Industrie und Firmengeschichte[n] Wedels

Die Wirtschaft prägt Ortsbilder. Auch in Wedel sind Industriedenkmale, wie das Kraftwerk an der Elbe oder der Wasserturm von J.D. Möller markante Landmarken. Eine kleine Auswahl von Geschichten über die Wirtschaftsbetriebe wird hier präsentiert. Weitere Informationen finden Sie im MÖLLER-TECHNICON - die industrie- und technikgeschichtliche Sammlung des Stadtmuseums auf dem Gelände der ehemaligen Möller-Werke Wedel.

Historische Gewerbekartei ab 1934

Kaufhaus Bartsch

Nach der Gewerbeordnung ist ein Gewerbe bei der zuständigen Behörde anzumelden. Diese hat aus diesen Angaben zunächst eine Gewerbe-Kartei, später dann eine Gewerbe-Datei angefertigt. In der Regel informiert sie über den Betriebsinhaber, die Art des Betriebes, den Beginn und selten über das Ende eines Betriebes. Die älteste Gewerbe-Kartei Wedels hat sich von etwa 1934 bis 1950 erhalten. Sie ist abgeschrieben worden und das Pdf kann hier eingesehen werden.

Dampfziegelei in Hohensiegberg

Wenige Jahrzehntelang gab es in Wedel ein mehr oder weniger florierendes Ziegeleiwerk. Die Ziegeleibesitzer Johann Piening aus Clevendeich und Johann Piening aus Haselau beantragten im September 1889 gemeinsam den Neubau eines Wohnhauses mit Stallungen. Dieses wollten sie neben ihrer erst kurz zuvor errichteten Ziegelei, der sie stolz den Namen „Dampfziegelei in Hohensiegberg“ gaben, errichten. In diesem Wohn- und Wirtschaftsgebäude, dass an der Holmer Straße 125 durch den Wedeler Zimmermeister August Ohle gebaut wurde, war zunächst Platz für drei Zimmer, zwei Kontorräume, eine Küche und eine Speisekammer. Neben einer großen Diele mit dem Pferdestall gab es zudem eine Knechtekammer, einen Kuhstall und einen Schweinestall.

Die Anfänge

Die bereits stehende Ziegelei hatte 1889 in einem Ziegelmaschinen-Haus einen Dampfkessel, einen innenliegenden und einen Außenliegenden Ziegelofen und verschiedenen Trockenhäuser. Zum Ziegelmaschinenhaus führte ein Aufzug, der den Ton den Geesthang hochbrachte.

Fünf Jahre später, 1894, wurde der Betrieb wieder stillgelegt, um dann zwei Jahre später unter dem Namen Wedeler Dampfziegelei Gesellschaft GmbH wieder zu eröffnen. Betriebsleiter zu dem Zeitpunkt war Karl Friedrich Robert Nitze (* 02.05.1872 in Schmitzdorf), der am 2.10.1896 von Hamburg nach Wedel kam und ein knappes Jahr wieder dorthin zurückgeht. Die Ziegelei wird in den darauffolgenden Jahren gleich um mehrere Trockenschuppen erweitert. Im Dezember 1901 wird der baufällig gewordene Ziegelofen ersetzt durch einen größeren Sockel, den der Schulauer Maurermeister J.H. Hatje baut. Das Baugesuch wird vom damaligen Betriebsleiter und Bevollmächtigten der Wedeler Dampfziegelei, dem Ziegelmeister Friedrich Hollmann unterzeichnet. Hollmann (* 19.08.1860 in Brokhausen/Lippe) kam am 11.02.1898 aus Lage/ Lippe nach Wedel und wohnte mit seiner Frau Leonora geb. Möller und seinen Kindern, von denen drei in Wedel geboren wurden, vermutlich in der Ziegelei. Für die Arbeiter der Ziegelei, die zumeist nur wenige Wochen oder Monate im Betrieb sind, wird im Februar 1902 ein Anbau an das Kontor-Gebäude errichtet. Dort wird in einem 60 m² großen Raum einen Schlafsaal für 16 Mann geschaffen. Das war bereits der zweite Versuch eines Umbaus. Bereits 1896 hatte der damalige Betriebsleiter Nitze eine Schlafstube und einen Speisesaal für 20 Personen schaffen wollen, scheiterte aber an einer Vorschrift die besagt, dass Speisesaal und Stall nicht verbunden sein dürfen. Im März 1903 zieht es Ziegelmeister Hollmann mit seiner Familie nach Neuenfelde b. Cranz und wenige Tage später meldet der „Norddeutschen Verein zur Überwachung von Dampfkesseln“, dass die Wedeler Dampfziegelei ihren Betrieb eingestellt hat.

