Die Anfänge der Parteien in Wedel

Aller Anfang ist schwer - Sozialdemokraten in Wedel

Sozialdemokrat der ersten Stunde nach den Akten des Stadtachivs Wedel war der Schneider Heinrich Groth aus Spitzerdorf, der 1889 eine öffentliche Volksversammlung im Lokal von Ramcke in Wedel anmeldete. Redner war der Schuhmacher Klüß aus Elmshorn, der über „Die Thätigkeit des Reichstages und die Interessen der Arbeiter“ referierte. Auch der Schneider D. Siems meldet 1892 eine Versammlung im Lokal von Nievers, Rolandstraße 13 an.
Als erster Vorsitzender der SPD kann August Heinrich Friebe (1865 - 1928) angesehen werden. Friebe kommt erstmals im Mai 1883 aus Lignitz nach Wedel und arbeitet als Knecht bei L. Kock. August 1883 geht er auf Wanderschaft und kehrt im April 1884 zurück, um als Knecht bei Wilhelm Heinsohn zu arbeiten. Ab Mai 1885 ist er Arbeiter und wohnt bei Brauer, im August 1885 heiratet er Anna Magdalena Hamann. Die Ehe bleibt kinderlos.
Friebe ist zunächst Kolporteur der Partei. Heute versteht man unter einem Kolporteur jemanden, der Gerüchte verbreitet. Damals aber hatte der Kolporteur die wichtige Aufgabe, die sozialdemokratischen Idee unter die Leute zu bringen. Das macht er, indem er Leser für Parteizeitungen wirbt und für diese Anzeigen beschafft. Er ist sozusagen für die PR zuständig. Die wichtigste SPD-Zeitungen ist die 1877 gegründete Schleswig-Holsteinische Volkszeitung, die nach dem Verbot durch die Sozialistengesetze 1893 wieder Fahrt aufgenommen hat. Neben dieser Tätigkeit organisiert Friebe die Sitzungen und ist ab 1895 Vorsitzender (Platzagitator) der Sozialdemokratischen Partei des Ortsverein Wedel.
1902 kriselt es in der Partei und wegen verschiedener Probleme mit den Wedeler Genossen tritt Friebe im Juni von seinem Amt zurück. Er überlässt das Feld dem 36-jährigen Zigarrenarbeiter Alexander Siefert, der erst wenige Wochen in Wedel wohnt. Als dieser bereits ein halbes Jahr später nach Ottensen umzieht, ist der Weg frei für den 28-jährigen Zuckerkocher und Kolporteur Heinrich Eichelmann.
Auch dieser ist erst wenige Monate zuvor mit seiner Familie über Schulau nach Wedel gelangt. Aber er erlangt innerhalb kürzester Zeit einen großen Einfluss innerhalb der Arbeiterschaft. So besteht er darauf, dass in den öffentlichen Versammlungen auch die der deutschen Sprache nicht kundigen polnischen Arbeiter Gehör finden. Und er prangert sehr deutlich Missstände in der Zuckerfabrik öffentlich an.
Aber so schnell wie er kam, verschwindet der Platzagitator Heinrich Eichelmann. Im August 1903 macht er sich mit Frau und Kind heimlich vom Acker, nachdem er sich zuvor die prall gefüllte Parteikasse unter den Nagel gerissen hat. Die Parteigenossen besinnen sich nun wieder auf den früheren Agitator Friebe und wählen diesen im August 1903 erneut zum Vorsitzenden. Dieser verbleibt nun bis zum Januar 1905 in diesem Amt und wird dann vom Maurer F. Stoltze abgelöst. Dieser hat das Amt nicht lange inne, sondern tritt es kurz danach an Karl Ketel ab.

Der dann agierende Vorsitzende war Karl Friedrich Ernst Hellmuth Ketel (1866 - 1930) Der junge Maurer kommt im Oktober 1891 nach Wedel und heiratet vier Monate später die vier Jahre ältere Händlerin Catharina Elise Goetjens, mit der er drei Kinder haben wird. Im August 1905 – er ist bereits Kaufmann - übernimmt er den Vorsitz des sozialdemokratischen Wahlvereins. In der gleichen Zeit lässt er sich zur Wahl in die Stadtvertretung aufstellen. Seine Beweggründe, den Vorsitz zu übernehmen, so schreibt der Bürgermeister Friedrich Eggers an den Landrat, seien allein darin zu suchen, „bei der Gründung eines Arbeiter-Konsumvereins Aussicht eine Anstellung als Lagerverwalter zu erhalten“. Wenn dies so sei, so gehen diese Pläne nicht auf.
Bereits ein Jahr später wird an den Landrat gemeldet, dass es in der Partei kriselt. Die Rissener Arbeiter, die bislang dem Wedeler Verein angeschlossen waren, haben einen eigenen Verein gegründet und die Einigkeit der Partei wird „nur durch Prügel aufrecht gehalten“. Zudem soll Ketel sich sowohl mit dem Vorstand in Altona, als auch mit dem Kolporteur Friebe von Anbeginn an überworfen haben. In der Mitgliederversammlung am 13.07.1906 im Lokal von Wiesberger in der Bahnhofstraße, die von 90 der rund 400 Mitglieder besucht war, geht es hoch her. Ketel wird vorgeworfen, seine Gesinnung sei eher in der Bürgerlichen Partei zu finden und er darüber hinaus nicht das „ABC der Partei“ kennen würde. Daraufhin hält Ketel sich nicht mehr im Amt, der Maurer Müller übernimmt wenige Monate die Parteiarbeit, dann versucht ab Dezember 1906 Georg Gonda, Kolporteur aus Sülldorf ein wenig Ruhe in den Verein zu bekommen.

