Die Geschichte der Feuerwehr Wedel

Für viele Bürger ist die Freiwillige Feuerwehr eine selbstverständliche Einrichtung in der Gemeinde. Nur wenigen Bürgern wird offenbar, dass sich hier Menschen zusammengefunden haben, die freiwillig den Schutz der Stadt und ihrer Bürger übernehmen. Schon sehr früh wurden von der Obrigkeit Brandverhütungsvorschriften, Feuerlöschordnungen und allgemeine Vorsichtsmaßnahmen erlassen, um das unkontrollierte Ausbrechen von Bränden zu verhindern. Viel halfen diese Erlasse nicht, denn immer wieder kam es zu Großbränden, so auch in Wedel

1612 wurde durch eine Feuersbrunst auch die Kirche ein Raub der Flammen.
1731 wütete ein großes Feuer, bei dem fast das ganze Kirchdorf Wedel vernichtet wurde.
1757 brannten am 21. Juli in nur zwei Stunden 52 Häuser ab.

Feuerwehr als Bürgerpflicht

Der dänische Herrscher erließ schon 1739 eine Königliche Generale Brandgilde- und Assekuranzverordnung für die Herrschaft Pinneberg, die den vorbeugenden Brandschutz (bauliche Seite), den abwehrenden Brandschutz (Feuerlöschwesen) und die Assekuranz (Feuerversicherung) zwangsweise regelte. Der Brandverhütungsteil wurde 1776 neu gefasst, während der Feuerwehrteil dieser Verordnung 160 Jahre Bestand hatte. Die immer wiederkehrende Ausbreitung von Kleinstbränden zu Großfeuern zeigte jedoch, dass die vorhandenen Mittel und Geräte höchst ungenügend waren.

Das Feuerlöschwesen, das bis dahin im wesentlichen aus nachbarschaftlicher Hilfe bestand, wurde zuletzt durch eine obrigkeitliche Verfügung geregelt. Man teilte die Bürger zu sogenannten Zwangs- und Pflichtfeuerwehrdiensten ein. Die Rekrutierung von Rettungs- und Löschmannschaften sowie Wasserzubringern wurde in Wedel nach dem "Regulativ für das Feuerlösch- und Rettungswesen der Gemeinde Wedel von 1869" geregelt. Die Institution einer gemeindlichen Pflichtfeuerwehr war durchaus problematisch und bot immer wieder Anlass zu Querelen.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Eine deutliche Verbesserung im Feuerlöschwesen erfolgte durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wedel. Am 9. September 1878 versammelten sich im Lokal "Am Roland" elf Wedeler Bürger, um das Gründungsprotokoll zu unterschreiben:

Gastwirt und Essigbrauer Dittmer Körner, Malermeister und Auktionator Ludwig Walter sen., H. Gätgens, H. Uhl, G. Nuppenau, H.H. Körner, J.H. Behrmann, F. Stühmer, Heinrich Struckmeyer, Landwirt Julius Röttger und Schuhmachermeister Friedrich Wilhelm Ramcke.

Doch nicht nur diese Männer sind als Gründer der Wehr zu nennen, sondern auch diejenigen, die infolge ihres Alters oder ihrer körperlichen Gebrechen nicht mehr für den aktiven Dienst taugten, aber sofort bereit waren, der jungen Wehr als fördernde Mitglieder beizutreten:

Julius Bunge, Bernhard J. Diercks, W. Heinsohn, H. Remstedt, Joachim Ramcke, Johann Hinrich Ramcke, Johannes Möller, Johann Kleinwort sen., Friedrich Feddersen, Jürgen Kleinwort, Franz Heinsohn, August Ohle, Nicolaus Schwartau, J. Hinrich Norden, Karl Himstedt, H. Zeller.

Wedels erster Feuerwehrhauptmann: Dittmer KörnerZum ersten Hauptmann wurde der Gastwirt und Essigbrauer Dittmer Körner, genannt "Dittmer-Suur", gewählt, zu seinem Stellvertreter der Malermeister Ludwig Walter sen.

