Familiengeschichte[n] aus Wedel, Schulau und Spitzerdorf

Das „schwarze Schaf“ in der Familie - Verbrecher aus Wedel

Johann Hinrich Breckwoldt (1825 - 1847)

"Schwarze Schafe" gibt es in jeder Familie! So auch in der Schiffer-Familie Breckwoldt aus Wedel. War der Vater Thomas Hinrich Breckwoldt (1799-1861) noch Schifferknecht, so verlegte sich sein Sohn Johann Hinrich (1825-1847) bereits in jungen Jahren auf Diebstahl und Betrügereien. Bereits im zarten Alter von 17 fiel er wegen kleinerer Diebstähle auf. Und wurde bereits in der 2. Hälfte des Jahres 1843 steckbrieflich im „Verbrecherverzeichnis“ des Herzogtums Holstein mit Namen und folgender Beschreibung erfasst: „Aus Wedel, 17 ¾ Jahre alt, 63 Zoll hoch, hat helles Haar, flache Stirn, blaue Augen, helle Augenbraunen, kleine Nase, kleiner Mund, gesunde Zähne, gesunden Gaumen, volle Backen, gesunde Farbe, rundes Kinn, breite Schultern, graden Rücken, lange Arme, kurze Beine, kleine Füße, spricht plattdeutsch, geht rasch.“ Sein Vergehen war zunächst ein kleiner Diebstahl, der mit 2 Monate Gefängnis bei normaler Kost geahndet wurde. In der 1. Hälfte 1843 wurde er erneut nach zweiten Diebstahls und Betrügerei von der Polizei gefasst und vom Gericht zu zwei Monaten Gefängnis bei normaler Kost verurteilt. Der nächste Eintrag in dem „Verbrecherverzeichnis“ folgte in der 2. Hälfte 1845. Dort ist vermerkt, dass er wegen „qualifiziertem“ mehrfachem Einbruch und Einsteigens, zum Teil in Gemeinschaft mit „einer männlichen Person Nicolaus Kröger, Matrose, 21 Jahre alt“ Diebstahl verübt hat. Daraufhin wurde er zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er sollte nicht mehr in die Freiheit entlassen werden. In den Kirchenbüchern ist vermerkt, dass er am 27.09.1847 im Zuchthaus Glückstadt verstarb. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 22 Jahre alt.