Es folgt dann Max Hermann Ansorge (1882 - 1966). Der Maurer Ansorge kommt 1904 von Westerland aus nach Wedel und heiratet ein Jahr später in Wedel Henni Folkers, mit der er drei Kinder haben wird. Er ist seit 1903 Mitglied der SPD, übernimmt in Wedel 1906 den Posten des Kassierers und wird 1909 Vorsitzender des sozialdemokratischen Vereins für den 6. schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreis, Ortsverein Wedel. Zu dieser Zeit versuchte die SPD einen weiteren Sitz in der Stadtvertretung zu erhalten. Aber wegen des weiterhin geltenden Dreiklassenwahlrechts wurde der Anspruch vor dem Königlich Preußischen Oberverwaltungsgericht in Berlin zurückgewiesen. Ansorge ist in verschiedenen Partei-Organisationen aktiv, so arbeitet er in der Gewerkschaft und für die Siedlungsgenossenschaft Eigenheim. Während der NS-Zeit scheint er sich nicht politisch engagiert haben, in den Akten wird er nicht genannt. Erst zur Kommunalwahl am 15. September 1946 tritt er wieder als Kandidat für die SPD an. Er wird Mitglied der Ratsversammlung, ist u.a. im Finanzausschuss, im Bauausschuss und im Wohnungsausschuss aktiv. Im März 1950 kehrt er Wedel den Rücken und zieht nach Blankenese.

Ein weiterer wichtiger Akteur ist Gustav Alfred Pauder (1878 - 1969). 1903 zieht der Arbeiter von Dresden nach Schulau, 1908 heiratet ein viertel Jahr später in Wedel Emma Mathilde Possiwan, mit der er drei Kinder haben wird. 1904 zieht sein jüngerer Bruder Karl Otto auch nach Wedel, in gleiche Jahr tritt Alfred Pauder dem Sozialdemokratischen Wahlverein bei. Sein Bruder folgt ihm ein halbes Jahr später. Otto wird am 06.09.1905 zum Distriktführer des Vereins für Schulau ernannt, Alfred hingegen erhält 1906 das Amt des Schriftführers. Im Juni 1912 ist er zeitweilig Vorsitzenden des Sozialdemokratischen Wahlvereins, eine Stellung die er aber bald an Hermann Augustin abgibt. Er arbeitet aktiv in der Partei, konzentriert sich auf die Leitung der Versammlungen. Ab 1918 erwartete ihn eine weitere wichtige Aufgabe. Er wird Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates und von 1919 bis 1932 hat er ein Mandat in der Stadtvertretung Wedel inne. Zeitweilig ist er auch Mitglied im Kreistag Pinneberg. Während der NS-Zeit hatte auch er unter den politischen Gegebenheiten zu leiden, musste u.a. zur täglichen Meldung auf die Polizeiwache. Nach dem Zweiten Weltkriege, ab 1946 war er in der Hilfsgemeinschaft Wedel sehr aktiv.

Aktive Sozialdemokraten in den Jahren 1919 - 1933 waren:
Johann Heinrich Martin Kleinikauf (1856 - 1943). Der Altonaer Böttcher Kleinikauf war seit 1882 verheiratet mit Johanna Maria Catharina Junge aus Uetersen, mit der er acht Kinder hatte. Er war das erste sozialdemokratische Mitglied der Stadtvertretung. Er gehört zunächst der Gemeindevertretung Schulau von 02.03.1909 - 01.07.1909 und nach der Zusammenlegung der Orte auch der Stadtvertretung Wedel von 1910 - Februar 1924 an. Außerdem ist er der Vorsitzende des Arbeiter- und Soldatenrates.

Hermann Johannes Schwartz
Der 1875 in Mönkenbrook/Stormarn geborene Lagerhalter zieht am 24.09.1906 von Hamburg nach Wedel zu. Er wurde gewählt ab 18.11.1910, aber er zieht mit seiner Familie am 25.06.1912 nach Altona. Für ihn rückt Peter Diederich Franz Hinrich Oehlrich * 1874 nach, der aber als Soldat einrücken muss und im Januar 1919 an Thyhus und Lungenentzündung im Kriegslazarett in Kiew stirbt. Der Arbeiter Friedrich Koopmann (1957 – 1946) übernimmt von 1914 – 1920 das Mandat.

