Johann Rist zum 415. Geburtstag aktuell wie eh und je

Das Wedeler Universalgenie schrieb Ergreifendes gegen den Krieg

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Johann Rist setzte sich zu seiner Zeit mit seinen Mitteln gegen den Krieg ein: mit Poesie.
Johann Rist setzte sich zu seiner Zeit mit seinen Mitteln gegen den Krieg ein: mit Poesie.

Heute, am 8. März 1607 vor 415 Jahren, wurde Johann Rist geboren. Der Pastor, Forscher und Poet erlebte die Zeit des 30jährigen Krieges in Wedel. Er sah ebenso Schreckliches, wie jetzt über alle Medien aus der Ukraine berichtet wird.  "Als Gruß des Geburtstagskindes schicke ich Ihnen eine Passage seiner Dichtung „Friedensposaune“, Verse, die uns aktuell vielleicht in besonderer Weise zu berühren vermögen", sagte Matthias Dworzack, Vorsitzender der Jiohann-Rist-Gesellschaft.

Als Dänemark und damit auch Holstein 1645 durch den Frieden mit Schweden aus dem so genannten Torstenssonkrieg ausschied, feiert Rist dies mit dem Alexandrinergedicht "Friedens-Posaune". In 572 Versen erinnert er an schwere Pestepidemien, nachfolgende Hungersnöte und an die verlustreiche Unwetter und Überschwemmungen, bevor er ausführt, wie der Frieden allen Kreisen und Schichten der Gesellschaft zugutekommt. Besonders anschaulich ist seine Schilderung, was mit den Waffen geschehen soll:
„…ach möchten doch verrosten
Pistolen/ Schwerter/ Spieß' und Stücke groß und klein?
Ach möcht' uns kein Gewehr hinfort mehr schädlich sein?
O wollte Gott/ man sollt' aus den Musquetten machen
Nur Pflüge/ Gabeln/ Beil und tausend andre Sachen/
Wodurch der Ackerbau wird treulich fortgesetzt/
Der nicht nur Reichtum bringt/ besonders auch ergötzt!
O wollte wollte Gott/ es möchten doch die Tauben
Ihr’ Eier brüten aus in lauter Pikkelhauben!
O wollte wollte Gott/ dass' doch der Ackersmann
Die starken Kürass nehm'; als Körb und Wannen an!...

Johann Rist, Friedensposaune (1646) (Rist-Gesellschaft, 8.3.2022)

 

Letzte Änderung: 08.03.2022

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