Ein weiteres schwarzes Schaf ist Jochim Hinrich Ramcke (1811-1876). Er war das jüngste Kind seiner Mutter Anna Margaretha geb. Ladiges. Ihr erster Ehemann, der Witwer und Grobschmied Jürgen Breckwoldt war 24 Jahre älter als sie und verstarb bereits nach neun Ehejahren. Dann heiratete sie den etwa gleichaltrigen Grobschmied Hans Jochim Hinrich Ramcke. Die Familie hatte ihr Auskommen. In ihrem Haus in der späteren Rolandstraße hatten sie 1803 neben einem Schmiedegesellen einen weiteren Knecht und eine Magd, die zu ihrem Haushalt gehörten. Auch zwei der Kinder aus ihrer ersten Ehe lebten noch bei dem Ehepaar. Sie bekamen dann sechs weitere gemeinsame Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. Als ihr Mann 1816 im Alter von 41 Jahren verstarb, war sein Jüngster 5 Jahre alt war. Die Witwe heiratete nicht erneut.
Zwei Jahre, bevor der jüngste Spross straffällig werden sollte, sah es im Haushalt seiner Mutter eher nicht mehr so rosig aus. Nach der Volkszählung von 1835 war sein älterer Bruder Peter Hein Ramcke mit 35 Jahren noch immer unverheiratet und der Hofbesitzer der kleinen Hofstelle. In der Hausgemeinschaft wohnten nun dessen Mutter, die 62 Jahre alte Witwe Ramcke, seine Schwester Anna Margaretha mit 31 Jahren noch immer unverheiratet und Hinrich Karp, der uneheliche 18-jährige Sohn seiner Halbschwester Anna Maria Breckwoldt - ein Fehltritt im Alter von 21 Jahren mit Jürgen Karp aus Hetlingen. Mit im Haus wohnten zudem die 70-jährige Witwe Elsabe Rittscher geb. Bergmann mit ihrer 31-jährigen unverehelichten Tochter Anna Elsabe. Diese verdienten sich ihren Lebensunterhalt mit „Händearbeit“.
Jochim Hinrich Ramcke wohnte 1835 nicht mehr in dem Haushalt, vermutlich war er bereits auf einem Hof in Halstenbek tätig.
Soweit – so gut. Aber nun wird es kompliziert: Dieser Hof in Halstenbek – ein ganz stattliches Anwesen - gehörte dem Bauern Jochim Ladiges. Dieser war gebürtig aus Rissen und hatte mit seiner Ehefrau Margaretha Elisabeth Röttger, die ursprünglich aus Wedel kam, zwei Kinder: Anna Maria und Hinrich Ladiges. Als seine Frau um 1833 verstarb, hatte der Hofbesitzer ein Problem. Sein Sohn war mit 30 noch immer nicht verheiratet und sollte später in der Literatur als verwachsen und blödsinnig bezeichnet wurde. Er konnte aus der Sicht des Vaters den Hof nicht übernehmen. Seine Tochter Anna Maria, so schreiben zeitgenössische Quellen, wurde von ihm aber auch nicht geschätzt. Deshalb entschloss er sich nach dem Tode seiner Frau Margarethe Elisabeth Röttger flugs, sich die 30-jährige Anna Margaretha Cecilia Heins aus Groß Flottbek zur Braut zu nehmen. Als der Ehegatte kurz nach der Hochzeit 1834 verstarb, hinterließ er eine schwangere Witwe.
Im Herbst 1835 musste das Vermögen des verstorbenen Hofbesitzers unter den Erben aufgeteilt werden. Erbberechtigt waren der „blödsinnige“ Hinrich Ladiges, Anna Maria Ladiges, die Witwe Anna Margaretha Ladiges geb. Heins und deren Tochter Anna Catharina Ladiges. Alle drei Kinder des Verstorbenen erhielten jeweils eine Aussteuer und hatten die Hälfte des Hofvermögens zu gleichen Teilen unter sich aufzuteilen. Der Witwe stand die andere Hälfte zu. Darüber hinaus erhielt sie das Altenteil. Dies umfasste neben einem Haus mit Garten auch andere Einkünfte des Hofes. Der Hof musste nun von dem „blödsinnigen“ Hinrich und dessen Schwester Anna Maria Ladiges bewirtschaftet werden.

Zu diesem Zeitpunkt kommt Jochim Hinrich Ramcke auf den Hof. Vermutlich wurde der 24-jährige Junge Mann aus Wedel durch den Vormund von Anna Maria Ladiges vermittelt. Wir können vermuten, dass sich die Familien kannten und eine Verbindung eine gute Lösung war. Das junge Paar wurde sich einig und im November 1836 heirateten sie.
Auch die junge Witwe Anna Margaretha Ladiges geb. Heins hatte wieder neues Glück gefunden und verheiratete sich mit einen etwa gleichaltrigen Zimmermann aus Thesdorf. Gemeinsam lebten sie nun in einer Wohnung im Altenteilerhaus des Hofes.

In der Nacht des 14. Juni 1837 war Anna Margaretha mit dem Kleinkind allein in ihrer Wohnung, als das Haus ein Raub der Flammen wurde. Wie sich später herausstellte waren vor dem Brand Mutter und Kind mit einem Beil in ihrem Schlafzimmer schwer verwundet worden. Das kleine Mädchen verstarb noch in der Nacht an den schweren Verletzungen. Seine Mutter überlebte schwer an Gesicht und Hals verletzt.