Nach dem Ersten Weltkrieg endet das Dreiklassensystem und die Karten werden ganz neu gemischt. Bei der Neuwahl am 23.02. 1919 kommen daher vom „Wahlvorschlag Kleinikauf“ gleich 13 Mandatsträger in die Stadtvertretung: Neben dem Böttcher Heinrich Kleinkauf und dem Arbeiter Friedrich Koopmann sind es: Der Zimmerer Karl Brauer, der Zimmerer Michael Karp, Kesselschmiedemeister Hermann Einbrodt, der Vollziehungsbeamter Franz Kegel, der Kesselschmied Josef Schuld, der Briefträger Hermann Witt, der Gastwirt Edmund Wiesberger, der Arbeiter Hermann Klinder, der Maurer Paul Bröker, der Maler Franz Mahlmann und der Bauarbeiter Alfred Pauder.

Bei der Wahl 1924 erreicht die SPD weniger, nämlich nur sechs Sitze im Stadtparlament: Es sind der Kesselschmied Josef Schuld, der sein Amt sofort niederlegt, der Bauarbeiter Alfred Pauder, der Geschäftsführer Heinrich Schacht der auch sein Mandat sofort niederlegt, der Polizeibetriebsassistent Adolf Schaller, der Arbeiter Hermann Klinder -- Sofortige Nachberufung: für den Maurermeister Hinrich Ramcke und Zigarrenmacher Karl Behrens.

Besonders ist, dass die SPD erstmals eine Frau in die Stadtvertretung entsenden kann. Pauline Bröker geb. Roszak (1889 – 1943) ist die Ehefrau des Maurers und SPD-Abgeordneten Paul Bröker. Der politische Gestaltungswille in dieser Familie ist hoch. Nicht nur ihr Mann, sondern auch deren Kinder, Mathilde Luise Marta Bröker später verh. Damkowski und Willy Paul Otto Bröker werden aktive Sozialdemokraten und waren zeitweilig sogar im Widerstand aktiv. Pauline Bröker war von 1924 bis 1933 Mitglied der Stadtvertretung Wedel und ab 1930 auch Abgeordnete des Kreistags Pinneberg.

Bei der Wahl 1929 sind es acht Sitze die mit Sozialdemokraten besetzt werden: der Geschäftsführer Heinrich Schacht (Mühlenstraße 20), die Ehefrau Pauline Bröker, der Arbeiter Bernhard Mahlow, der Polizeimeister Adolf Schaller, der zurücktritt und durch den Maurer Wilhelm Bock ersetzt wird, der Händler Alfred Pauder, der Maurer Bendix Koopmann, der Schlosser August Kudlik und der Zimmerer Karl Brauer.

Das Ergebnis der Kommunalwahl am 12.03.1933 erbringt folgende Sitzverteilung in der Stadtvertretung: Von den 18 Sitzen fallen sieben Sitze auf die NSDAP, sechs Sitze auf die SPD, zwei Sitze auf die KPD und drei Sitze auf die Kampffront Schwarz-weiss-rot. Bereits zur konstituierenden Sitzung der Stadtvertreter wurden die beiden gewählten KPD-Mitglieder, die Arbeiter Hermann Oppermann und Johannes Rehder nicht geladen. Die Mandatsträger der SPD konnten noch an drei Sitzungen teilnehmen, dann erreichte auch sie am 24.06.1933 die Mitteilung, dass sie entweder in Schutzhaft zu nehmen sind, oder für sie eine tägliche Meldepflicht bei der Polizei angeordnet ist. Die Mandatsträger waren: Geschäftsführer Heinrich Schacht [der die Wahl nicht annahm, und an seiner Stelle Walter Teichmann (1895 – 1946) nachrückte], der Arbeiter Bernhard Mahlow (1890 – 1973), der Maurer Wilhelm Bock (1886 - 1963) der Schlosser August Kudlik (1898 – 1940) der Maurer Bendix Koopmann (1881 - 1956) und der Maurer Jochim Heinrich Ferdinand Müller (1882 – 1956).

Gruppenfoto Reichsbanner Wedel

Diese Abbildung aus dem Jahr 1930 zeigt eine Gruppe von Mitglieder des Wedeler Reichsbanners. Möchten Sie noch weiteres zur Kampftruppe der SPD Wedel lesen, dann schauen Sie hier.

 

1919 – 1933 Für die SPD in der Stadtvertretung

Das Aufbegehren der Arbeiter - KPD Wedel

Aus dem Dickicht der Akten taucht die Kommunistische Partei Wedel mit der Anmeldung einer Demonstration anlässlich des Jahrestages der Revolution zum März 1923 auf. Angemeldet wurde die Aktion durch den 23jährigen Buchdrucker August Friedrich Leppert, den alle nur Fritz nannten. Bereits zwei Monate später organisierte Leppert eine Volksversammlung. Diese Machtdemonstration der Arbeiter stieß nicht auf Gegenliebe der Industriebetriebe. Die Betriebsleitung der Zuckerfabrik, deren Umgang mit den Arbeitern nicht unumstritten war, regte sich darüber auf, dass die Route der Demo genau am Werksgelände vorbeiführte.

