Historische Straßen, Plätze und Siedlungen

Die Bedeutung der Straßennamen in Wedel

Gartenstadt Elbhochufer

Fast jeder Anwohner einer Straße hat sich schon einmal gefragt, wo der Name der Straße herkommt, in der er wohnt. Ob es am Galgenberg spukt, wer sich am Quälkampsweg plagen musste oder nach wem die Molkenbuhrstraße benannt ist. Antworten auf einige dieser Fragen finden sich in der Straßenna­menliste des Stadtarchivs Wedel. Hier wird in Kürze erklärt, wie die Straßen früher hießen, wer der Namensgeber zur Benennung war und wer die Straße wann benannt hat.

Dafür wurden die Angaben der historischen Straßenkartei ausgewertet und mit Angaben zu den Persönlichkeiten, nach denen die Straßen benannt sind, ergänzt. Bei Straßen, die auf alte Flurbezeichnungen zurückgehen, sind die Forschungen des ehemaligen Rektors Wolf­gang Schmidt berücksichtigt worden, der eine umfassende Arbeit darüber angefertigt hatte. Benennungen nach Bäumen, Vögeln, Blumen oder Sträuchern sind hingegen nicht weiter erklärt.

Sollte Ihre Straße nicht genannt sein oder Sie weitergehende Fragen haben, so setzen Sie sich gern mit dem Stadtarchiv Wedel unter der Rufnummer 04103/707 215 in Ver­bindung.

Liste der Straßennamen: Erklärung der Bedeutung (PDF-Datei)

Straßengeschichte

Am Lohhof

Die Straße, die von der Rudolf-Breitscheid-Straße aus über die Feldstraße hinweg bis zur Doppeleiche führt, trug zuvor den Namen Schützenstraße. Warum die Straße den Namen führte, ist nicht bekannt. Es mag sein, dass dies Gelände Anfang des 19. Jahrhunderts für Übungen der hier stationiert gewesenen Husaren genutzt wurde. (Siehe hier "Im Dienste des dänischen Königs– Die Husaren der 6. Escadron in Wedel 1778 – 1816“ in den Beiträgen zur Wedeler Stadtgeschichte Band 9)
1909 wurden die Orte Wedel und Schulau vereinigt. In dem Zusammenhang wurden verschiedene Straßennamen durch die Stadtvertretung geändert. Da es damals in Wedel zwei Schützenplätze gab, - am Moorweg und an der Holmer Straße - erinnerte man sich an die Flurbezeichnungen, die in dieser Gegend zu finden waren. Ein Gelände hieß „Lohoof“ und gehörte nach dem Eintrag zum Hof Nr. 16 im Erdbuch von Spitzerdorf aus dem Jahr 1815 zum Anwesen des Vollbauern Hieronymus Körner (1774 – 1860). Am Lohhof wurden ab 1904 Häuser errichtet. So wohnte Am Lohhof 6 der Schulauer Feldhüter Wilhelm Albert Mohr, der mit seiner Frau Catharina 14 (!) Kinder hatte. Diesem gegenüber stand das Wohn- und Geschäftshaus des Klempnermeister Julius Timmermann. Dieser war ab 1932 Mitglied der NSDAP und führte seit 1936 die Ortsgruppe Wedel. (Mehr zur Geschichte der Parteien und zu den Akteuren der NS-Zeit) Zudem war er ab 1940 Stellvertretender Bürgermeister, bis er selbst 1943 zum Militär eingezogen wurde.

Autal

Der Ausbau des Weges von der Rissener Straße bis zum Breiten Weg wurde ab 1907 nach Anlegung des Friedhofes am Egenbüttelweg notwendig. Bis dahin war eine Querung der Aue zwischen Wedel und Schulau ausschließlich über die Mühlenbrücke möglich, denn auch die Brücke am Schulauer Moorweg wurde erst etwa 1910 durch die Moor-Interessenten erbaut. Für den Brückenbau durchs moorige Tal der Aue mussten Probebohrungen vorgenommen werden und einige Grundstücke angekauft werden. Erst 1913 konnten die Planungen der Straße vom Breiten Weg bis zum Eisenbahndamm durch den Tiefbauer Peter Nagel umgesetzt werden. Die Fertigstellung des Weges über den Eisenbahndamm zur Rissener Straße hin waren komplizierter. So führte der Weg zunächst einige Jahre entlang des Auweidenweg um dann in die Straße Bei der Windmühle einzubiegen. Diese Strecke wurde erst nach dem Krieg, vermutlich im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke, „geradegezogen“. Die Trasse der Straße führte dann jahrzehntelang über den heutigen Mühlenstieg. In den Jahren 1993 bis 1994 wurde das 1911 erbaute Gebäude Rissener Straße 17 abgebrochen, der dahinterliegende Wald mit altem Baumbestand zum Teil abgeholzt und die Straße an die Rudolf-Breitscheid-Straße angebunden.
Übrigens die Holzbrückenkonstruktion über die Wedeler Aue war im Juli 1965 so marode, dass sie für den KFZ-Verkehr gesperrt werden musste. Sie wurde dann an einem Wochenendeinsatz im August 1965 durch Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes (THW) in Elmshorn wiederaufgebaut. Ab 1973 begannen bereits Planungen für eine Erweiterung der Brückenanlage.