 

Blütezeit unter Jens Jürgen Paulsen

Ein Jahr später wird der Ziegeleibetrieb durch den Ingenieur Jens Jürgen Paulsen aus Hamburg-Bergedorf übernommen. Paulsen hatte bereits verschiedene Niederlassungen von Ziegeleien, 1907 war er Direktor der Brunsbütteler Land- und Ziegelei-Gesellschaft. Als Betriebsleiter holte er im April 1904 den Ziegelmeister August Stahlmann (* 03.09.1863 in Lage / Lippe), zwei Jahre später folgte diesem Karl Hetzschold (* 23.12.1870 in Frauenprießnitz / Apolda) als Inspektor aus Straußfurt / Weißensee auf die Ziegelei.
Paulsen ertüchtigte die Ziegelei mit großem Elan. Er begann zunächst damit, einen neuen Ringofen anzulegen zu lassen. Dabei griff er auf das Know-how des Ziegeleibesitzers Hermann Günther aus Bergedorf zurück, der die Baupläne erstellt. Dann erweiterte er die Trockenschuppen, friedete das Gelände mit einer Mauer ein und schaffte von der Holmer Straße gleich drei Auffahrten auf das Gelände. Es wurde eine Schmiede und eine Tischlerwerkstatt an ein bestehendes Gebäude angebaut, zwei Packschuppen und weitere Ziegelschuppen wurden errichtet. Auch die Arbeiterschlafräume wurden erweitert, indem er auf dem Wohn- und Comptoirgebäude eine weitere Etage aufsetzte.

 

Auch außerhalb der Ziegelei wurde er aktiv und suchte nach besseren Transportmöglichkeiten für den Ton. Das stieß nicht auf Gegenliebe. So beschwerte sich im Juli 1905 der Grundeigentümer eines Wiesenstückes in der Marsch, Johann Jochim Ellerbrock aus Rissen, darüber, dass die Wedeler Dampfziegelei auf dem Wege von der Ziegelei nach der Marsch, auf dem sogen. Besenkoppeldamm ein Feldbahngleis gelegt hat, um darauf den Ton zu befördern. Hierdurch wäre nun der Weg zu eng und ein Ausweichen der Heu-Wagen nicht möglich. Bürgermeister Friedrich Eggers schaute sich das Terrain mit dem Wegeausschuss gemeinsam an und kam dann zu einer anderen Ansicht. Demnach wäre der Feldweg durchaus breit genug für zwei Fahrzeuge und zudem hätte Paulsen den bislang unbefestigten Weg eher befestigt. Die Wegebezeichnung Besenkoppeldamm ist heute nicht mehr zu finden. Da von Graben und Gebüsch die Rede ist, handelt es sich möglicherweise um den Feldweg, der von dem heutigen Hauenweg in die Marsch führt und keinen Namen führt.

1909 wurde ein Anbau an das Wohnhaus in Auftrag gegeben und der Wedeler Architekt Hermann Seebeck baute dem Ziegeleibesitzer ein „Sommerhaus“ an. Die Bauzeichnungen zeigen eine luftige Villa. Im Erdgeschoss wurde eine Wohnhalle mit Erker und Loggia neben einer Küche ausgeführt. Im Obergeschoss gab es neben dem Bad ein Schlafzimmer, ein Zimmer für die Großmutter und eines für den Sohn.