Dies aber führte offenbar zu neuem Schwung unter den Zuckerfabrik-Arbeitern, so dass sie im Oktober 1923 wegen höheren Löhnen die Arbeit niederlegen. Der Bürgermeister Friedrich Eggers und der Landrat Niendorf mussten vermitteln, damit die Arbeit nach einer Lohnerhöhung wieder aufgenommen werden konnte. Aber so ganz trauten die Bürger dem Frieden nicht. So sah sich Bürgermeister Eggers genötigt, über die Wedel-Schulauer-Zeitung auf kursierende Gerüchte hinzuweisen, an denen nichts Wahren dran sei. So würde in der Einwohnerschaft kolportiert, dass es zu größere Plünderungen durch anmarschierende kommunistische Gruppen gekommen sei. Dieses Gerücht hatte zur Folge, dass sich Jugendliche mit Schlagwerkzeugen bewaffneten und in Gruppen Patrouille gingen.

Im November 1923 versuchte die Reichsregierung dem wachsenden Kommunismus mit einem reichsweiten Verbot der Partei Einhalt zu gebieten. Daher wurden am 26.11.1923 beim Vorsitzenden der KPD Bernhard Mahlow und bei Heinrich Hintz Flugblätter und Parteimaterialien, Hefte, Gelder und Mitgliedsbücher der Kommunistischen Partei beschlagnahmt. Auch beim Fraktionsführer der Bezirksleitung der „Wasserkante“ der KPD, dem Maschinenbauer Franz Bohlen in der Rissener Straße 17 gab es eine Hausdurchsuchung.

Die bisherigen Parteimitglieder hingegen verbünden sich in Erwerbslosen-Organisationen, deren Versammlungen vom Bauarbeiter Max Vetter beantragt und mit dem Referenten Fritz Leppert durchgeführt wurden.

Im März 1924 wird das Partei-Verbot wieder aufgehoben. Daher konnten zur Kommunalwahl am 04. Mai 1924 auch zwei KPD-Mitglieder in die Wedeler Stadtvertretung gewählt werden. Es waren der Maurer Johannes Semmelhaack (1887 – 1942) und der Arbeiter Bernhard Mahlow (1890 – 1973). Von Mahlow wissen wir, dass er von 1920 - 1925 Mitglied der KPD Wedel und bis mind. 23.11.1923 auch der Parteivorsitzende war. Politische Meinungsverschiedenheiten ließen ihn 1925 aus der KPD aus- und ein Jahr später in die SPD eintreten.

Ab etwa 1924 begannen die Parteien Deutschlands sich zu radikalisieren und gründeten dafür jeweils ihre eigenen Kampfgruppen – Stahlhelm, Sturmabteilung (SA), Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und den Roten Frontkämpferbund -, die sich in den Städten und auf den Straßen erbitterte Kämpfe lieferten. Auch der Kleinstadt Wedel gab es das Reichsbanner, den Stahlhelm und den Roten Frontkämpferbund. Daher waren die Hinweise, die der Polizeipräsident in Berlin im Juli 1924 zu geplanten Umsturzversuchen hatte, auch für den Bürgermeister Eggers beängstigend. Daher traf auch er mit dem hiesigen Postverwalter Gohrbandt besondere Absprachen für die Einschränkung des Brief- und Paketverkehrs und positionierte in Abstimmung mit dem Landrat seine Polizeikräfte.

Auch die Bürger machte die Situation ängstlich. Sie begannen einander kritisch zu beobachten, verdächtigten jeden, machten anonyme Anzeigen. So wurde im August 1924 der 14-jährige Sohn des Tischlers Engelbrecht Steinborn verdächtigt, Munition und Flugblätter in einem Handziehwagen von Bahnhof abgeholt zu haben. Der Anzeigende, so betonte er, hätte das mit eigenen Augen gesehen. Die Polizei verfolgte diese Spur, um dann aber festzustellen, dass es gar nicht der Sohn von Steinborn, sondern der von Richard Mönch gewesen sei. Und dieser transportierte auch nicht gefährliches Gut, sondern die Gewinne für die Tombola des Arbeiter-Radfahrervereins.

Im April 1925 sorgten größere Trupps von Reichsbanner-Angehörigen und von Angehörigen des Roten Frontkämpferbundes für Schrecken in verschiedenen Orten des Kreises Pinneberg, da sie abends durch die Straßen zogen, Automobile anhielten und diese beschädigten.

