Mahnen für den Frieden

Die Gedenk- und Mahnveranstaltung am Hiroshima-Tag war im Sinne der Organisatoren eine sehr beeindruckende Veranstaltung.

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Menschen und ein Lichterband mit Kerzen auf der Mauer des Mühlenteiches
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Mit der Lichterkette aus Kerzen in selbst gebastelten Lotosblüten endete die Friedensaktion am Mühlenteich.
Menschen und ein Lichterband mit Kerzen auf der Mauer des Mühlenteiches
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Kerzen für den Frieden in gebastelten Lotosblüten auf der mauer des Mühlenteiches. Fotos: Wolfram Jasker
Musiktrio vorm Mühlenteich
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Musik für den Frieden: die Gruppe "Green Chilli".

"Wir sind dankbar für den Besuch der rund 100 Menschen, die deutlich gemacht haben, wie wichtig ihnen in dieser Zeit das öffentliche Eintreten für den Frieden ist", sagt Irmgard Jasker, Sprecherin der Friedenswerkstatt Wedel, die gemeinsam mit dem Friedensnetzwerk Kreis Pinneberg die Veranstaltung organisiert hatte..Irmgard Jasker: "Ganz besonders danken wir all denen, die mit ihren Redebeiträgen und ihrer Musik zum Gelingen beigetragen haben und mit aufrüttelnden Worten die gefährliche Weltlage deutlich machen konnten."

Gleich zu Beginn begrüßte der neue Wedeler Bürgermeister Gernot Kaser die Versammelten mit sehr deutlichen Worten. Er machte klar, dass er Nuklearwaffen auf das Schärfste verurteilt, ebenso die Macher dieser Waffen. Der Atomkrieg kann durch einen gewöhnlichen Krieg entstehen, habe bereits Andre Sacharow gewarnt. Und Martin Luther King habe gesagt, dass wir bei Atomwaffen nur die Wahl haben zwischen Nichtgewalt und Nichtsein. Deshalb begrüßte Kaser die Mahnwache, weil damit klare Kante gezeigt werde für ein Verbot aller Atomwaffen und für den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffen-Verbotsvertrag. Mit seinem Redebeitrag bekannte er sich auch zum Städteprogramm zur Abschaffung aller Atomwaffen, dem die Wedeler Ratsversammlung bereits 1984 beigetreten war. Irmgard Jasker von der Friedenswerkstatt Wedel begrüßte ihn folglich als neuen Mayor for Peace, „Bürgermeister für den Frieden“. Die Organisation sieht sich als Nachfolgerin des Städteprogramms und hatte hier im Kreis Pinneberg bereits fünf Bürgermeisterinnen für den Frieden.

Uta Amer vom Friedensnetzwerk Kreis Pinneberg legte den Schwerpunkt ihres Beitrages auf die Rolle Deutschlands im Ukraine-Krieg. Sie zitierte die Forderung der bundesweiten Friedensbewegung: „Wir wollen eure Kriege nicht! Wir wollen Frieden im gemeinsamen Haus Europa!“ Uta Amer monierte, dass die Entscheidung über einen vernichtenden Krieg in den Händen weniger liegt. Davon würden unter anderem. Waffenschmieden und Ölkonzerne profitieren, unterstützt von Politikerinnen, „die sich in völliger Selbstüberschätzung anmaßen, die Welt verstanden zu haben und … den Kampf des Guten gegen das Böse anführen wollen.“ Entspannungspolitik fordernd, betonte Amer, dass Verhandlungen und Verträge nötig sind, „die international gegenseitige Sicherheitsinteressen garantieren …“ Sie warnte vor der Ausgrenzung Chinas und zitierte den früheren Bundeskanzler Willy Brandt (1969-74), der schon 1970 Zusammenarbeit mit dem Westen und Verständigung mit dem Osten angemahnt hatte, weil das deutsche Volk Frieden brauche, auch mit den Völkern des Ostens.