Bäckerstraße

In Altwedel gibt es zwei kurze Stichstraßen, die von der Rolandstraße zur Reepschlägerstraße führen. Beide trugen bis 1948 den Namen Bäckerstraße, wurden im Volksmund „Arm- und Beenstroot“ – vielleicht brach man sich dort schnell selbige? -  genannt und nur durch Ordnungsziffern auseinandergehalten. Beide Straßen waren zudem mit einem Verbindungsweg, der hinter den Gebäuden der Reepschlägerstraße Parallel zu dieser führte, verbunden. Dieser Weg wurde aufgehoben und die heutige Bäckerstraße direkt an die Reepschlägerstraße angebunden. Zudem wurden 1948 die Straßennamen geändert. Die 1. Bäckerstraße wurde zur Ernst-Barlach-Straße, die ursprüngliche 2. Bäckerstraße behielt ihren Namen. Das Gebäude Bäckerstraße 6 ist besonders bemerkenswert: es diente bereits vor 1765 bis 1831 als Wohnhaus des Schulhalters und als Schulhaus Wedels. Das Haus wurde 1844 von der Schulgemeinde weiterverkauft und 1851 vom Schlachter Conrad König erworben. Dieser war Sohn des Husaren der dänischen 6. Escadron, Conrad Bernhard König und daher wurde ihm auch die Ehre zuteil den Taufpaten Major von Spaeth, Ritter vom Dannebrog und Chef der Husareneinheit zu haben. (Mehr zur Husareneinheit ist nachzulesen im Band 9 der Beiträge zur Stadtgeschichte). Von dem Gebäude, dass beim Bombenabwurf im März 1943 ein Raub der Flammen wurde, gibt es leider keine Abbildungen. Anders bei dem reetgedeckten alten Gebäude schräg gegenüber. Das landwirtschaftlich genutzten Gebäude des Hofes von Heinrich Essig, in dem auch Wohnungen eingerichtet waren, überstand den Krieg schadlos. Das Gebäude wurde 1964 erst abgebrochen.

Bahnhofstraße

Bahnhofstraße bis zur Einmündung in die Straße Beim Hoophof

Bahnhofstraße von der Einmündung in die Straße Beim Hoophof bis zur Feldstraße

Bahnhofstraße von der Einmündung der Feldstraße bis zur Straßenkreuzung Spitzerdorfstraße

Bahnhofstraße von der Kreuzung Spitzerdorfstraße bis zur Doppeleiche

Vor etwa 120 Jahren hat sich die Bahnhofstraße zur Hauptgeschäftsstraße der Stadt entwickelt. Bis zu dieser Zeit gab es zwei andere Geschäftszentren. In der Mühlenstraße in Wedel, aber auch der Goethestraße in Schulau gab es zahlreiche kleine Geschäfte. Dann wurde 1902 die Bahnhofstraße zur Provinzialstraße "Wedel - Schulauer Hafen" ausgebaut. In diesem Zuge wurde die Straße zwischen den Straßenkreuzungen an der Feldstraße und an der Spitzerdorfstraße geschaffen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte die Strecke mit Fuhrwerken nicht durchfahren werden, da hier der Hofplatz des Landmanns Hans Hinrich Biesterfeldt war. Die Fuhrwerke hatten die Umfahrung über die Bürgerstraße, die spätere Spitzerdorfstraße nehmen. 1909 schlossen sich die Orte Wedel und Schulau zusammen und die Bahnhofstraße wurde bebaut und der Handel blühte zwischen dem Bahnhof und dem 1899 an der Doppeleiche gegründeten Manufakturwarengeschäft J.H. Lüchau.
Wenn man um 1927 durch die Bahnhofstraße gehen würde, dann könnte man folgende Gebäude sehen: Am Beginn der Bahnhofstraße stand bis 1934 noch ein Gasthof, der zunächst den Namen Petersens Gasthof führte. Auf der gegenüberliegenden Seite standen ab 1904 die kaiserliche Post und Wohnhäuser. Hinter diesen Häusern kam der große Hoophof mit seinen Ländereien. Dem gegenüber hatte die Gärtnerei August Langeloh ab 1903 die Gewächshäuser. Dahinter kamen Wohnhäuser, das Kino von Gustav Möhl und die Gastwirtschaft Edmund Wiesberger mit Saalbetrieb, in der sich zahlreiche Schulauer Vereine gründeten. Demgegenüber errichteten um 1914 die Kaufleute H. Marxen (Manufakturwaren), August Griebel (Papierwaren) und Johann Husmann (Weißwaren) ihre Geschäftshäuser. Ein Stück weiter Richtung Doppeleiche kamen die Wohnhäuser der Familie Schümann, die dort eine Tischlerei, eine Möbelhandlung und ein Beerdigungsinstitut hatte. Ein anderer Familienzweig unterhielt seit 1923 einen Tabakwarenhandel in dem Strohdachhaus. Dahinter kam an der Straßenecke zur Spitzerdorfstraße das Wohn- und Geschäftshaus von Gustav Meyer, später Schneider. Dort konnten ab 1898 Haushaltswaren gekauft werden. An der gegenüber liegenden Ecke an der Feldstraße stand das ehemalige Schulhaus von Spitzerdorf, das später dem Drechsler Kruse gehörte. Auf dieser Straßenseite kam dann das Wohn- und Geschäftshaus von Jens, in dem der Schneider Siems arbeitete. Dahinter kam die Werkstatt der Klempnerei Timmermann. Dem gegenüber lagen Geschäftshäuser, u.a. war hier der Dentist Richard Möhl zu finden. Das Wohnhaus Bahnhofstraße 46 wurde 1923 durch den Händler Aderhold erbaut. Neben diesem war ab 1910 die Drogerie von Hans Hadler zu finden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war der mächtige Hof des Landwirts Dittmer Biesterfeldt zu finden. Nach der Zerstörung des Hofes durch das Bombardement im März 1943 wurde hier der Platz für den Wochenmarkt gestaltet. Wer dann die Spitzerdorfstraße überquerte stand direkt vor dem imposanten Schiller-Haus, das im Schillerjahr 1905 errichtet wurde und mit Büsten des Dichters versehen wurde. Neben diesem stand das Geschäftshaus der Eisenwarenhandlung Carl Heinrich, dann kam der Bauernhof von Körner. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kam der Hof von Hinrich Schümann, in dem die Familie Witthöft eine Tankstelle einrichtete. Dann folgten einige Wohnhäuser und kleinere Ladengeschäfte. Insbesondere Schiffer hatten hier ihre Wohnhäuser. Aber auch eine Tischlerei und die Schmiede von Hans Köhler waren am Ende der Bahnhofstraße zu finden.