Richtig geknallt aber hat es dann im Juni 1925 in Wedel anlässlich eines sogenannten Stahlhelmtag mit Fahnenweihe. Die rund 500 Teilnehmer der Veranstaltung mussten durch 35 Polizeibeamte, darunter auch hinzu gezogene Landespolizeieinheiten geschützt werden. Die Polizei sperrte die Straßen ab, da die Kommunistische Partei mit etwa 600 Personen anrückten. Bei den dennoch folgenden Ausschreitungen in Wedel, aber auch in Rissen und Blankenese kam es zu heftigen Prügeleien, die aber noch glimpflich abliefen. Darüber hinaus kam es zu Einbrüchen, zu Beschädigung von Fahnen, sowie zum Niedertrampeln von Feldfrüchten. Dennoch war die Bevölkerung entsetzt und verschiedene Abgeordnete nutzten diese Vorfälle zu einer kleinen Anfrage an die Preußische Staatsregierung.

Aktenkundig ist für das Jahr 1926 nur eine Demonstration des Roten Frontkämpferbundes mit einer kleinen Anzahl von Personen. Eine für den August 1927 angedachte Veranstaltung – Der Rote Tag – des Rote Frontkämpferbund in Wedel konnte nicht stattfinden. Der Organisator Max Vetter hatte in Altona einen tödlichen Unfall mit einer Straßenbahn.

Im Oktober 1927 wurden wieder einmal die Wohnungen der Vorstandsmitglieder der Wedeler KPD durchsucht. Da Bernhard Mahlow mittlerweile zur SPD übergetreten war, wurden nun die Wohnungen des Arbeiter Heinrich Hintz, der Schriftsetzer Fritz Leppert und der Kolporteur Pein durchsucht, bei denen die verbotene Druckschrift "Krieg und Kriegsgefahr“ einkassiert wurden.

Im März 1929 eskalierte in der kleinen Dithmarscher Gemeinde Wöhrden zwischen der SA und Kommunisten ein Konflikt. In der „Blutnacht von Wöhrden“ stürzten sich Hunderte von Männer mit Gummiknüppeln, Stahlstücken, Messern und Dolchen aufeinander. Bei der Schlägerei verstarben zwei Anhänger der NSDAP und ein Kommunist. Sieben Beteiligte mussten schwer- und 23 weitere leichtverletzt im Krankenhaus behandelt werden. Dieses Ereignis, dass auch überregional entsetzt zur Kenntnis genommen wurde, führte zunächst dazu, sämtliche Kundgebungen in Schleswig-Holstein zu verbieten. Dennoch fand am 21. Juli 1929 eine größere Kundgebung der Kommunistischen Partei Wedels statt, zu der auch Personen aus Altona bzw. Uetersen an die Elbe gekommen waren, die aber störungsfrei verlief.

Im November 1929 fand wieder eine Kommunalwahl statt und die KPD zog mit zwei Abgeordneten in die Stadtvertretung. Gewählt wurden die Arbeiter Hermann Oppermann (1901 – 1967) und Johannes Rehder (1902 – 1975). Rehder konnte sein Mandat nicht antreten, da er Arbeit im Hamburger Hafen hat, daher rückt erstmals der Buchdrucker Fritz Leppert (*1900) nach.

1929 wurde reichsweit der Rote Frontkämpferbund verboten. Es war ein offenes Geheimnis, dass sich die Wedeler Genossen daher zum „Norddeutschen-Arbeiterschutz“ formierten und ihre konspirativen Treffen in der Herberge von Scheel in der Pinneberger Straße abhielten. Der Bürgermeister Eggers kannte die Namen derjenigen, die sich dort wöchentlich trafen und teilte sie dem Landrat mit. Es waren u.a. der Politische Leiter und Schriftsetzer Fritz Leppert, der technische Leiter und Arbeiter Otto Hinrichs, der Schriftführer und Arbeiter Hans Spreckelsen sowie der Kassierer und Arbeiter Johannes Kliesow. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass auch der Wedeler Arbeiterschutzbundes im Dezember 1929 verboten wurde und es zu Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen kam. Da half auch der Protest des Stadtverordneten Fritz Leppert in der Stadtvertretung nichts.

Zeitgleich wurde bekannt, dass ein Teil der hiesigen Kommunisten beschlossen haben, am Hungermarsch der Erwerbslosen nach Hamburg teilzunehmen. Organisiert wurde diesen Marsch durch den Bezirks-Erwerbslosenausschuss Wasserkante der KPD. Er sollte am 1. und 2. Februar 1930 stattfinden und zu einer zentralen Kundgebung des Erwerbslosen- und Gewerkschaftskongresses führen. Dieser Marsch wurde im Januar 1930 verboten. Da die Regierung damit rechnete, dass sich die Erwerbslosen dennoch auf den Weg machen würden, wurden in der weiteren Umgebung Hamburgs Polizei- und Gendarmerie-Posten eingerichtet, um den Marsch zu verhindern. An der Stadtgrenze von Wedel wurden daher am 2.2.1930 elf Personen aufgegriffen und durch die Polizei vernommen. Unter ihnen auch der Wedeler Stadtvertreter Hermann Oppermann.

