Stadtpräsident gedenkt der Bombardierung Wedels vor 81 Jahren

Kranzniederlegung am Gedenkstein.

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Stadtpräsident Julian Fresch (5. v. links) gedachte mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft der Opfer der Bombardierung Wedels vor 81 Jahren. Foto: Stadt Wedel
Stadtpräsident Julian Fresch (5. v. links) gedachte mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft der Opfer der Bombardierung Wedels vor 81 Jahren. Foto: Stadt Wedel

In der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943 starben bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Wedel 37 Menschen, 157 wurden verletzt. Zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft gedachte Stadtpräsident Julian Fresch mit einem Kranz am Gedenkstein auf dem Friedhof Breiter Weg der Opfer. In seiner Rede erinnerte Fresch an das Leid der Opfer aber er ließ auch die Ursachen des Krieges nicht aus dem Blick. Er schlug einen Bogen zu den aktuellen Ereignissen. Aktuell machten sich wieder „Populisten auf den Weg, unsere Demokratie, unsere tolerante Gesellschaft und die Basis unseres friedlichen Zusammenlebens untereinander und mit unseren Nachbarn zu zerstören.“ Die Rede des Stadtpräsidenten ist weiter unten im Wortlaut nachzulesen.  

Das jährliche Gedenken an die Bombardierung Wedels fand in diesem Jahr wieder öffentlich statt.

Das Stadtarchiv Wedel hat unter diesem Link Informationen zur Bombardierung Wedels zusammengetragen.

 

 

Rede des Stadtpräsidenten Julian Fresch

zum Gedenken an die Bombardierung Wedels

in der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943  

 

im Wortlaut:

 

03.03.2024

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Wedelerinnen und Wedeler,

 

heute ist der 3. März und wir stehen an diesem Gedenkstein. Er erinnert uns daran, dass vor 81 Jahren unsere Stadt durch alliierte Flugzeuge bombardiert wurde und so 37 Wedelerinnen und Wedeler ums Leben kamen und 157 Menschen verletzt wurden. Der 3. März erinnert uns aber auch an die Opfer des Hitler’schen Unrechtsregimes und des von ihm entfesselten Zweiten Weltkrieg – und globaler gefasst gedenken wir damit auch allen Opfern von Kriegen weltweit.

Für mich ist es das erste Mal, dass ich als Stadtpräsident diese Gedenkansprache halten darf. Ich gehöre zu einer Generation, von der man voreilig sagen könnte: „Was haben junge Leute noch mit dem 3. März 1943 zu tun?“

Es stimmt, dass weder meine Eltern – sie waren noch nicht geboren – noch meine Großeltern – die nicht in Wedel lebten – diese Nacht hier erlebt haben. Und doch geht es mich und geht es uns alle etwas an. Selbst die, die skandieren: „Das ist doch ewig her“. Ich halte dieses Gedenken heute angesichts der politischen Entwicklungen für noch bedeutender als in den vergangenen Jahren.

Denn der Bombenabwurf auf unsere Stadt war die direkte Reaktion auf die Entfesselung eines verbrecherischen Vernichtungskrieges und die Deportation und Ermordung Millionen Menschen durch das Nazi-Regime – und denen, die das unterstützten oder stillschweigend duldeten.

Die Niederwerfung des Dritten Reiches in einem brutalen Krieg mit ungeheurem Leid auf allen Seiten war am Ende der einzige Weg, um noch größeres Leid und ein noch zahlreicheres Sterben zu verhindern.

Und genau deshalb geht dieser Tag uns alle an: Schon wieder sind Diktatoren und Autokraten auf dem Vormarsch, führen Krieg, säen Hass und Zwietracht. Und auch bei uns machen sich selbsternannte Fachleute – ich würde eher sagen - Populisten auf den Weg, unsere Demokratie, unsere tolerante Gesellschaft und die Basis unseres friedlichen Zusammenlebens untereinander und mit unseren Nachbarn zu zerstören. Der 3. März zeigt uns, wohin es führen kann, wenn wir Hass und Hetze nicht rechtzeitig oder nicht entschlossen entgegentreten.

Ich bin dankbar, dass wir fast acht Jahrzehnte nach Ende des Krieges so freundschaftliche Kontakte in alle Welt haben. Das gilt insbesondere für unsere Freundinnen und Freunde in Putten ebenso wie in Caudry. In Caudry sind wir dieses Jahr zu den Feierlichkeiten zur Befreiung von der deutschen Besatzung eingeladen. Hätte man sich das kurz nach dem Krieg vorstellen können?

Ich bin dankbar dafür, dass vor ein paar Wochen 4000 Wedelerinnen und Wedeler mit einer großen Demonstration ein starkes Zeichen für eine demokratische und tolerante Gesellschaft gesetzt haben. Das macht mir Mut; das kann uns Mut machen.

Lassen Sie uns heute gemeinsam den Opfern der Bombardierung Wedels gedenken – und gleichzeitig denen danken, die den Wiederaufbau unserer stark zerstörten Stadt ermöglicht haben. Denn der 3. März erinnert uns auch stets daran, dass trotz der Dunkelheit und Grausamkeit der Geschichte der Hoffnungsschimmer und der Zusammenhalt niemals erlischt.

Letzte Änderung: 06.03.2024

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