Egenbüttelweg

Die Straße verbindet den Breiten Weg mit dem Schulauer Moorweg und ist bis heute nur bis zur Einmündung der Privatstraße Gutenbergstraße mit einer Asphaltdecke versehen. Das dann kommende Teilstück führt mitten durch den Wald. Seinen offiziellen Namen trägt der Weg seit 1911 und bezieht sich auf die Flurbezeichnung Egenbüttelkamp. Der Hintergrund dieser Benennung ist allerdings unklar. Zumeist geht die Bezeichnung „Büttel“ auf eine Wüstung oder einen ehemaligen Ort zurück, der hier im Waldgebiet aber eher unwahrscheinlich ist.
Mehrfach wurde im vergangenen Jahrhundert eine Besiedelung auf dem Areal an der Kreuzung Sandmoorweg, Schulauer Moorweg, Egenbüttelweg versucht. Bereits 1928 wollte der Grundeigentümer aus Hamburg das Gelände in 104 Parzellen von etwa 400 bis 1.400 m² aufteilen und verkaufen. 1937 wollte die Altonaer Fleisch-Großhandelsfirma Hinsch und Schulz das Gelände zwischen Egenbüttelweg und Wespenstieg, welches bis an die Heinestraße und den Moorweg heranreicht mit einer Werkssiedlung von 250 Kleinhäusern bebauen. Beide Groß-Projekte scheiterten am Einspruch des Landratsamtes, der den heimatlichen Waldbestand in Gefahr sah. Wie gut, denn sonst würde dieser Grünzug zum Klövensteen heute fehlen.

Feldstraße

Kaum zu glauben, dass sich der schmale Feldweg an dem 1900 die Katholische Kirche errichtet wurde, einmal zu einer der der Hauptverkehrsachsen entwickeln würde. Die Straße, die bis etwa 1906  Jägerstraße hieß, wurde Anfang letzten Jahrhunderts zunächst recht spärlich zwischen der Bahnhofstraße und dem Lohhof bebaut. Dann folgten nach dem Kriege zahlreiche Barackensiedlungen, die nach und nach durch eine massive Wohnbebauung abgelöst wurden. Ein Areal war im Eigentum der Kirchengemeinde Wedel. Diese plante Ende der 1930er Jahre, hier einen kirchlichen Friedhof anzulegen. Diese Planungen wurden verworfen. Nach dem Kriege erbaute die Kirche hier 1957 ein Gemeindehaus. 1965 wurde die zu groß gewordene Kirchengemeinde Wedel geteilt und die Kirchengemeinde Schulau gebildet. Diese erbaute in der Feldstraße neben dem Gemeindehaus ab 1971 die Christuskirche Schulau. (Mehr zu den Kirchen in Wedel und Schulau hier) Gewerbe war zu der Zeit bereits angesiedelt. So gab es in der Feldstraße 3 die Gärtnerei Hans Nagel, die später durch die Welau-Arcade überbaut wurde. In der Feldstraße 19 gab es eine Schmiede, die in den 1970er Jahren zu einer Schankwirtschaft umgebaut wurde. Weitere Gaststätten waren in der Feldstraße 46 die Feldschänke und in dem Hochhaus Feldstraße 135 gab es das Hochhaus-Restaurant. Zudem lagen zwei Tankstellen an der Straße, Aral in der Feldstraße 21 und BP in der Feldstraße 55. Und es gab zwei Kinos! Das Ufer-Kino und das HoKi. Mehr Infos über die Kinos in Wedel gibt es hier zu lesen.

Friedrich-Ebert-Straße

1927 erbaute die Reichswasserstraßenverwaltung den Tonnenhafen Wedel und brauchte somit Wohnraum für die Arbeiter und Angestellten, die aus der bisherigen Dienststelle Hamburg nach Wedel umziehen mussten. Bürgermeisters Eggers kaufte entsprechendes Gelände vom Spargelgroßproduzenten Friedrich Großheim auf und ließ einen Baufluchtlinienplan der neuen Straße zwischen Feldstraße und Kronskamp erstellen. Die Reichswasserstraßenverwaltung ließ über die Heimstätte Schleswig-Holstein eine Siedlung mit zunächst 44 Häusern zu planen. Viele Arbeiter zogen in die neue Straße ein. Daher war es der Wunsch der KDP, die Straße nach Karl Marx zu benennen. Die SPD präferierte den Namen Friedrich-Ebert-Straße. Aber die Stadtvertretung beschloss zum Jahreswechsel 1929/1930 den neutraleren Namen „Spargelkamp“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Frage der Namenswahl erneut aufgenommen und der Wunsch der SPD, der Straße den Namen des ersten Reichspräsidenten zu geben, erfüllt.
Möchten Sie mehr Geschichten über die Straße lesen, dann sei Ihnen der Aufsatz „Der Schrecken von Wedel und andere Alte Kämpfer“ von Arno Schöppe empfohlen, den Sie hier finden im Band 10 der Beiträge zur Wedeler Stadtgeschichte finden können.