Für Fritz Leppert war die Zeit in der KPD vermutlich bereits gezählt. Die SPD-Zeitung Hamburger Echo mutmaßte im März 1930, die Zersetzung in der KPD Wedel wäre bereits in Gange. „Leppert wäre als einziger KPD-Redner im Kommunal-Wahlkampf von der KPD-Bezirksleitung vorgeschickt. Nun aber würde er sich Widerstand bilden. Dafür würden schon die KPD-Aufpasser sorgen, die die KPD-Leitung zu jeder Stadtverordnetensitzung beordert.“ Das Gesuch Lepperts im Januar 1930, wegen der innerparteilichen Differenzen sein Mandat in der Stadtvertretung niederzulegen, wurde ihm vom Bürgermeister nicht gestattet. Bis zum Ende der Legislaturperiode beteiligte er sich noch recht aktiv. Danach zog er sich aus der Politik weitgehend zurück und beschränkte sich auf journalistische Tätigkeit, insbesondere im Bereich Schiffahrt. Aber er trat 1933 in die SA ein und schickte seinen Sohn Heinz, der bei der Stadt Wedel eine Verwaltungsausbildung machte, in die Hitlerjugend. 1944 war Leppert Unteroffizier und hatte seinen Wohnsitz nach Litzmannstadt – Lodz – verlegt.

In der Führung der KPD folgten ihm Hermann Oppermann und Ernst Zieboll. Zieboll meldete nahezu im Wochentakt ab Januar 1931 eine Kundgebung nach der anderen an. So gab es eine nächtliche Kundgebungen mit einem Vortragsredner, der auf einem Lastwagen auf dem Marktplatz stand im Januar 1931, es gab verschiedene Personenfahrten mit Lastwagen von Wedel z.B. nach Barmstedt und zurück, es gab Versammlungen in verschiedenen Lokalen mit verschiedenen Rednern, es fanden Umzüge statt. Aber auch die NSDAP rüstete sich mit einer Fülle von Veranstaltungen, die sich bis zum Januar 1933 noch steigern sollte.

Über die nachfolgende Zeit ist die spannende Publikation „Widerstand in Wedel“ von Christine Pieper sehr zu empfehlen. Mit diesem kurzen Text will und kann ich keine Einordnung des „Mikrokosmos Wedel“ in die politischen Geschehnisse Deutschlands vornehmen. Der Text dient allein der Beschreibung verschiedener Ereignisse in der Zeit zwischen 1923 und 1931 und soll Neugierig machen, selbst in die Akten des Stadtarchivs zu steigen und zu forschen.

Für diesen Text habe ich diverse Zeitungsartikel, Protokolle der Stadtvertretung und folgende Akten ausgewertet:
161.1 Überwachung von Vereinen und Politischen Parteien 1872 – 1932
437.2 Vereine und Veranstaltungen 1908 - 1932
1071.3 Angelegenheiten der Sicherheitspolizei 1931 – 1934

221.1 Vertrauliche und geheime Verfügungen und Bekanntmachungen 1921 – 1924
221.2 Vertrauliche und geheime Verfügungen und Bekanntmachungen 1925 - 1927
221.3 Vertraulich und geheime Verfügungen und Bekanntmachungen 1928 - 1930

1924 – 1933 Für die KPD in der Stadtvertretung

Die Anfänge der NSDAP in Wedel

Die "Einheitsliste"

Bei der Kommunalwahl im Jahr 1933 wird in Wedel die NSDAP aus dem Stand zur stärksten Fraktion gewählt. Erstaunlich für eine Partei, die erst drei Jahre zuvor in Wedel eine Ortsgruppe bilden konnte. Zumal in den davorliegenden Wahlen der Jahre 1924 und 1929 entweder die SPD oder die „Einheitsliste“ Gewinner der Wahl waren. Im Wahljahr 1933 wurde die SPD die zweitstärkste Fraktion. Aber wo war die „Einheitsliste“ geblieben? Und wer waren sie?
Die Abgeordneten der Einheitsliste, die zur Wahl 1929 Sitze erringen konnten, waren der Landwirt Gerhard Kaufmann, der Lehrer Wilhelm Beeck, der Zimmermeister Emil Struckmeyer, der Kaufmann Dittmer Körner, der Landwirt Johannes Höpermann, der Lohnbuchhalter Moritz Balke, der Holzhändler Otto Hanke und der Techniker Hermann Ahrens.
Im Jahr 1933 sind viele der bisherigen Akteure in der nach den alten Reichsfarben benannte Kampffront Schwarz-Weiß-Rot wieder zu finden. Die Kampffront war ein erst im Februar 1933 reichsweit gegründetes Wahlbündnis aus Deutschnationaler Volkspartei und dem „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“.