1910 lässt der Ziegeleibesitzer J.J. Paulsen die Stall- und Mannschaftsgebäude durch den Wedeler Baumeister J.P. Lüchau ausbauen. Es werden eine Küche, ein Speisesaal und weitere Kammern in dem alten Stallgebäude eingebaut.
Oktober 1910 erwirbt Paulsen an der Holmer Straße, genau neben seinem Grundstück weitere Parzellen und versieht auch dort das Gelände mit einer Einfriedigung. Als Pächter wird nun erstmals im August 1910 der bisherige Ziegeleiarbeiter Carl August Kirchhoff (* 03.12.1876 in Steinbründorf) genannt. Dieser war im April 1904 aus Kiel nach Wedel gereist, zwei Jahre später wieder nach Kiel zurückgegangen, um dann im März 1907 gemeinsam mit seiner Familie wieder nach Wedel zu kommen. Hier bekamen sie drei weitere Kinder. Der Inspektor Karl Hetzschold, der ab 1906 die Aufsicht über den Industriebetrieb hatte, ging zum 21.02.1911 zurück nach Reinbek.

Dann erweitert Paulsen sein Areal erneut, indem er Grundstücke auf dem der Holmer Straße gegenüberliegenden Gelände erwirbt. Der Bürgermeister Friedrich Eggers holt mit einem Schreiben vom 12.04.1912 die Einwilligung der Regierung in Schleswig zu einem Landtausch nachträglich ein. Demnach „hat der Ziegeleibesitzer Jens Jürgen Paulsen aus Hamburg bei der Ziegelei umfangreiche Landkäufe getätigt, nun will er das Gelände abrunden. Dafür müssen Wegestrecken aufgehoben werden. Die Stadt erhält im Gegenzug einige Areale Flächen und eine seit Jahren erwünschte kürzere Wegeverbindung zu den Ihlenseeländeren, sowie eine weitere Parzelle Land“. Der Weg gegenüber der Ziegelei an der Holmer Chaussee – der Ennbargweg, welcher als Zuwegung zu der Parzelle von Paulsen geht, wurde auf Antrag des Eigentümers nun als öffentlicher Weg aufgehoben, der Verlauf des Weges verschoben.
 

Eine weitere geplante Baumaßnahme, der Umbau des Wohnhauses, die im August 1913 dem Bürgermeister zur Genehmigung vorgelegt wurde, wurde nicht mehr vorgenommen. Im August 1914 teilte der Polizeisergeant Niemann dem Bürgermeister mit, dass das Projekt nicht zur Ausführung gelangte. Mit Datierung vom 12. August 1914 gibt es im Stadtarchiv eine Postkarte des Pächters August Kirchhoff. Darin beschreibt dieser, dass er nun zum Felde eingezogen wäre, daher auch keine Ziegel verkaufen könne und um Stundung von Zahlungen bittet. Im Oktober desselben Jahres findet dieser im Lazarett Hooglede an seinen bei den Kämpfen bei Langemarck erhaltenen Verwundungen den Tod.
Dies Ereignis wird vermutlich auch der Todesstoß für die Ziegelei gewesen sein. Im Verwaltungsbericht dieser Zeit wird vermerkt, dass die Dampfziegelei durch den Krieg zum Stillstand kam und abgebrochen wurde.
Das ursprünglich 45.300 m² große Grundstück wurde 1916 an den Hamburger Kaufmann und Reeder Robert Eduard Loesener verkauft, 1928 ging es in den Besitz des Gärtners Hans Peter Kleinwort.

Um Ziegel brennen zu können braucht man Ton oder Lehm, ohne Steine oder Kalk. Diesen kann man an Geesträndern, aber auch im schweren kleihaltigen Marschboden finden.

Nach der Dokumentation von P. Danker-Carstensen „Gemeinde Seester - Geschichte eines Dorfes in der Elbmarsch und ein Beitrag zur Geschichte des Kirchspiels Seester“ von 1993 soll es im Kreis Pinneberg ehemals 22 Ziegeleien gegeben haben. Noch bis 1971 produzierten die Klinkerwerke in Kurzenmoor, die letzten Ziegelei standen in Seester und in Klein Nordende. Im benachbarten Holm, auf dem Holmer Berg, waren sogar zwei Ziegeleien zu finden, die ebenso wie die in Wedel nach dem Ersten Weltkrieg abgebrochen wurden. In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1937 der Norddeutschen Nachrichten finden wir nähere Informationen über die Holmer Ziegeleien von Kleinwort und Haartje.

Auch hier waren die „Ziegler“ Wanderarbeiter aus dem Lipperland. Diese Wanderziegler verließen bereits seit dem 17. Jahrhundert aus Not heraus ihre Heimat, um in den Ziegeleien in Nordwestdeutschland, in Brandenburg, in den Niederlanden oder in Dänemark zu arbeiten.

