstraße.

Geschichten über Müll, Strom, Wasser und Abwasser

Stadtwerke Wedel

1908 Gründung Betriebswerke
1951 Rosengarten 17
1976 Werkhof Werkstraße
1991 Feldstraße 150

Stadtwerke

Im Mai 1908 wollte auch die Stadt Wedel nicht mehr auf elektrischen Strom verzichten und kaufte ein für den Kohlentransport verkehrsgünstig gelegenes Grundstück am Rosengarten.

Hier erbaute der Baumeister J.P. Lüchau das erste Elektrizitätswerk. In dem Hauptgebäude befanden sich die Werkstatt, das Lager, ein Akkumulatorenraum und zwei Wohnungen. In der Maschinenhalle standen neben zwei Lokomobilen auch elektrisch betriebene Pumpen und 2 Dynamos. Hier war auch die aus weißem Marmor bestehende Schalttafel untergebracht. Zudem wurde hier auch die Kohle gelagert. Das eigentliche Herz der Anlage waren die beiden von der Maschinenfabrik Heinrich Lanz in Mannheim hergestellten Original-Patent-Heizdampf-Ventil-Compound-Lokomobile. Diese hatten einen liegenden Kessel zu 60–70 und 95–112 effektiver PS-Normalleistung. Jedes Lokomobil trieb über einen Riemen eine Gleichstrom-Nebenschluss-Dynamomaschine mit Wendepolen zu 50 bzw. 80 K.W. Leistung bei 455–490 Volt Spannung an. Überragt wurde das Kraftwerk von einem 35 m hohen Schornstein. Versorgt wurden in der Anfangszeit 6 Bogenlampen, 2716 Flammen und 30 Motore in Schulau und Wedel. Zeitgleich wurde das Oberleitungsnetz für die Straßenbeleuchtung der Stadt ausgebaut. Hier wurden insgesamt 90 Ganznachtlampen und 78 Halbnachtlampen angeschlossen, wobei die Ganznachtlampen von Dunkelwerden bis 1 Uhr nachts und die Halbnachtslampen vom Dunkelwerden bis 21 Uhr brannten. Der Personalstamm des ersten Kraftwerkes umfasste den Betriebsleiter Max Hübner, Netzmonteur Abling, einen Heizer und zwei „Hülfsmonteure“. Das Kraftwerk erfüllte die Erwartungen einige Jahre vollends und arbeite anfangs mit Gewinn. 1917 ist die kleine Dampfmaschine durch eine leistungsstärkere ersetzt worden, um den gestiegenen Stromverbrauch aufzufangen. Dann jedoch wurde der Kohlenbezug kriegsbedingt rationiert, mehrere Großkunden stellten ihre Arbeit ein, die Firma J.D. Möller installierte eine eigene Stromversorgung und das Kraftwerk wurde unrentabel. Die „Lichtkommission“ entschloss sich, die eigene Stromversorgung einzustellen und ab 1921 den für den Verbraucher erforderlichen Strom nun vom Kraftwerk der Zuckerfabrik zu beziehen. Der dort produzierte Drehstrom mit einer Spannung von 3000 Volt wurde von nun an in der Transformatorenstation des Elektrizitätswerkes mittels Quecksilber-Dampfgleichrichter-Anlage umgewandelt und in das Gleichstromnetz übergeleitet. Die alten Maschinen und Kessel wurden verkauft. Nun ließ die Stadt auch externe Installateure zu und gestattete den Elektrotechnikern H. Meyer und Langbehn die Montage. Das Gebäude dient heute dem Theaterverein Wedel.

Die Parfümfabrik von Wedel

Am 10.07.1956 wurde das Klärwerk Wedel in Betrieb genommen. Errichtet hatte man es zunächst für die 12.500 Einwohner der Bereiche Gartenstadt Elbhochufer, Siedlung Adlershorst und den angrenzenden Straßen.
Das mechanisch-biologische Klärwerk an der Schulauer Straße musste dann aber doch für eine viel zu große Zahl von Einwohnern genutzt werden. Es hatte zwei Klärbecken, einen Sammelraum und einen Pumpenraum mit Rechenanlage. Bei der Planung war vorgesehen, das Klärwerk in den Folgejahren zu erweitern, doch wurde der Bau Jahr für Jahr verzögert und schlussendlich durch die fortschreitende Planung zum so genannten Hauptsammler West und dem Hetlinger Klärwerk überflüssig. Die Bevölkerung Wedels hatte deshalb lange mit den durch die Überlastung des Klärwerkes entstandenen Geruchs- und sonstigen Belästigungen zu leben. Jahrelang mussten die Anwohner bei entsprechenden Windverhältnissen den Übelkeit erregenden Geruch aus der im Volksmund genannten Parfüm-Fabrik ertragen. Daneben soll es auch vorgekommen sein, dass dreckige Schaumflocken durch die Gegend waberten. Die Belastung war u. a. auch so hoch, da das Wedeler Klärwerk auf Grund vertraglicher Vereinbarungen mit der Stadt Hamburg teilweise die Abwässer des überlasteten Klärwerkes Hamburg-West erhielt. Wedel erhoffte sich eine Baukostenbeteiligung Hamburgs an der Erweiterung. Die Umweltbelastungen für die Elbe und die Aue waren enorm. Wenn die Klärmassen aus Hamburg ankamen, stieg der Schlamm hoch und schwappte über die Betoneinfassungen der Becken. Da das einkommende Klärwasser auf Grund der Menge nicht ausreichend geklärt werden konnte, ließ man zeitweilig das schmutzige, schlecht geklärte Abwasser direkt über einen Graben in die Aue und die Elbe fließen. Auch der Schlamm aus den Vorklärbecken wurde von der Landwirtschaft nicht mehr abgenommen und lagerte hier lange. Die Probleme, die während eines Hochwassers oder gar einer Sturmflut in dem nicht eingedeichten Bereich auftraten, mag man sich lieber nicht vorstellen. Ein Ende hatte das Übel erst mit dem Bau des Hauptsammlers West und dem Neubau eines Klärwerkes in Hetlingen. Die Gebäude wurden Mitte der 70er Jahre bis zur Oberkante des Geländes abgebrochen und das Grundstück bis zur heutigen Geländehöhe aufgefüllt und darauf den Festplatz errichtet.