Gärtnerstraße

Seitdem der Gärtner Franz Hinrich Biesterfeldt um 1872 in Wedel am Karstenfeld an der Holmer Straße die ersten Baumschulkulturen - Weißdorn- und Knickpflanzen – kultivierte, gibt es in Wedel Baumschulbetriebe. Da sich um die vorletzte Jahrhundertwende viele der Baumschuler an der Kleinen Straße, einer Nebenstraße nach Pinneberg ansiedelten, erhielt diese Straße um 1910 den Namen Gärtnerstraße. So war in der Gärtnerstraße 15 die Gärtnerei von Joh. Köhler ansässig, die ab 1914 zum Gartenbaubetrieb Wilhelm Lockemann wurde. In der Gärtnerstraße 19 begann ab 1909 die Baumschule von Kurt Erdmann, die 1926 durch den Gärtner Peter Körner übernommen wurde. In der Gärtnerstraße 23 war der 1887 gegründete Betrieb von Heinrich Kleinwort ansässig und in der Gärtnerstraße 24 hatte die Gärtnerei von Heinrich Zahrenhusen ihren Betrieb.
Die Wedeler Baumschuler waren gut vernetzt und umfassend ausgebildet. Die Inhaber der 1874 gegründeten Firma Gebrüder Heinsohn, die Lülanden ansässig war, wurden sehr früh in der damaligen Forschungsanstalt für Garten und Weinbau in Geisenheim ausgebildet. Üblich für die Ausbildung der Baumschuler war auch die Walz. Sie gingen dafür in Betriebe nach England, aber auch nach Mainau, Reutlingen, Worms, Gleiwitz, Krefeld oder Lingenburg.

Galgenberg

Die frühere Kampstraße im Ortsteil Schulau wurde 1909 nach der historischen Flurbezeichnung in Galgenberg genannt. Die Flur Galgenberg, oder auch Galgenbarg, bezeichnet eine rund 30 Meter hohe Anhöhe, die an der Wegstrecke vom historischen Ort Spitzerdorf in Richtung Tinsdahl führt.
Ob hier tatsächlich auf der Anhöhe ein Galgen gestanden hat, war lange Jahre unklar. In der Erforschung der Flurnamen wird eine andere Erklärungsmöglichkeit geboten. Aber da gibt es Landkarten aus dem 16. Jahrhundert, die stutzig machen. Lesen Sie hier mehr über den Galgen, Scharfrichter und Richtplätze.

Goethestraße

Um 1880 war die Straße, die von der Doppeleiche zur Elbe führte, kaum bebaut. Am Anfang gab es das mit Reet gedeckte Haus des Bandreißer Lüchau und am Ende mündete die Straße an der Zuckerraffinerie, die zunächst daher den Namen Raffineriestraße gab. Der Aufschwung der Zuckerfabrik führte zu einem Bauboom an der Straße. Bereits um 1900 war die östliche Straßenseite mit zahlreichen schmucken Wohnhäusern, aber auch mit zahlreichen Geschäftshäusern bebaut. Denn hier kaufte die Schulauer Hausfrau ein: es gab zwei Schlachter, ein Schuhgeschäft, ein Lampengeschäft, Lebensmittelgeschäfte und Bäcker. Die gegenüberliegende Seite der Straße war Spekulations-Objekt, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst im Eigentum von Godeffroy befand, dann an die Kaffee-Import-Firma Stucken und Andresen überging, anschließend von Walter Hardt erworben wurde, der es dann an den Geschäftsmann Theodor Johannsen verkaufte, der es letztlich ab 1931 mit seiner Arbeiter-Wohnsiedlung bebaut. Als die Zuckerfabrik Anfang der 1930er Jahre eingestellt wurde und 450 Arbeiter in die Arbeitslosigkeit entließ, wurde auch die Straße umbenannt. „Hindenburgstraße“ sollte sie von nun an heißen. Im Februar 1948 wollte die Stadtvertretung keine Erinnerung mehr an den Feldmarschall, der 1933 das Ermächtigungsgesetz unterzeichnete und den Reichstag auflöste. Fortan trägt die Straße nunmehr den Namen des Dichters Johann Wolfgang von Goethes. Nur Lebensmittelgeschäfte, die gibt es leider nicht mehr.

Gorch-Fock-Straße

Die Straße geht genau über die Flur „Stockwisch“. Das Gelände an der Stockbrücke wurden 1603 vom Schauenburger Grafen Ernst den Einwohnern Wedels geschenkt, damit diese während der Ochsenmarktzeit die zahllosen Tiere unterbringen konnten, die auf die Überfahrt über die Elbe warteten. Außerhalb dieser Zeit sollten die Einwohner es zur Gräsung der eigenen Tiere nutzten. Erst 240 Jahre später sollte die Fläche, die wegen der Nähe zur Wedeler Aue immer Hochwassergefährdet war, bebaut werden. 1943 führte vom Bahnhof aus ein Bahngleis über den Rathausplatz, damit die Großbaustelle des geplanten U-Bootbunkerbau „Marinesonderanlage Wenzel“ das ausgebaggerte Material bewegen konnte. Das größenwahnsinnige Projekt, dass über 70.000 m² umfassen sollte, kam glücklicherweise 1944 wegen Arbeitskräfte- und Materialmangels nie über die Erdbewegungen hinaus. Vernichtete aber den Straßenzug Weidenweg, eine Stichstraße der Höbüschentwiete, und hinterließ tiefe Einbuchtungen in Schulau. In einer Kuhle wurde später das Elbe-Stadion eingebaut, in der anderen konnten Gorch-Fock-Straße, Kantstraße und Adalbert-Stifter-Straße entwickelt werden, nachdem die schwierigen Eigentumsfragen geklärt waren. Danach konnte in der Gorch-Fock-Straße der erste Spatenstich für die Werkssiedlung der Firma Wieschebrink im Juli 1950 ausgeführt werden. Wenige Jahre später baute die Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst die ersten Wohnblocks.
 