Der Stahlhelm legt die Saat

Der Stahlhelm war ein demokratiefeindlicher Wehrverband, der kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durch einen Reserveoffizier gegründet wurde. Bis zum Aufstieg der NSDAP war der "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" die bei weitem größte und einflussreichste rechtsgerichtete paramilitärische Organisation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg. Er stand an der Spitze der anti-parlamentarischen und antisemitischen Opposition der Weimarer Republik und deren Anhängern. Und er organisierte für die Parteiveranstaltungen der Deutschnationalen Volkspartei - einer Partei, deren Parteiprogramm aus Nationalismus, Antisemitismus und völkischem und monarchistischem Konservatismus bestand - auch mal den bewaffneten Saalschutz.

Der Stahlhelm hatte in Wedel zahlreiche Anhänger. Den Vorsitz des Verbandes hatte seit mind. 1927 der Techniker Hermann Ahrens. Dieser organisierte am 06. und 07. Juni 1925 in Wedel die Bannerweihe des Stahlhelm mit 2.000 Teilnehmern. Und er war auch zuständig für die Einquartierung von Stahlhelmleuten anlässlich des „9. Reichsfrontsoldatentag“ am 2. und 3. Juni 1928 in Hamburg, an dem sich rund 130.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland im Stadtpark versammelten und ihre uniformierten Kolonnen in Marsch setzten. Während beider Großveranstaltungen kam es in Wedel jeweils zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit dem Reichsbanner – der Kampfgruppe der SPD. Neben dem Wehrverband Stahlhelm für die ehemaligen Soldaten gab es in Wedel ab 1932 zudem das weibliche Pendant, die rechtskonservative und antisemitische Frauenorganisation Bund Königin Luise unter der Führung von Frieda Thode, seit mind. 1930 die Scharnhorst-Jugend und die Kindergruppe des Stahlhelm, die „Kornblümchen“.

Der Boden für das schnelle Wachstum der NSDAP war in Wedel soweit gut vorbereitet. Dennoch organisierten sich die Mitglieder der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, der Sturmabteilung (SA) zunächst im Sturm der Elbgemeinden, Sturm 87 Blankenese. Ab etwa September 1930 konnten unter dem Stützpunktleiter Richard Lemcke, der ab Dezember 1931 auch Ortsgruppenleiter der NSDAP war, die Wedeler SA-Leute versammelt werden. Als erste Mitglieder sind bekannt: Albert Heinsohn, Heinrich Heinsohn, Hans Körner, Emil Ohle, Georg Körner, Walter Sievers und Johannes Daniel. Darüber hinaus gab es zwei auswärtige Parteimitglieder: Ferdinand Kriete, der die Truppführung innehatte und Hermann Berthold Hogetop. Beistand im „Saalschutz“ erfuhr die Wedeler NSDAP weiterhin durch den Sturm aus Blankenese, Altona und Hamburg.

Die erste Anmeldung einer Parteiversammlung im Lokal zum Roland am 12.09.1930 ließ nicht lange auf sich warten. Schon bei dieser Veranstaltung gerieten der Oberlandjäger Ankerstein, der als Landgendarmeriebeamter für Ordnung sorgen sollte, mit dem Führer der NSDAP Altona, dem Polizeibeamter Erich Reimann aneinander. Auch nach der einen Monat später stattfindenden Versammlung am 30.10.1930 im „Hotel zum Roland", kam es zu Ausschreitungen. Angekündigt wurde eine Ansprache des Gauführers der NSDAP und Mitglied des Landtages, Heinrich Lohse. Warum auch immer, sprach dieser nicht, sondern sandte stattdessen den Redner Meya-Hallbach zu der Veranstaltung, der immerhin 150 – 200 Zuhörer folgten. Auf die Versammlung folgte eine gewalttätige Ausschreitung zwischen rund 50-70 Personen in Höhe der Straße Hoophof, die durch die Ortspolizei „geklärt wurden“.