Diese kamen im Frühjahr und brachten mit Schiebkarren und Loren den grauen Marschboden zur Ziegelei. Dort wurden die Klumpen zerkleinert und mit Wasser zu einem Teig vermischt. Dieser Teig wurde am Streichtisch zu Steinen geformt. Dann legten die Arbeiter die Steine auf Gestelle in Trockenscheunen, wo sie mehrere Wochen lang trockneten. Anschließend wurden die Steine so in den Ziegelbrennofen gestapelt, dass nach dem Anzünden Zugluft-Kanäle entstehen konnten. Dadurch wurden die Steine gehärtet und erhielten ihre rote Farbe. Nach dem wochenlangen Abkühlen, wurden die Ziegel in verschiedene Qualitäten sortiert. Rund drei bis vier Brände schaffte ein durchschnittlicher Ziegelbrennofen pro Jahr, ein modernerer Ofen um fünf bis sechs. Nach diesen Bränden war für die Ziegler die Arbeit getan und zum Herbst kehrten die Wanderarbeiter dann wieder in ihre Heimat zurück. Dies galt nicht nur in Holm, sondern auch für die Arbeiter aus Wedel.

Für Wedel verrät uns ein Blick in die Melderegister einen Großteil der Namen der Arbeiter. Im Melderegister von 1890/1891 haben wir hier einen Zuzug von etwa 25 Arbeitern, größtenteils auf Wanderschaft, die von anderen Ziegeleistandorten kamen. Zwei Jahre später schon tauchen verstärkt die Meldungen von Arbeiter aus der Nähe von Rinteln auf. Kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts waren es rund 40 bis 50 Ziegler, die jährlich für jeweils drei bis sechs Monate nach Wedel zur Ziegelei kamen. Einige kamen aus dem Lippischen, aber nun zogen auch vermehrt Personen aus Ostpreußen oder Posen nach Wedel. Diese lösten in den darauffolgenden Jahren nach und nach die Lipper ab. Das beginnende 20. Jahrhundert war die Hochzeit der Wedeler Ziegelei. Um 1905 wurden bis zu 70 Arbeiter jährlich für jeweils einige Monate hier beschäftigt. Sie kamen von weither, eine überraschend große Gruppe von Arbeitern kam z.B. aus Galizien, einer Landschaft, die im heutigen polnisch- und ukrainischen Grenzgebiet liegt. Interessant sind auch die italienischen Wanderarbeiter aus Fiume, dem heutigen Rijeka in Kroatien. Von dort aus kamen im Sommer 1904 und 1905 um die 30 Ziegeleiarbeiter, um hier Ziegel zu fertigen. Vermutlich kamen auch ganze Familienclans. So gibt es fünf Personen, die den Nachnamen Toson tragen und in zwei Jahren hintereinander gemeinsam im April nach Wedel kamen und im Oktober gemeinsam wieder gingen.

Pulverfabrik Wedel

Die Pulverfabrik nach der Explosion

„Gestern Abend um 10 ½ [Uhr] ist die Pulverfabrik fast gänzlich explodiert. Die Häuser in Schulau, Spitzerdorf und Wedel sind arg beschädigt; auch sind drei Leichen aus einem Gehöfte und Zimmern des Wohnhauses gezogen worden. Außerdem sind fünf Arbeiter und der alte Schlu noch vermißt.“ Das sind Worte aus dem ersten offiziellen Bericht des Schulauer Ortsvorstehers Ladiges an den Kirchspielvogt in Blankenese, in dem er das Unglück vom 6. Mai 1878 meldet. Doch er irrte, denn insgesamt zehn Menschenleben kostete das Explosionsunglück am Schulauer Ufer, das wohl durch die Fahrlässigkeit der Betreiber der im Jahr 1877 errichteten Fabrik entstand. Es war nicht das einzige, aber wohl spektakulärste Unglück in der Schulauer Fabrik, das sich durch den heiklen Produktionsstoff ereignete. Erst im Jahr 1903 sollte die Fabrik eingestellt werden.
Mehr zur Geschichte der Pulverfabrik können Sie hier nachlesen.