Hafenstraße

Im Mai 1915 erwarb der Kaufmann Theodor Johannsen das Fabrikgebäude der Sauerstofffabrik Heyland in der Hafenstraße 32.
Hier begann er mit der Produktion verschiedenster Lebensmittel, wie Margarine, Dörrgemüse oder Räucherfisch. Auch eine Mühle und ein Getreidesilo errichtete der Fabrikant auf dem Grundstück ein. 1930 begann er mit dem Bau der nach ihm benannten Wohnsiedlung, die aber seine Tochter Hertha Ladiges vollenden musste, da er 1931 verstarb. Im Fabrikgebäude wurden während des Zweiten Weltkrieges die Bauarbeiten zur verbunkerten U-Bootswerft koordiniert; nach dem Krieg wurde hier durch die Firma Aromax Nährmittel produziert. Zum Februar 2005 zog dort das Leistungszentrum Wedel ein, um die Umsetzung der Hartz IV-Aufgaben zu gewährleisten. Weitere Geschichten zur Hafenstraße können Sie dem Aufsatz von Gerhard Kuper im Buch Beiträge zur Stadtgeschichte nachlesen.
 

Höbüschentwiete

Die kleine Straße, die vom Ortskern des Ortes Spitzerdorf den Geesthang hinunter verläuft, ist eine der ältesten Straßen dieses Ortes. Um 1900 wurde die Straße noch Marienstraße genannt, um 1930 gab es noch den Weidenweg, eine Nebenstraße der Höbüschentwiete. Hier wohnten der Bruder von Johann Diedrich Möller und ein Sohn des Bürgermeisters Friedrich Eggers. Hier gab es ein Kinderheim und ein Räucherhaus. Mehr Infos zu der Straße finden Sie hier.

Kronskamp

Auch dieser Name führt auf eine Flurbezeichnung zurück. Die Trassenführung der Straße wurde ab 1905 festgelegt. Die ersten Wohnhäuser wurden zunächst nicht direkt am Kronskamp erbaut, sondern in den Straßen, die den Kronskamp querten. So wurde der Voßhagen und die heutige Friedrich-Ebert-Straße bereits ab 1928 bebaut. Für die Versorgung der Bevölkerung entstand bereits 1929 am Kronskamp 56 ein Geschäft der Konsumgenossenschaft Produktion. Dem schräg gegenüber siedelten sich dann ab 1929 weitere Wohn- und Geschäftshäuser an. Viele wurden auf städtischem Erbpachtgrundstücken erbaut. Auch der städtische Kassenbote und Vollziehungsbeamte Robert Kegel erbaute für seine Familie im Kronskamp 63 ein Wohnhaus. Drei seiner fünf Kindern sind in Wedel bekannte Persönlichkeiten: Der langjährige Kantor der Wedeler Kirche, Heinz Kegel (1925-2003), der Kunstmaler Hermann Kegel (1913-2004) und die langjährige Vorsitzende des Heimatbundes Hildegard Johannsen geb. Kegel (1920-2010). Ab 1936 lässt der Gärtner Wilhelm Schormann am Kronskamp 127 durch den Altonaer Architekten Werner Kallmorgen Treibhäuser für die Zucht seiner Alpenveilchen und Hortensien planen. Zudem errichtet er sein Wohnhaus dort. Der Gartenbaubetrieb erleidet bei den Bombenabwürfen im Mai 1940 Schäden. 1944 wird auf dem Gelände neben der Gärtnerei eine Nebenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme eingerichtet. Weitere Infos über das Konzentrationslager finden Sie hier. Am westlichen Teil des Kronskamp, direkt an der Einmündung in die Nordschleswigstraße, die nach dem Krieg den Namen Rudolf Breitscheids trägt, wurden ab 1943 mehrere Finnenhäuser errichtet. Diese aus Finnland importierten Holzfertighäuser waren die Entschädigung der Kriegsmarine für die Enteignung der Häuser für den Bau des U-Bootbau-Projektes Wenzel.

Liethfeld

Die kleine ruhige Straße geht von der Elbstraße ab. Bis etwa 1909 soll der Name Berthastraße gewesen sein, dann besann man sich auf die alte nicht mehr genutzte Ortsbezeichnung Lieth und benannte die Straße um. Hier erbaute der Fabrikdirektor der Zuckerfabrik mehrere Häuser, in einem wohnte in den 1930er Jahren der Ingenieur Curt Walter Eichler (* 1899 + 1970), der auch Verfasser von seemännischen Aufsätzen, wie z.B. für das Heimatbuch von Wedel von 1950, aber auch Buchautor war. Dieser lieferte sich wegen des miesen Zustandes des Liethfeld 1938/1939 einen brieflichen Schlagabtausch mit dem Bürgermeister Dr. Harald Ladwig. Da das Bauamt vor seinem Haus den Straßenbelag entfernt hatte, war das Taxi, dass Eichler zum Chile-Haus nach Hamburg bringen sollte, im Schlamm steckengeblieben. Daher hat er dort einen wichtigen Termin verpasst, den er nun in Rechnung stellen wollte. Zudem machte er darauf aufmerksam, dass sein Geburtsort Charlottenburg auf der Steuerkarte mit „Schalottenburg“ vermerkt wäre und er den Bürgermeister bitte, die Beamten darauf hinzuweisen, dass die Stadt nichts mit Zwiebeln zu tun hätte. Die Antwort des Bürgermeisters ließ nicht lang auf sich warten. „Meine Beamten sind so weit vorgebildet…. Für die Schulausbildung der Lehrlinge jedoch bin ich nicht verantwortlich.“ Wegen des Straßenbelags gab es keine Entschädigung, aber er machte Hoffnung, dass die Decke wieder verstärkt werden würde. Na, geht doch!