Abfallentsorgung endlich in städtischer Hand

Am 13.09.1960 stellte der Stadtwerkeleiter Oldendorf der Öffentlichkeit das Müllfahrzeug vor, mit dem zukünftig die Müllabfuhr in städtische Regie übernommen werden sollte.
Dass dies bereits der zweite Anlauf der Stadt Wedel war, die Müllabfuhr städtisch zu regeln, verschwieg die Zeitung. War doch der erste Versuch der Stadt Anfang der 1940er Jahre, die Müllabfuhr mit einem Elektrokarren zu bewältigen in einem peinlichen Fiasko geendet. Nach dem Erwerb des ungeeigneten Fahrzeugs war die Müllabfuhr erst mal wieder von zwei Wedeler Unternehmern durchgeführt worden. Diese Verträge konnten nun ab 1960 gekündigt werden, denn seitdem fuhren die Stadtwerke mit einer aus drei Arbeitern bestehenden Besatzung einmal wöchentlich durch einen Teil des Stadtgebietes. Im darauffolgenden Jahr wurde ein weiteres Müllfahrzeug angeschafft, nun konnte ganz Wedel befahren werden. Etwas mehr als 10 Jahre waren die Stadtwerke für die Abfallbeseitigung zuständig. 1967 wurde mit den Städten Elmshorn, Pinneberg, Uetersen und den damaligen Gemeinden Halstenbek, Quickborn, Rellingen, Schenefeld und Tornesch der Zweckverband „Müllverwertungsverband Pinneberg“ gegründet. Erster Vorsitzender wurde der Erste Stadtrat Bruno Voigt aus Wedel. Der Verband beschloss den Ankauf eines größeren Areals in Tornesch-Ahrenlohe und plante dort den Bau einer Müllverwertungsanlage, die 1974 in Betrieb ging. Mitte der 1970er Jahre übernahm der Kreis Pinneberg die Aufgabe der Müllbeseitigung und seit 1984 ist die Gemeinnützige Abfallverwertungsgesellschaft GAB dafür zuständig.

Weitere Behörden

Im Januar 1958 zieht das Elbe-Modell vom Tonnenhafen des Wasser- und Schifffahrtsamtes nach Hamburg.
Da die Untergrundverhältnisse für das schwere Modell am Tonnenhafen nicht mehr ausreichten, zog das Modell, das durch die Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe genutzt wird, nach Rissen an die Wedeler Landstraße. Hier dient nun das Modell im Maßstab 1.5000 der Erforschung des Strömungsverhaltens des Flusses.

Zentralisierung der Ortskrankenkassen

Zum 01.02.1936 fand ein entscheidender Schritt zur Entwicklung der Krankenkassen statt. So wurden auf Anordnung die bis dahin örtlich geführten Ortskrankenkassen kreisweit zusammengefasst.
Tätig wurden diese einzelnen Einrichtungen erstmalig nach dem Krankenversicherungsgesetz aus dem Jahr 1883. Diese Pflichtversicherung galt für alle Personen, die gegen Gehalt oder Lohn für mehr als eine Woche beschäftigt wurden und nicht bereits in einer der Betriebskrankenkassen versichert waren. Nach dem Gesetz war in jeder Gemeinde, die mehr als einhundert zu versichernde Personen umfasst, somit also auch in Wedel eine Ortskrankenkasse zu gründen. Diese gewährte die ihren zunächst 123 männlichen und 47 weiblichen Mitgliedern folgende Leistungen: Krankengeld in Höhe von 50% nach dem 3. Tage, ärztliche Behandlung, Sterbegeld und Wöchnerinnenunterstützung. Die Wochenbeiträge für die Versicherung, von jeder Ortskrankenkasse individuell festzusetzen, betrugen zunächst für einen erwachsenen Mann 18 Pfennige und für einen Lehrling die Hälfte. Die Mitgliederzahlen stiegen stetig an. Die Ersteinrichtung der Kasse, die sich zunächst vermutlich bei dem Kassenverwalter zu Hause befand, wurde durch die Stadt Wedel übernommen. Die Krankenkasse hatte einen Vorsitzenden, einen Rechnungsführer, einen Beitragserheber und einen Kranken-Kontrolleur. Um 1920 hatten diese Aufgaben der Malermeister Adolf Lauenstein, der Kaufmann Ernst Kaland, der Zimmerer Michael Karp und der Kriegsbeschädigte Johann Schaumann inne. Jene beschaulichen Strukturen wurden 1936 beendigt, die Orts-Krankenkassen kreisweit zusammengefügt und vor Ort nur eine sogenannte Meldestelle belassen. Diese zog in Wedel mehrere Male um. So residierte sie 1936 in der Bahnhofstraße, bezog 1962 ein Gebäude an der Rissener Straße und ist heute im Rosengarten zu finden. Auch die Allgemeine Ortskrankenkasse für den Kreis Pinneberg ist Vergangenheit. Nach den Zusammenschlüssen gibt es nur noch die AOK-Nordwest.

 

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