 

 

 

Gründungskosten

Die Wehr war zunächst keine Einrichtung der Gemeinde, sondern hatte einen vereinsmäßigen Charakter. Obwohl man sich des Wohlwollens der Gemeinde sicher war, stellte diese keine Mittel zur Anschaffung der erforderlichen ersten Ausrüstung zur Verfügung. Somit war das schwierigste und zugleich wichtigste Problem der Wehr, das für den Kauf der notwendigen Ausrüstung erforderliche Geld aufzubringen. Dies hat den Mitgliedern große finanzielle Schwierigkeiten bereitet. Diese Herausforderung ist jedoch vorbildlich gelöst worden, wie man dem Protokoll entnehmen kann. Die Gelder wurden unter anderem durch Sammlungen in der Bevölkerung, durch Unterstützung und Spenden des Bürger- und Kampfgenossenvereins und schließlich auch durch die Gemeindeverwaltung zusammengebracht.

Schon ein halbes Jahr nach der Gründung kann der damalige Kassierer Bernhard J. Diercks berichten, dass die Gründungskosten in Höhe von 3256 Goldmark bis auf ungefähr 700 Mark getilgt seien. Um diese restliche Summe abzutragen, erklärte sich Franz Heinsohn, genannt "Gold-Franz", bereit, 500 Mark als Darlehen zu gewähren. Die restlichen 200 Mark wurden durch Spenden und Theateraufführungen zusammengebracht. Auch die von Franz Heinsohn geliehenen 500 Mark konnten schon bald durch einen Kredit bei der Wedeler Spar- und Darlehenskasse zurückgezahlt werden. Als Bürgen für diesen Betrag werden genannt: Wehrführer D. Körner, Vice-Hauptmann L. Walter sen. und H. Höpermann. Im April 1884 waren sämtliche Verbindlichkeiten zurückgezahlt. Nun entsprach auch die Stadt gern der Bitte, in Zukunft für die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Sorge zu tragen und für die Instandsetzung und Erweiterung die erforderlichen Mittel bereitzustellen. Damit war der Wehr eine große finanzielle Last genommen.

Das erste Spritzenhaus

Im November 1888 stellte der Wehrführer zusammen mit seinem Stellvertreter den Antrag auf Errichtung eines Spritzenhauses. Das Stadtverordnetenkollegium hatte schon damals ein sehr offenes Ohr für die Freiwillige Feuerwehr. So wurde im April 1890 an der Pinneberger Straße ein Grundstück für 1200 Mark vom damaligen Bürgermeister Johann Albert Heinsohn gekauft. Gleichzeitig beschloss man, ein Spritzenhaus mit Polizeigefängnis zu bauen. Grundsteinlegung war im Juli, und noch im Oktober des selben Jahres konnte das neue Gebäude an die Wehr übergeben werden. Die Gesamtbaukosten betrugen 10.715,78 Mark. Die beiden Gefängniszellen wurden übrigens auch benutzt, vor allem für verspätete Zecher, die der Ortsgendarm vorläufig festgenommen hatte.

 

Neben der Freiwilligen Feuerwehr bestand die Pflichtfeuerwehr noch weiter. Ihre Zwangsmitglieder mußten wenigstens zweimal im Jahr üben. Sie wurden hauptsächlich zu den Diensten an den Handpumpen herangezogen. Nach dem Regulativ von 1869 war die gesamte männliche Bevölkerung von 18 bis 60 Jahren mit Ausnahme der Staatsbeamten, Ärzte, Lehrer und Gemeindevorsteher sowie den notorisch Kranken und Schwachen zur Teilnahme an den Pumpendiensten verpflichtet. Aufgrund dieses Erlasses ordnete der damalige Bürgermeister Eggers an, dass der Bildhauer und Dichter Ernst Barlach bei seinem zweiten Aufenthalt in Wedel von 1902 bis 1904 seinen Dienst in der Pflichtfeuerwehr ableisten sollte. Barlach bat, von diesen Diensten befreit zu werden, weil er insbesondere nach Wedel gekommen war, um Erholung zu finden. Bürgermeister Eggers hatte für Barlachs Gründe Verständnis und befreite ihn von den Diensten.