Die NSDAP etabliert sich

In Wedel gab es ab Januar 1931 die Bezirksgruppe Blankenese, Sektion Wedel, die ab Dezember 1931 eine eigene Ortsgruppe der NSDAP unter der Führung des Journalisten Richard Lemcke war. Dieser meldete 1931 insgesamt 18 Veranstaltungen, Versammlungen Truppabende, oder Sprechabende, wie sie genannt wurden, an, die oft zu Ausschreitungen führten. So gab es nach einer nicht näher bezeichneten Versammlung der NSDAP im Lokal "Zum Roland" am 02.07.1931 eine anschließende Schlägerei, die im August 1931 vor dem Altonaer Schöffengericht landete. Für zwei der sechs wegen Landfriedensbruch kommunistischen Angeklagten, Otto Gädike und Erich Hägele endete es mit einer Gefängnisstrafe. Sie sollen sich laut Zeitungsbericht mit Eisenstangen und andern Schlagwerkzeugen bewaffnet, in einen Hinterhalt gelegt haben.
Im April 1932 kam es anlässlich der Reichspräsidentenwahl wiederholt zu Ausschreitungen zwischen der SA der Ortsgruppe Rissen-Wedel der NSDAP unter dem nun zum Sturmführer beförderten Ferdinand Kriete und den Anhängern der KPD. Das am 13.04.1932 durch die Reichsregierung erlassene Verbot der SA, das zwei Monate später wieder aufgehoben wurde, trug nicht zum Frieden auf den Straßen bei, sondern bewirkte das Gegenteil. Die SA der Ortsgruppe Rissen-Wedel unter Rudolf Lüderssen aus Rissen wuchs auf 60 Personen an und mietete vom Altonaer Architekten Paul Sternberg eine Villa am Schulauer Moorweg 25, um dort für einige Monate an der Grenze zwischen Wedel und Rissen ein SA-Heim einzurichten. Von dort aus unterstützen die Einheiten am 17.07.1932 auch die Altonaer SA beim sogenannten Altonaer Blutsonntag. Bei diesem Demonstrationszug der SA durch die damals noch eigenständige Stadt Altona, an dem etwa 7.000 SA-Männer aus ganz Schleswig-Holstein teilnahmen, kam es zu schweren Auseinandersetzungen, in deren Verlauf 18 unbeteiligte Personen erschossen wurden. Bei den folgenden Blutsonntagsprozessen vor dem Sondergericht Altona wurden vier der Angeklagten – wie wir heute wissen, unschuldig - zum Tode verurteilt.
Der Aufstieg der NSDAP schritt dann rasch voran, nach der „Machtübernahme“ sollen es bereits über 500 SA-Männer gewesen sein, die sich in Wedel auf verschiedenen Stürme aufteilten. Daneben gab es eine Einheit des NSKK unter der Führung von Truppführer Braun einen der NSFK unter der Führung von Oberscharführer Gustav Schneider und eine Schar der SS unter der Führung des Hauptscharführers Hans Lau. Die NSDAP Ortsgruppe wurde ab Juni 1933 durch den Gärtner Emil Cordes geleitet.

Abgesang des Stahlhelm

Und was passierte mit dem Stahlhelm Wedel? Noch im März 1933 standen der Bürgermeister Harald Ladwig, der Ortsgruppenleiter der NSDAP Emil Cordes und der Vorsitzende des Stahlhelm Hermann Ahrens gemeinsam auf dem Balkon des Rathauses und hissten sowohl die Hakenkreuzfahne, als auch die preußische Flagge. Alle Einheiten des Stahlhelm wurden als „geschlossene soldatische Einheit dem Führer“ unterstellt. Zudem fand im November desselben Jahres ein Stahlhelm-Abend mit 600 Teilnehmern in Köhlers Gasthof in der Spitzerdorfstraße statt. Im Mai des darauffolgenden Jahres wird der Verband umstrukturiert und der NSDAP unterstellt. Nunmehr wird der nun in NS-Deutscher Frontkämpferbund (Stahlhelm) benannte Verband vom Gärtnereibesitzer Gustav Meyer geleitet.

In gleichen Jahr im Oktober findet noch mit großem Festakt das 10jährigen Jubiläum der Ortsgruppe Wedel statt. Neben einem großen Empfang und verschiedenen Konzerten gab es einen Festabend im Fährhaus mit frontmäßigem Kommers, Manöverball, weiteren Erinnerungen an den großen Krieg. Als Höhepunkt galt der sonntägliche Festmarsch durch die Stadt mit Festgottesdienst und Gefallenenehrung am Ehrenmal auf dem Sportplatz am Rosengarten. Ein Jahr später, im November 1935, wurde auch diese Organisation aufgelöst, einzig ein „Schlussapell“ ohne Aufmarsch in geschlossenen Räumen als geschlossene Veranstaltung konnten die Kameraden noch durchführen. Für die „alten Stahlhelmer“ wurde die damals geltende Mitgliedersperre für die NSDAP aufgehoben. Das Kapitel Stahlhelm wurde für Wedel geschlossen. Der Techniker Hermann Ahrens, der 1933 die Fahne auf dem Rathausbalkon schwenkte, wurde Obersturmführer des Sturm Pi 1/265 und SA-Standortführer. Nach dem Krieg engagierte er sich in der CDU, wurde Mitglied der Stadtvertretung und wurde Stadtrat.
Sie wollen wissen, wie es mit der NSDAP nach 1933 weiterging? Dann empfehle ich die Beiträge zur Wedeler Stadtgeschichte. Band 2 von Christine Pieper "Widerstand in Wedel : Sozialdemokraten und Kommunisten gegen den Nationalsozialismus", 1997, Band 7  "Verehrt – verkannt – verleumdet: Die Bürgermeister Wedels von 1902 – 1971" und Band 10 "Der Schrecken von Wedel und andere bemerkenswert Geschichten". Sie finden die Bücher im Stadtarchiv zu erwerben oder auszuleihen in der Stadtbücherei Wedel.

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