Lülanden

Im Mai 1980 wurde der Straße Lülanden Richtfest für die Bauten der Siedlungsgenossenschaft Eigenheim gefeiert, die hier 16 Reiheneigenheime erbauten.
Diese ergänzten die Einzelhausbebauung an den im Jahr 1979 erstellten Wohnsammelstraßen im Bebauungsgebiet Lülanden-Nord. Bis zur Ausweisung zum Baugebiet war das Areal in landwirtschaftlicher Nutzung, es gehörte größtenteils Wedeler Baumschul-Betrieben, die hier eine hundertjährige Tradition aufgegeben hatten.

Menno-Simons-Weg

Auf einem Teil des früheren Schützenplatz-Areals wurden Siedlerhäusern für Flüchtlinge mennonitischen Glaubens, die sich in der Mennonitengemeinde Pinneberg zusammenschlossen hatten, erbaut. Diesen Flüchtlingen aus West-oder Ostpreußen standen nordamerikanische Glaubensbrüder – die Paxboys - zur Seite. Die Paxboys lehnten den Kriegsdienst ab und leisteten als Friedenseinsatz aktive Aufbauarbeit im zerstörten Europa. In Wedel halfen sie dabei, in drei Bauabschnitten Siedlungshäuser und am 10.08.1958 zum Abschluss das Gemeindehaus im Menno-Simons-Weg 8 zu bauen.

Milichstraße

Diese Straße, in der schöne rotgeklinkerte Mehrfamilienhäuser stehen, ist nach dem Leitenden Direktor des späteren Kraftwerkes Wedel benannt. Die Häuser gehören zu einem Ensemble, dass der Architekten Werner Issel (1884-1974) als Werkwohnungen für die Mitarbeiter der Electrizitätswerke Unterelbe AG in dem Dreieck zwischen Pulverstraße und Galgenberg entworfen hatte. Ursprünglich waren dort 15 Gebäude geplant, von denen nur die 6 Gebäude am Galgenberg und in der Milchstraße und das Riegelgebäude auf dem Eckgrundstück Galgenberg/Pulverstraße bis 1928 zur Ausführung kamen. An einem der Gebäude der Siedlung ist eine Gedenkplakette zu Ehren Helma Steinbachs (1847-1918) befestigt. Diese war Frauenrechtsaktivistin und Vorkämpferin der Sozialpolitik. Die Gedenkplakette wurde 1930 durch die Sozialdemokratin Louise Schröder (1887-1957) angebracht. Die heute dort angebrachte Plakette ist ein 1951 angebrachter Ersatz für das durch Nationalsozialisten entfernte Original.
 

Pestalozzistraße

„Entwicklungsgebiet Schulau-Ost“, hätte es heißen können. Der Bauunternehmer Johann Hinrich Hatje erwarb bereit Anfang des letzten Jahrhunderts in verschiedenen Schulauer Gegenden große Gebiete und überplante es dann gemeinsam mit der Stadt Wedel. Die Stadt legte dann mit einem Fluchtlinienplan die Straßenzüge fest und baute die Straßen, der Maurermeister Hatje baute die Häuser entlang dieser Straße und verkaufte die bebauten Grundstücke anschließend. Auch in der Pestalozzistraße, die bis 1945 den Namen Moltkestraße trug, war es so. Hier wohnten in den 1930er Jahren zahlreichen Arbeiter, unter ihnen Johann Heinrich Martin Kleinikauf (1856 – 1943), ehem. sozialdemokratischer Stadtvertreter und Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates. Bekannt war die Straße auch dafür, dass die Umgangssprache polnisch war, da hier zahlreiche Bewohner lebten, die in der Zuckerfabrik arbeiteten und aus dem polnischen Sprachraum eingewandert waren.

Pinneberger Straße

Kuhstraße war der frühere Namen der Nebenlandstraße von Pinneberg bis zum Wedeler Marktplatz. Einige große Gehöfte waren im 19. Jahrhundert dort ansässig, aber auch der 1808 gegründete Zimmereibetrieb von August Ohle. In der Kuhstraße war gleich hinter dem Wohnhaus Mühlenstraße 1 eine Scheune gelegen, die bis zum Neubau des Spritzenhauses in der Kuhstraße 9 im Jahr 1890 für die Unterbringung der Feuerlöschgeräte diente. Acht Jahre später wurde die Straße gepflastert und mit Sielleitungen versehen. Ab dann wurden dort auch Stadthäuser errichtet, die Straße wurde ein klein wenig vornehmer und in Pinneberger Straße umbenannt. In dem Wohnhaus Pinneberger Straße 4 wohnte ab 1902 eine Zeitlang die Familie von Friedrich Eggers und vermutlich war hier bis zur Fertigstellung des Rathauses an der Austraße 1906 auch dessen Büro eingerichtet. Zudem wird in dem Gebäude eine Atelier-Wohnung gewesen sein. Denn Ernst Barlach zieht hier am 01.10.1901 aus Charlottenburg kommend ein und drei Jahre später weiter nach Höhr im Westerwald. 1912 zieht erneut ein Künstler in das Haus. Der Kunstmaler Julius von Ehren (1864 – 1944) wohnt hier für ein paar Jahre. Vielleicht besuchte ihn dort Rudolf Höckner, mit dem er gemeinsam studiert hatte. Denn dieser entschied sich 1915 nach Wedel in die Mühlenstraße zu ziehen.