Zuckerfabrik Schulau

Von der Zuckerraffinerie, die das heutige Gelände von der Elbstraße über den Hans-Böckler-Platz hinweg bis an die Elbe heran umfassen, sind nur noch wenige Überreste vorhanden. Einzig der Name für das Fundament des früheren Elbspeichers hat sich im Wedeler Sprachgebrauch erhalten. Er wird heute noch Zuckerspeicher genannt.

1891 errichtete der Hamburger Senator Heinrich Alfred Michahelles (1853 + 1912), Hamburger Senator und Präsident der Handelskammer am Schulauer Hochufer eine Fabrik mit dem Namen Zucker-Raffinerie Hamburg-Schulau.

Diese Fabrik erhielt aus mittel- oder ostdeutschen Betrieben Rohzucker aus Zuckerrüben, um diesen dann weiter zu verarbeiten. Der Transport des Rohzuckers kam über Schiffs- und Kahnladungen an der Landungsbrücke der Fabrik an und wurde auf kleine Waggons gefüllt. Diese wurden mit einer kleinen elektrischen Lokomotive in die Fabrikräume gebracht. Die Firma produzierte überwiegend Zucker in Würfeln mit dem Namen Schulauer Würfel-Raffinade, aber auch Zuckerhüte für den Export.

 

Die Fabrik wurde am 13.10.1913 durch einen Großbrand zerstört und wenige Jahre später unter dem neuen Besitzer, der Hamburger Firma E. Bach und Co wiederaufgebaut. 1924 kam es erneut zu einem Besitzerwechsel. Ein schlesischer Zuckerkonzern kaufte das Werk und es trug dann den Namen „Vereinigte Deutsche Zuckerfabriken, Aktiengesellschaft“. In den 30er Jahren nahm die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ab. Der Betrieb, der in seinen Hochzeiten bis zu 540 Mitarbeiter hatte, wurde im Jahr 1932 eingestellt und entließ Hunderte von Arbeitern in die Arbeitslosigkeit.

Ein Teil der Fabrikationsräume wurde abgebrochen, der Turm gesprengt. Große Areale wurden von Hugo Möller, dem Firmeninhaber der J.D. Möller-Werke Wedel aufgekauft. Dieser richtete dort in einigen Gebäuden die Firma Lagerhaus Schulau ein. Bisherige Verwaltungsgebäude wurden dafür vorgesehen, die 1939 gegründete Mittelschule aufzunehmen. Allein der Krieg verhinderte diese Planungen. Dafür wurden die Räume u.a. an die Reichsstelle für Getreide zur Getreidelagerung, oder auch an die Heeresstandortverwaltung zur Einlagerung von Heeresbekleidung vermietet. Einige Nutzung, so die der Getreidelagerung, überdauerte auch den Krieg. Noch 1965 wurde dort etwa 5.000 Tonnen Bundesreserven an Getreide eingelagert. Andere Speicher von Hugo Möller wurden gleich nach dem Krieg etwa bis 1948 durch die britische Militärregierung beschlagnahmt.

 

Die großen Schuppengebäude und die Werkswohnungen der Zuckerfabrik waren die letzten großen Zeugnisse der Zuckerfabrik. Ab 1952 begannen die Bauarbeiten an dem Großbauprojekt Gartenstadt Elbhochufer. Immer mehr Bereiche der alten Zuckerfabrik wurden geräumt und bebaut. Die Werkswohnungen und das Gebäude, in dem die Kantine der Zuckerfabrik war, wurde 1964 abgebrochen. 1968 wurde der Aufbau des Elbspeichers abgeräumt, im Juni 1968 war Grundsteinlegung des späteren Graf-Luckner-Hauses. Seitdem ist nur noch das Podest zu sehen. Dieses ist aber leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wasser von J.D. Möller

Bau des Wasserturm

Im Juni 1929 schloss die Stadt Wedel mit der Firma J.D. Möller einen Vertrag zur Wasserbelieferung.
Da bei der Fertigung von optischen Geräten einen hohen Wasserbedarf entsteht, bohrte die Firma mehrere Tiefbrunnen, deren Ergiebigkeit so ausreichend war, dass J.D. Möller darüber hinaus in der Lage war, mehrere Straßenzüge Wedels mit bestem Trinkwasser zu versorgen. Der im Jahr 1942 neuerbaute Wasserturm, der noch heute eine markante Landmarke ist, speicherte das kostbare Nass und sorgte jahrzehntelang für den notwendigen Leitungsdruck in den Wedeler Haushalten. Erst vor wenigen Jahren wurde die Wasserversorgung durch die Firma J.D. Möller aufgegeben. Seitdem versorgen die Stadtwerke Wedel die Haushalte.