Als Hauptredner verdeutlichte Prof. Dr. Jürgen Scheffran, dass sich die Nuklearmächte auf ein neues nukleares Wettrüsten vorbereiten. Er fragte: „Wie konnte es dazu kommen, 32 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges?“ Offensichtlich wurden Chancen vertan, wie sie in den 1990er-Jahren durch eine „weltweite Bewegung für die Abschaffung der Atomwaffen“ möglich erschienen. Die USA und ihre NATO-Verbündeten lehnen den UN-Vertrag zum Verbot der Atomwaffen ab. So leider auch Deutschland, das an der nuklearen Teilhabe festhält. Das bedeutet, dass in unserem Land eine nukleare Abschussrampe der USA stationiert ist und somit auch Ziel eines gegnerischen Atomwaffeneinsatzes“ sei.

Jürgen Scheffran machte klar, dass Russland in der militärischen Überlegenheit der NATO (16facher Rüstungshaushalt) eine Bedrohung sieht und vor der Expansion des Westens nach Osten immer wieder gewarnt hat. Leider wurden die russischen Warnungen nicht ernst genommen, sodass eine neue Spaltung der Welt droht.

Gefangen in der Kriegslogik und der Bedrohungs-Eskalation wird immer weiter aufgerüstet. Selbst wenn der schlimmste Fall eines Nuklearkrieges nicht eintrifft, gefährdet die Aufrüstung das Fortbestehen der Menschheit. „Sie verbraucht enorme Ressourcen, belastet die Umwelt und das Klima. … Sanktionen treffen die schwächsten Schichten weltweit und auch die eigene Bevölkerung.“ Scheffran: „Umso dringlicher ist es, an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zu erinnern.“ Wir müssen von der Kriegslogik und ihren Folgen wieder zur Friedenslogik kommen. „Hierzu gehören Deeskalation und diplomatische Lösungen ebenso wie die Einstellung der Kriegshandlungen und der Abzug der Waffen …“

Die globalen Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. „Wir brauchen die Zusammenarbeit zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd für gemeinsame Sicherheit im Haus der Erde“. „Zu den dringlichsten Herausforderungen gehört die Verhinderung des Atomkriegs und die Abschaffung der Atomwaffen… Sie müssen weg!“

Seine Worte wurden unterstrichen von Helmut Welk, der zusammenfassend noch einmal die wichtigsten Forderungen der Friedensbewegung darstellte.

Zuletzt richtete Pastorin Corinna Haas das Wort an die Versammlung. Sie ging darauf ein, wie schwierig heute der Ruf nach „Frieden schaffen ohne Waffen“ angesichts des Krieges in der Ukraine erscheint. Allerdings machte sie deutlich, dass es aus christlicher Sicht dabei bleibe, dass Gewalt nicht durch Gewalt aus der Welt zu schaffen ist. Sie plädierte deshalb für die eindeutige Haltung der Friedensstifter und erbat dafür Gottes Segen.

Gedichte und Musik umrahmten die intensiven Reden in einem abwechslungsreichen Programm: Nurhayat Erök trug das beeindruckende Gedicht des türkischen Lyrikers Nazim Hikmet „Das kleine tote Mädchen“ auf Türkisch und auf Deutsch vor. Bärbel Sandberg las das Gedicht „Hiroshima“ von Marie Luise Kaschnitz. Bärbel Sandberg stellte sich als Friedensaktivistin vor, die wie viele andere Grüne nicht in allen Fragen mit der Einstellung der grünen Mitglieder der Bundesregierung konform gehen können.

Mit den Liedern „Hiroshima“ und „Le Deserteur“ erreichte Dirk Wilke sein Publikum. Applaus gab es für die zusätzliche Aussage, dass wir als Deutsche im Ukrainekrieg Deserteuren beider Seiten Asyl gewähren sollten. Die Gruppe „Green Chilli“ sorgte durch den alten Friedenssong Tick Tock und Raggie-Musik für Begeisterung. Mit dem Blues „Texas Flood“ gingen sie auch auf die Klimakatastrophe ein. Die drei Mitglieder der Band spielten zur Freude der Anwesenden noch nach dem Ende der Veranstaltung weiter, als bereits alle Lotosblüten als Lichterkette das Ufer des Mühlenteiches schmückten.

Am Ende standen noch kleine Gruppen von Friedensbewegten zusammen und diskutierten das Gehörte und die derzeitige Weltlage. Es war für alle eine wichtige Veranstaltung, deren Botschaft weitergetragen werden sollte. (Michael Rahn/Kommunikateam mit Infomaterial der Friedenswerkstatt Wedel, 9.8.2022)

Letzte Änderung: 09.08.2022

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