Rathausplatz

Dieser Platz ist ein Teil der Bahnhofstraße und trägt den Namen erst, seitdem dort ein Rathaus steht und das Gelände umgestaltet wurde. Das erste Gebäude mit Diensträumen für Verwaltung, Stadtkasse und Stadtsparkasse wurde 1927 bezogen. Wenige Jahre später wurde der städtische Gasthof, der sich gegenüber dem Bahnhofsgelände befand, abgebrochen und machte 1936 Platz für den Neubau des Rathauses. Zu diesem Zeitpunkt war der Platz bereits umbenannt und trug bis zum Mai 1945 den Namen Adolf-Hitler-Platz.
Dem Rathaus gegenüber, Rathausplatz 6, errichtete der Schuhmachermeister Johann Thee 1907 ein Wohn- und Geschäftshaus. Der Schumacher verstarb jung und das Grundstück wurde an den Bäcker Lepthien verkauft. Die Familie betrieb dort zunächst selbst bis 1971 ein Café, verpachtete das Lokal dann an Gastwirte, die bis 1991 Gäste unter wechselnden Namen, zuletzt Rathaus-Eck bedienten. Daneben errichtete das Kaiserliche Postamt 1912 ein Gebäude. Nach Fertigstellung des Gebäudes in der Bahnhofstraße 18 zog die Polizei in das Gebäude. (Weitere Standorte von Polizei und Post sind hier zu entdecken).

Reepschlägerstraße

Die kleine verkehrsberuhigte Parallelstraße zur B431 zwischen Gärtnerstraße und Schauenburgerstraße trägt seit 1970 den Namen Reepschlägerstraße. Schmucklose viergeschossige Mehrfamilienhäuser sind heute dort zu finden. Nichts deutet mehr darauf hin, dass in der zuvor genannten Hinterstraße noch zahlreiche hübsche und geschichtsträchtige Kleinbürgerhäuser standen, die den Bombenabwurf im Zweiten Weltkrieg überstanden hatten. Dennoch wurden sie fast alle im Zuge des B-Plans 36 Ende der 1960er Jahre abgebrochen, um für das Bauprojekt der Alten Leipziger Platz zu machen. Lesen Sie hier die Geschichte einzelner Häuser der Hinterstraße.

Riesenkamp

Der Name erinnert an einem großen Opferstein, den Johann Rist im sechsten und letzten seiner Monatsgespräche mit dem Titel "Die alleredelste Zeit-Verkürtzung der Gantzen Welt" aus dem Jahr 1668 beschreibt. Ob er tatsächlich hier zu finden war, ist ungewiss. Gewissheit gibt es aber, dass in der heutigen Einfahrt in den Riesenkamp bis zum März 1943 das frühere Armen- und Werkhaus der Stadt Wedel stand. Näheres zur Geschichte der Alters- und Armenversorgung Wedels finden Sie hier.

Riststraße

Der Fußweg, der von der Mühlenstraße zur Pinneberger Straße entlang führte, wurde 1907 zu einer Straße ausgebaut. Hier entstand eine Siedlung mit schönen gutbürgerlichen Wohnhäusern. Hier wohnte der Maler- und Glasermeister Heinrich Ludwig Walter, der auf keiner Feier fehlte und dessen Sohn Hellmuth in den 1930er Jahren in Kiel den „Walter-Antrieb“ für U-Boote entwickelte, die aber aus verschiedenen Gründen nie in Serie gehen sollte. Lesen Sie hier von Uwe Pein die Geschichte der Riststraße und deren Bewohner.

 

Schulauer Straße

Auf dem neuen Platz für den alten Ochsenmarkt  fand im April 1979 fand der Ochsenmarkt zum ersten Mal statt. 
In früheren Jahren fand er traditionell unter dem Roland statt, der vermutlich seit 1558 als Symbol für Landesherren und Marktgerechtigkeit über einen ehrlichen Handel wachte. Der Ochsenkrug mit Musik war auf dem Ochsenmarkthof von Röttger an der Austraße. Ende der 70er Jahren dann konnte der Markt wegen baulichen Veränderungen am Marktplatz dort nicht mehr stattfinden. Nach einem Zwischenspiel am Wedeler Hafen hat der Ochsenmarkt nun seinen heutigen Standort. Er hat aber, so bedauern viele Wedeler, viel von seiner ursprünglichen Atmosphäre verloren.
 

Schulstraße

Eine kurze Straße mit vielen Namen! Der Teil, der zum Markt führte wurde Mückenpforte genannt. Hier in einem der ältesten Gebäude, dem Freihof, wurde 1851 Hermann Molkenbuhr geboren, der später Reichstagsabgeordneter und eine der prägendsten Persönlichkeiten der SPD Deutschlands werden sollte. In dessen Lebenserinnerungen „Ich wollte nach oben!“, die 2006 herausgegeben wurden, lassen sich bezaubernde Beschreibungen des verträumten Wedels mit dem belebten Markt, mit den großen Kastanien vor dem Haus und spielenden Kindern am Wedeler Hafen finden. An dem südlichen Teil, dem damaligen Englischer Berg, war bis 1900 die Dachziegelfabrik des Baumeisters J.P. Jörgensen zu finden. Wenige Jahre nach dem Verkauf des Unternehmens wurde die Wohn- und Betriebsräume durch einen Großbrand vernichtet und der Betrieb ging Konkurs.

Schützenkamp

Die im Moorweggebiet liegende Straße soll die Erinnerung an den einst dort vorhandenen Schützenplatz wachhalten. Dieser wurde Anfang des letzten Jahrhunderts mit 3 Jagdstände mit 60 Metern, 4 Auflagescheibenstände und 4 Standscheibenstände mit jeweils 175 Meter und 4 Feldscheibenständen mit 300 Metern in der Feldmark errichtet. Für die Schützen und deren Besucher wurde eine rund 200 m² großen Schießhalle erbaut. Diese wurde durch einen offenen Pavillon gekrönt, der mit einer 8 Meter hohen Aussichtsplattform versehen wurde. 1908 konnte dort das 37. Norddeutschen Bundesschützenfest ausgerichtet werden. Als besondere Attraktion wurde ein Münchner Festwirt angekündigt, der mit seinen 30 Original-Oberlandern fidele Gesangs- und Biermusik machte und von 15 bayrischen Kellnerinnen in Nationalkostümen Bayerische Schweinswürstel servieren ließ. Dem fröhlichen Treiben machte der Erste Weltkrieg ein Ende, die Schützenhalle wurde 1925 abgebrochen. Das Gelände wurde ab 1953 überbaut.