Kraftwerk Schulau

Kraftwerk Schulau

Im Oktober 1928 wurde am Schulauer Ufer das Elektrizitätswerk Unterelbe (EWU) in Betrieb genommen.
Der Bau des Kraftwerkes Wedel begann im April 1927 und zog sich bis zum ersten Anfahren der Turbine im September 1928 hin. Schon etliche Jahre zuvor kaufte die Elektrizitätswerk Unterelbe AG mit Sitz in Altona das 66 000 m² große Gelände an der Elbe, das große Standortvorteile hatte, da hier die Belieferung mit Kohle auf dem Wasserwege und auch die Versorgung mit Kühlwasser günstig war. Damals rechnete der Betreiber mit einer Stromabgabe von rund 73 Mio. Kilowattstunden im Jahr. Das heutige Werk, in den 60er Jahren neu und Ende der 80er Jahre zu einem Heizkraftwerk umgebaut, produziert neben der Fernwärme jährlich rund 1.179 Mio. Kilowattstunden Strom.

Schiff am Kai des Kraftwerkes

Am 05.09.1960 legte der Frachter „Sea Master“ erstmals am Kai des neu erbauten Kraftwerk in Schulau an, um Kohle zu entladen. Zuvor war das Flussbett vor der Kaimauer durch Ausbaggerung auf eine Tiefe von etwa 12 Meter gebracht worden.
Der Frachter hatte eine Ladung von 16.172 Tonnen Kohle, es reichte damals für etwa eine Woche Betrieb des Kraftwerkes, das pro Tag rund 3.000 Tonnen Kohle verbrauchte. Dem Zollamt Wedel brachten die Anlieferungen eine Erweiterung ihrer Tätigkeiten. Sie hatten nun bei jedem Eintreffen der Lieferungen an Bord zu gehen, die Pässe der Passagiere zu kontrollieren, die Menge von Proviant und Zigaretten zu ermitteln und die entsprechenden Zollpapiere auszufertigen.

Kaufhaus Bartsch

Kaufhaus Bartsch

Am 28.08.1971 schloss das Kaufhaus der Familie Bartsch in der Bahnhofstraße 38.
Übernommen wurden die freigewordenen Räume durch die Firma Salamander, die dort ein Schuhgeschäft einrichtete. Die Trikotagenfabrikation der Familie, die dort seit den 1930er Jahren produzierte, wurde noch über mehrere Jahre weitergeführt. Gegründet wurde die Firma durch den 1898 in Tangermünde geborenen Oskar Bartsch, der um 1922 nach Wedel kam und zunächst als Kontorist in der Zuckerraffinerie tätig war.

Cichorienfabrik Schulau

Im Jahr 1850 gab in Schulau Christoph Philipp Suden, ein ehemaliger Jäger, ein kleines bemerkenswertes Büchlein heraus.
Mit den einleitenden Sätzen „ Ich wurde Imker aus Langeweile…“ beschrieb der nun in die Jahre gekommene Christoph Philipp Suden seine Leidenschaft für das fleißige Bienenvolk. Aber Suden war nicht nur Imker, er erhielt 1828 die Genehmigung zum ersten größeren Gewerbebetrieb in der aufstrebenden Gemeinde Schulau. Auf dem heutigen Grundstück Elbstraße 9-11 produzierte er in einem Fabrikgebäude Kaffee-Ersatz aus der Pfahlwurzel der Zichorie. Dazu wurden die Wurzeln der Pflanze, die auch den Namen Gemeine Wegwarte führt, gereinigt, getrocknet, geröstet, fermentiert und anschließend gemahlen. Diesen Arbeitsvorgang, zunächst aufwändig mit der Hand durchgeführt, erledigte ab 1850 ein Pferdegöpelwerk. Die Zichorienfabrik florierte und wurde nach dem Tode von Christoph Philipp Suden 1851 zunächst von seinen Söhnen weitergeführt, die das Geschäft dann ab 1889 an John Meyn verkauften. J. Meyn sollte den Betrieb noch weiter ausbauen, sogar ein Kontor in Hamburg konnte er eröffnen. Dennoch kam das Aus des Betriebs 1928. Das Gelände wurde von einer Kopenhagener Asphaltfabrik gepachtet, aber auch diese stellte die Produktion bald ein. Seit 1934 wurde auf dem Gelände ein Wohnhaus errichtet. Die Leidenschaft für die Bienen aber, so scheint es, ging auch an die Nachbarn über, so stand seit 1915 auf dem Gelände Elbstraße 7 auch ein Bienenhaus. Die Begeisterung für die fleißigen Tiere also ist ungebrochen.