Schulau bekommt eine eigene Feuerwehr

Im Jahre 1890 wurde am 15. Januar in dem noch selbstständigen Dorf Schulau auf Veranlassung der Gemeindevorsteher in "Köhlers Gasthof" ebenfalls eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Zu den Gründungsmitglieder zählen:

Schmied Johann Köhler, Bandreißer Jochim Kruse, Gastwirt Johannes Heinsohn, Bäckermeister Heinrich Gundlach, Maurermeister Johann Hinrich Hatje, Landmann Thomas Körner, Bierverleger Hinrich Georg Körner, Schuhmachermeister Johann Heidorn, Schneidermeister Heinrich Gädgens, Gastwirt Diedrich Behrens, Zimmermeister Johannes Diercks, Tiefbauunternehmer Peter Nagel, Landmann Peter Langeloh, Gärtner Franz Langeloh und Brunnenbauer Hinrich Schümann.

 

In der Niederschrift der Gründungsversammlung steht: "Auf Veranlassung der Gemeindevorsteher in Spitzerdorf Schulau wurde am 15. Januar 1890 im Lokal des Gastwirts W. Köhler in Spitzerdorf eine Versammlung wegen Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr anberaumt. Sämtliche Anwesende interessierten sich für diese Sache und bezüglich dessen wurde beschlossen, sofort zur Gründung zu schreiten."

Als Vorstandsmitglieder wurden gewählt: Johann Hinrich Hatje (Hauptmann), Johannes Diercks (stellvertretender Hauptmann), Heinrich Gundlach (Schrift- und Kassenführer), Johannes Heinsohn (Steiger- und Abteilungsführer), Peter Nagel (Spritzen- und Abteilungsführer).

Weiter wurden gewählt: Heinrich Gädgens (stellvertretender Steigerabteilungsführer), Diedrich Behrens (stellvertretender Spritzenabteilungsführer), Jochim Kruse (Spritzenmeister).

Im Gegensatz zu Wedel bewilligte die Schulauer Gemeindevertretung sofort die notwendigen Mittel zur Beschaffung der erforderlichen Ausrüstungen und Uniformen. Bereits am 22. Juli 1892 konnte die Wehr das neue Spritzenhaus in der Bekstraße beziehen, nachdem man zunächst in einem Gerätehaus an der Doppeleiche untergebracht war.

 

Nicht vergessen werden darf die gut ausgerüstete und ausgebildete Werksfeuerwehr der Zuckerraffinerie Schulau. Aufgestellt 1901, bestand sie bis zur Angliederung an die Freiwillige Feuerwehr Schulau bis Ende 1927. Ihr Branddirektor war der Fabrikdirektor Vogelgesang, ihre Brandmeister waren der Expedient E. Schröder und später R. Schmidt. In der Zeit ihres Bestehens bestand immer ein gutes Verhältnis zu den Nachbarwehren. Die Werksfeuerwehr stellte sich bei größeren Einsätzen stets zur Verfügung. Bei Auflösung der Werksfeuerwehr trat eine große Anzahl der Kameraden der Schulauer Wehr bei. Das Gerät wurde ebenfalls dieser Wehr überlassen.

Anfang 1930 hatte die Freiwillige Feuerwehr Schulau 68 aktive Mitglieder, einschließlich der Fabrikwehr. Die Vorstandsmitglieder waren: Hinrich Georg Körner (Hauptmann), A. Ramcke (Steigerführer und 1. Zugführer), Emil Hatje (Spritzenführer), Adolf Lauenstein (Stoßtruppführer), Johann Körner (Schrift- und Kassenführer), Simon Nagel (Spritzenmeister), Wilhelm Oppe (Vereinsbote).