Altstadt Wedel

Marktplatz

Im Oktober schien in Wedel der Drang der Nachkriegszeit, alle alten Häuser abzureißen und mit neuen zu ersetzen, zunächst erschöpft.
Man besann sich auf die Bewahrung des Alten und die Stadtvertretung beschloss nach längeren Jahren der Planung 1982 den städtebaulichen Rahmenplan für die Wedeler Altstadt.
Auch war Wedel in das Förderprogramm des Landes gekommen. Dies wirkt sich nicht nur auf die sogenannte Altstadt, sondern auch für viele alte Gebäude Wedels förderlich aus.So wurde im Oktober 1986 die Sanierungen des Gebäudes Hafenstraße 10 und des Heringsgangs finanziell durch die Stadt Wedel unterstützt. Das alte Haus an der Hafenstraße, erbaut um 1800 durch die Schifferfamilie Brunckhorst glich zu diesem Zeitpunkt einer Ruine.
Es wurde mit viel liebevoller Arbeit der Eigentümer nun zu einem Schmuckstück in der schon ziemlich verbauten Straße.
Auch über die typischen Gesindehäuser im Wedeler Heringsgang können sich die Wedeler heute noch erfreuen.

„Gartenstadt Elbhochufer“

Gartenstadt Elbhochufer

Im Dezember 1954 zeigten zahlreiche Fahnen und ein riesiger Richtkranz das erste Richtfest des Großbauvorhabens „Gartenstadt Elbhochufer“ an.
750 Gäste, unter ihnen der Vertreter des Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holsteins, der Geschäftsführer der WOBAU und der Landrat Schinkel. Sie alle genossen den an den Richtspruch anschließenden Richtschmaus im Fährhaus. Dennoch gab es mahnende Worte des Landrates, der betonte, dass das ungewöhnlich schnelle Wachsen der Stadt Wedel beim Kreis Pinneberg ernstliche Bedenken hervorgerufen hätte. Man befürchtete die Stadt Wedel würde sich übernehmen. Dem zum Trotze wurde das wohl größte Bauvorhaben Schleswig-Holsteins erfolgreich vollendet und bot Tausenden von Menschen endlich die Gelegenheit aus den Baracken in soliden Wohnraum zu ziehen.

Um März 1964 begann der Abbruch der Werkswohnungen der Zuckerfabrik, um Platz für die Erweiterung des Großbau-Projektes Gartenstadt Elbhochufer zu machen. Die alten Rotklinkerhäuser wurden um 1892 erbaut. Dort hatten zu Zeiten der Hochkonjunktur bis zu 480 Mitarbeiter aus Zuckerrüben Zuckerhüte gekocht. In den 3- und 4-Familienhäusern mit außen liegenden Toiletten und Schuppen wohnten die Fabrikarbeiter. Darüber hinaus gab es Häuser für Beamte der Zuckersteuerstelle, ein Portierhaus und Häuser für die Hauptamtsassistenten der Zuckerfabrik. Die einfachen Arbeiter und Arbeiterinnen fanden Unterkunft in den sogenannten Arbeiter-, bzw. Arbeiterinnenkasernen.

Weitere Geschichten zur Gartenstadt Elbhochufer können Sie in dem Aufsatz von Barbara Scharf in den Beiträgen zur Wedeler Stadtgeschichte entnehmen.

Ladenzeile am Elbhochufer

Im September 1957 zentrierte sich das Interesse der Bevölkerung auf die Stadtentwicklungen in Schulau. Inmitten der neu erstellten Gartenstadt Elbhochufer wurden nun weitere Planungen umgesetzt.

Nach Eröffnung der Albert-Schweitzer-Schule wurde im September 1957 der zweite Teil der Ladenzeile eröffnet. Nachdem in die erste Ladenzeile, die im April 1956 bezogen wurde, bereits das Kaufmannsgeschäft „Produktion“, ein Papierwarengeschäft, ein Frisörsalon, eine Drogerie sowie ein Milch- und Gemüsegeschäft eingezogen waren, befanden sich in der zweiten Ladenzeile neben der Zweigstelle der Stadtsparkasse Wedel auch eine Dependance der Post und diverse Fachgeschäfte. So gab es die Fischhandlung Anneliese Schwan, den Schlachter Walter Höpermann, die Parfümerie Richard Lewark, die Kosmetikerin Siggy Bayer, die Drogerie Oskar Stanischewski und die Lebensmittelhandlungen Willi Hoffmeister und Kurt Dauge. Lange Jahre war diese Ladenzeile das Herz der Siedlung Elbhochufer, bis der innerörtliche Kleinhandel zugunsten der Großmärkte verstärkt zurückgedrängt wurde. Langer Leerstand und der Fortgang von Post und Sparkasse mündeten 2002 in Abbruch der Ladenzeile und Neubau eines Supermarktes. In der anderen Ladenzeile wurde das Stadtteilzentrum „mittendrin“ eingerichtet. Zur gleichen Zeit wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung am „Tag der Heimat“ das Ostlanddenkmal am Hans-Böckler-Platz feierlich enthüllt. Trotz einer weltweit herrschenden Pandemie – die asiatische Grippe, die in Deutschland insgesamt 30.000 Opfer forderte, führte auch in Wedel zu vielen Krankheitsfällen – nahmen 1.000 Personen an der Enthüllung teil. Mit umfangreichem Programm erinnerten die Vertriebenenverbände und Bürgermeister Heinrich Gau an die ehemaligen deutschen Ostgebiete.

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