Schnell wurden der junge Jochim Hinrich Ramcke und dessen Ehefrau verdächtigt, den mörderischen Anschlag auf die Stiefmutter und die kleine Schwester verübt zu haben und zur Vertuschung der Tat anschließend den Brand gelegt zu haben.
Jahrelang waren sie zunächst beide im Gerichtsgefängnis in der Landdrostei inhaftiert, um sie zu einem Geständnis zu zwingen. Sie wurden auf Wasser und Brot gesetzt, die Obrigkeit bediente sich perfider Zwangspraktiken, über die in zeitgenössischen Literatur umfangreich berichtet worden ist. Beide machten Geständnisse, zogen sie aber auch wieder zurück, erneuerten sie mehrfach. Letzlich gestand Jochim Hinrich Ramcke, den Mord und die Brandstiftung. In einem großen Prozess wurde er dann im Frühjahr 1842 zum Tode verurteilt. Aber zur Vollstreckung sollte es nicht kommen. Denn zeitgleich änderte sich die Rechtsauffassung. Als größter Kritiker von Folter und Todesstrafe sollte sich der ehemalige Offizier Dr. Peter von Kobbe hervortun. Dieser stritt vehement für die Abschaffung der Todesstrafe in Holstein und führte den Fall von Jochim Hinrich Ramcke als eklatantes Beispiel auf. Seine Begründung hierfür war, Ramcke hätte das Mordgeständnis im kranken Zustande abgegeben und ein kranker Mensch könne nicht verurteilt werden. Die Aktivitäten v. Kobbes schlugen sehr hohe Wellen. Und damit schaffte er es, die auf den 1. September 1842 angesetzte Hinrichtung Ramckes in Halstenbek gerade noch so zu verhindern.
Der Delinquent befand sich bereits auf dem Weg zur Richtstätte, als die Mitteilung von keinem Geringeren als König Christian VIII kam, dass die Hinrichtung auszusetzen war. Dies war übrigens eine große Enttäuschung für die  Bevölkerung, die sich dort zahlreich versammelt hatte, um sich das blutige Geschehen anzuschauen. Diese zerlegten nun in ihrem Mißfallen die Gerichtsstätte und die weitere Umgebung.
Für Ramcke wurde eine erneute Untersuchung auf eine Krankheit angeordnet. Allerdings wurde hier festgestellt , dass er nicht wahnsinnig sei. Somit hätte das Urteil eigentlich vollstreckt werden müssen, da es nun einen geständigen und gesunden Täter gab. Stattdessen aber begnadigte der König den Täter im Sommer 1843 zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe.
Diese Freiheitsstrafe verbüßte Jochim Hinrich Ramcke in der Strafanstalt Rendsburg. Er verstarb dort am 31. Juli 1876 im Alter von 65 Jahren.

Geschichte der Familie Kleinwort

Rolandstraße

Die Familiengeschichte von Kleinwort ist schon besonders. Es gab Bürgermeister und Kirchenjuraten, aber auch überregional tätige Kaufleute. Ein Spross der Familie gründete in London ein Bankhaus und wurde zum Ritter geadelt, über einen anderer Spross wissen wir erschreckende Details über einen Ehekrieg, der bis zum Holsteinische Oberconsistorium in Glückstadt führte. "Pudelstock" brachte sein Erbteil durch, zahlreiche Nachkommen wanderten aus und suchten ihr Glück beim Auswandern auf fremde Kontinente. Lesen Sie hier von der spannenden Familiengeschichte, aufgeschrieben durch Uwe Pein.