Bis zu ihrer Zusammenschließung im Jahre 1934 entwickelten sich die Freiwilligen Feuerwehren Wedel und Spitzerdorf-Schulau getrennt.

 

Um die Jahrhundertwende war die Ausrüstung der Wehr sehr bescheiden. Sie bestand aus drei Handdruckspritzen, einem Zubringer, einer Flügelpumpe, zwei Wasserwagen und einem Schlauchkarren, ferner drei Steckleitern sowie Handgeräten. Die Freiwillige Feuerwehr Wedel entwickelte sich im Laufe der nächsten Jahre zu einer der größten und schlagkräftigsten Feuerwehren im Kreise Pinneberg - auch wenn es immer wieder Rückschläge gab, insbesondere durch die politischen Ereignisse.

Historischer Kalender

1921 Beginn der Motorisierung der Wehr. Beschaffung einer Motorspritze von der Fa. Koebe in Luckenwalde bei Berlin (Kostenpunkt : 83860 Mark). Erster und langjähriger Maschinist wurde der Schlossermeister Chr. Langbehn, sein Nachfolger wurde der Klempnermeister Adolf Lüdemann.
1929 Installierung von Löschwasserhydranten an das öffentliche Wassernetz der Optischen Werke J.D. Möller
1934 Vereinigung der Wehren Wedel und Schulau. Zum ersten gemeinsamen Wehrführer wählte man den Schmiedemeister Karl Köhler vom Marktplatz. Eingeteilt wurde die Wehr in: Zug I Wedel (Zugführer Emil Heinrich) und Zug II Schulau (Zugführer Hans Köhler). Diese Einteilung wurde erst 1971 endgültig aufgehoben.
...... Umbenennung in Feuerlöschpolizei

 

1934 Beschaffung des ersten Feuerwehrfahrzeuges in Wedel. Für 1000 Mark wurde eine Hansa-Lloyd gekauft. Der Ausbau erfolgte durch den Wehrführer Karl Köhler und den Stellmacher Maack, Riststraße.
1935 Beschaffung eines weiteren Fahrzeuges. Es handelte sich um ein Mercedes-Fahrgestell, das man nach eigenen Plänen durch den Karosseriebauer Voss in Haseldorf ausbauen ließ. Dieses Fahrzeuge wurde erst Mitte der sechziger Jahre außer Dienst gestellt.
1942 Beschaffung eines leichten Löschgruppenfahrzeuges Typ Mercedes Benz L1500s mit einem Tragkraftspritzenanhänger (mit eingeschobener DKW-Zweitakter-Tragkraftspritze). Auch dieses Fahrzeug wurde erst 1967 ausgemustert.

 

1943 Schwerer Bombenangriff auf Wedel, bei dem 70 Prozent der Häuser zerstört wurden. Von 637 registrierten Bränden konnten auch durch die tatkräftige Unterstützung der Nachbarwehren immerhin noch 432 gelöscht werden.
1944 Schwerer Bombenangriff auf die Ölfabrik und das Kraftwerk EWU
1945 Beginn des Neuaufbaues der Freiwilligen Feuerwehr Wedel nach dem II. Weltkrieg
1953 75-jähriges Jubiläum, Übergabe einer Tragkraftspritze TS8/8 durch Bürgermeister Gau
1958 Erste Neubeschaffung eines Feuerwehrfahrzeuges nach dem Kriege. Es wurde ein Tanklöschfahrzeug 16 von Magirus-Deutz gekauft.

 

1965 Auslieferung der Metz-Drehleiter 30 m auf Mercedes-Benz Fahrgestell.
1968 Aufnahme des Funkbetriebes im 2m-Band, Einführung der stillen Alarmierung durch die Auslieferung von 40 Funkalarmempfängern.
1971 Einweihung der Zentralfeuerwache in der Schulauer Straße nach zweijähriger Bauzeit.
1978 100-jähriges Jubiläum
2003 125-jähriges Jubiläum