Wedeler Wassermühle

Die Wassermühle

1957 wurde der Betrieb der Wassermühle stillgelegt. Die Mühle war eine der ältesten Einrichtungen des Ortes und bereits in Urkunden aus dem Jahr 1314 genannt. Zunächst war sie jahrhundertlang im Besitz der Schauenburger Grafen und später in dem des dänischen Königs. Diese verpachteten die Mühle zumeist auf Lebenszeit an die Müller. Ab 1843 wurde sie gegen eine Ablösesumme für Zwangs- und Frondienste an den Müller Johann Hinrich Heinsohn verkauft. Dieser baute das noch heute stehende Gebäude mit dem überbauten Durchfluss der Aue. 1896 reichte die Wasserkraft nicht mehr für den Betrieb aus und der Müller erweiterte die bis dahin nur mit einem Wasserrad angetriebene Mühlenanlage durch eine Dampfmaschine. 1957 wurde die gesamte Anlage stillgelegt und dient seitdem verschiedenen Gewerbe- und Wohnzwecken. Zur Geschichte der Wassermühle mehr im Artikel von Adolf Ladiges in den Beiträgen zur Wedeler Stadtgeschichte.

Astra - Schwedische Medizin aus Wedel

Im Mai 1962 eröffnete im Beisein des schwedischen Generalkonsuls Kjellberg und anderen hohen Gästen die Pharma-Stern, eine Tochtergesellschaft des schwedischen Astra-Konzern an der Industriestraße eine Produktionsstätte.
Der Wirkstoff, der damals mit etwa 70 Mitarbeitern hauptsächlich in Wedel hergestellt wurde, war Lidocain, ein wichtiges Lokalbetäubungsmittel, das 1943 von schwedischen Forschern entdeckt wurde.

Bel Ami von Wieschebrink

Produktion BelAmi

Zum Mai 1961 stellte die Strumpffabrikation der „Bel Ami“-Nylon-Strümpfe den Betrieb ein. Hier an der Feldstraße produzierte der Fabrikant Richard Wieschebrink jahrelang Nylonstrümpfe.
Diese Nylonstrümpfe mit Naht waren ein Muss für die gepflegte Dame der Nachkriegszeit. Begonnen hat der Unternehmer aus dem westfälischen Ochtrup in Wedel zunächst in angemieteten Betriebsgebäuden der Firma J.D. Möller und in einer Scheune in Alt-Wedel. Im Jahr 1954 konnte er im Industriegebiet an der Feldstraße mehrere große Gebäude errichten, in denen bis zu 1.000 Mitarbeiter unter ihnen auch viele Mitarbeiterinnen für ihn tätig waren. Da in Wedel der Wohnraum knapp war, errichtete er „nebenbei“ auch noch 40 Wohnungen am Galgenberg und Häuser an der Goch-Fock-Straße für seine Beschäftigen. Für sich selber erbaute er ein repräsentatives Haus an der Holmer Straße. Weniger bekannt ist, dass der Firmenchef auch Finanzier der Kirchenglocken der katholischen Marienkirche in Wedel war. 1961 war es mit der Expansion vorbei. Der Markt fragte nur noch nach nahtlosen Strümpfen. Um diese zu produzieren, hätte Wieschebrink sämtliche Maschinen austauschen müssen und hierfür reichte sein Kapital nicht aus. Somit verkaufte er den Zweigbetrieb in Schacht-Audorf an den Mitbewerber Margaritoff und Schaffner (Opal-Strümpfe) und legte den Wedeler Betrieb still. Die Fabrikhallen wurden verkauft. In das Verwaltungsgebäude zog die Fachhochschule (PTL) und die Maschinenhallen wurden später von der Firma Lubeca, später Schmalbach-Lubeca genutzt, die hier Weißblechdosen herstellte.