Familiengeschichte Kleinwort

Geschichte der Familie Lüchau und Duncker

Bandreißer Lüchau

Vom Alten Land über Hetlingen nach Wedel. Die Familie Lüchau lässt sich bis 1640 nach Stade-Hagen zurück verfolgen. Der Wedeler Zweig der Familie stammt von Otto Lüchau ab. Unter den Lüchaus gab es erfolgreiche Bandreißer. Diese pflanzten Weiden an, deren dreijährige Ruten sie schnitten und im Wasser eines Grabens einschlugen. Dadurch ließ sich später die Rinde leichter entfernen, und die Ruten wurden biegsamer. Das „Stöckebasten“, d.h. Abpulen der Rinde war Arbeit für die Frauen und Kinder. Die geschälten Ruten wurden der Länge nach gespalten und zu Ringen für hölzerne Butterfässer geformt, die hauptsächlich nach Dänemark und Holland verkauft wurden. Lesen Sie hier die spannende Geschichte von zwei bekannten Familien Schulaus: Lüchau und Duncker, erzählt von Gisa Teßmer. Geschichte Familie Lüchau

Geschichte der Familie Körner - von Dörpen - aus der Bahnhofstraße

Bahnhofstraße 55

Das Elternhaus der Gebrüder Körner - Hof Nr. 16 in Spitzerdorf - ist in der heutigen Bahnhofstraße 55. Der Hof wurde 1669 von Johann Körner I (1640 – 1720) der Familie Dreyer abgekauft, die wiederum über drei Generationen auf dem Hof wohnten. Recherchen zeigten, dass diese Hofstelle bereits im Jahre 1611 urkundlich erwähnt wurde. Gisa Teßmer hat sich jahrelang durch Kirchenbücher gelesen und in Archiven recherchiert. Diese Forschung zur Geschichte ihrer Familie hat sie in eine spannenden Aufsatz gebracht und ihn freundlicherweise für die Veröffentlichung hier zur Verfügung gestellt. 

 

Geschichte der Familie Röttger in Wedel

Stammsitz Röttger

Erster Namensträger in Wedel und auch in der Herrschaft Pinneberg war der in den Amtsbüchern 1582 erwähnte Albrecht Röttger. Er war vermutlich um 1560 nach Wedel gekommen. Stammplatz dieser Familie ist der Hof am Marktplatz 2 und 4. Lesen Sie hier von der spannenden Familiengeschichte, aufgeschrieben durch Uwe Pein.
Familiengeschichte Röttger

Geschichte der Familie Körner vom Roggenhof

Schlosskamp

Die Familie Körner vom Roggenhof lässt sich über 13 Generationen in Wedel und Spitzerdorf zurückverfolgen. Zu den Besitzungen gehörte der Hof am Schlosskamp/Roggenhof, aber auch der Hof in der Mühlenstraße 2. Gisa Teßmer hat sich jahrelang durch Kirchenbücher gelesen und in Archiven recherchiert. Diese Forschung zur Geschichte ihrer Familie hat sie in eine spannenden Aufsatz gebracht und ihn freundlicherweise für die Veröffentlichung hier zur Verfügung gestellt. 

 

Geschichte der Familien Köhler, Suden und Langeloh

Hoophof

Wenn der Schulauer Milchhändler Heinrich Köhler mit der Glocke bimmelte, kamen die Hausmädchen mit Kannen aus den Villen der Elbchaussee und bekamen die bestellte Menge Milch. Heute kaum zu glauben, dass dieser jeden Tag mit dem pferdebespannten Milchwagen die Elbchaussee entlang bis nach Altona fuhr um seine Milch zu verkaufen. Lesen Sie hier die spannende Geschichte dreier wichtiger Familien Schulaus: Familie Köhler, die im 18. Jahrhundert aus dem Hessischen zugewanderte Familie Suden und die Familie Langeloh vom Hoophof, erzählt von Gisa Teßmer. Geschichte Köhler, Suden, Langeloh

Geschichte der Holmer Familie Förthmann in Russland

Familie Förthmann aus Holm

Unter dem Titel "Ein süßes Leben – als Zuckersieder aus Holstein im zaristischen St. Petersburg" beleuchtet Jürgen P. Strohsal die spanndende Geschichte der Familie Förthmann aus Holm. Finden Sie hier das pdf zum Aufsatz in den Beiträgen zur Wedeler Stadtgeschichte Band 10

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