Willkomm-Höft: Eine Wedeler Institution geht um die Welt

Wilkomm-Höft

Am 07.06.1952 wurde dem Gastwirt Otto Friedrich Behnke durch die Hamburger Schifffahrtsdirektion die Genehmigung erteilt, eine Schiffsbegrüßungsanlage zu unterhalten. Er nannte diese Einrichtung, die seitdem die Touristen, Seeleute und Seh-Leute erfreut „Willkomm-Höft“.
Schon vor 1880 wurde hier durch den Wirt und Hofbesitzer Peter Heinsohn eine Schankwirtschaft betrieben. Abgesehen von einigen kurzfristigen Unterbrechungen waren stets Mitglieder der Familie Heinsohn und später der Familie Möller Eigentümer des Schulauer Fährhauses. Ab 1949 pachtete der Hamburger Gastronom Otto Friedrich Behnke das Haus. Er verstarb bereits 1964, aber seine Kinder betrieben das Schulauer Fährhaus mit Schiffsbegrüßungsanlage in seinem Sinne bis zum Jahr 2011.

Motorschiff „Spitzerdorf“

MS Spitzerdorf

Am 19. Juli 1952 lief das Motorschiff „Spitzerdorf“ vom Eigner Kapitän Paul Wehlen aus Schulau und Karsten Rehder aus Hamburg auf der Werft von Hinrich Rancke in Cranz-Neuenfelde vom Stapel.

Die Taufrede hielt Bürgermeister Heinrich Gau, die Taufe vollzog die Tochter von Kapitän Wehlen, Helga Bollmann. Das Schiff wurde erbaut in der Atlantik-Klasse des Germanischen Lloyd und hatte 638 BRT. Das Schiff wurde in den 1960er Jahren nach Amerika verkauft und erhielt zunächst den Namen „Saturno“, ab 1982 trug es den Namen „Natasha“.

Julius Bunge, Wedels größtes Kaufhaus

Werbung Bunge

Am 18.11.1930 eröffnete Julius Bunge in der Rolandstraße 6 den Neubau seines Kaufhauses, welches zur damaligen Zeit das größte Geschäftshaus in Wedel war.
Gegründet wurde der Betrieb bereits 1877 auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Gärtnerstraße 1. Bunge vertrieb Manufaktur- und Modewaren für Herren, Damen und Kinder. Auch Aussteuerwaren, also Bettwäsche oder Tischwäsche wurde hier verkauft. Für die Reinigung von Daunen und Federn ließ der Kaufmann auf seinem Grundstück auch eine Reinigungsmaschine aufstellen. Der Betrieb überdauerte noch den Zweiten Weltkrieg, ging dann aber in andere Hände über. Seit mindestens 1960 gab es unterschiedliche Nutzungen, so waren u.a. die Blitz-Reinigung, ein Möbelgeschäft und ein Farbengeschäft in den Räumlichkeiten untergekommen.

Karstadt in Wedel

Am 27.10.1971 donnerte es in der Bahnhofstraße heftig, als die 69. Kepa-Filiale (= Karstadt-Einkauf-Paradies) Deutschlands mit einer Bonbon-Kanone eröffnet wurde.
Die rund 120 Verkäuferinnen der Stammbesatzung des Kaufhauses waren dem Kundenansturm des Eröffnungstages kaum gewachsen, der in dem zweigeschossigen Kaufhaus über sie hereinbrach. Sie bekamen daher für den Eröffnungstag Unterstützung von 80 weiteren Verkäuferinnen und Verkäufern aus anderen Filialen. Die Öffnungszeiten des Kaufhauses brachten in Wedel ein Novum, denn durchgehende Öffnungszeiten und verkaufsoffene Sonnabende hat es bis dahin noch nicht gegeben. 1977 wurde Kepa zu einer Karstadt-Filiale umgewandelt. Das Kaufhaus deckte mit dem Sortiment deine große Bandbreite der wichtigsten Konsumgüter ab. Am 14. 01.1989 hatte die Firma Karstadt in der Bahnhofstraße den letzten Verkaufstag. Damit verlor die Einkaufsstraße einen wichtigen Anlaufpunkt im Wedeler Zentrum.

Mit freundlicher Unterstützung von...