Der Wehrführer sprach Klartext. "Ich muss eindringlich zum Ausdruck bringen, dass eine Freiwillige Feuerwehr dieser Größe rein ehrenamtlich nicht ansatzweise optimal geführt werden kann. Wir haben den Mut zu sagen, dass wir an Leistungsgrenzen stoßen und manchmal weit darüber hinausgehen", sagte Michael Rein auf der Jahreshauptversammlung - und bekam dafür kräftig-unterstützenden Applaus seiner Kameradinnen und Kameraden. Denn alle merken seit Jahren, dass ihre Aufgaben wachsen, Einsatz-Anforderungen schwieriger werden und auch die gesetzlich aufgebürdete Bürokratie steigt.
Deshalb habe es laut Rein "erste positive Gespräche" mit Politik und Verwaltung gegeben, um im Stellenplan der Stadt bereits fürs kommende Jahr zwei hauptamtliche Vollzeitstellen für den Feuerwehr-Bereich zu verankern. Die Wehrführung soll bei ihrer Arbeit unterstützt sowie die Brandschutzerziehung professionalisiert werden. In diesem Bereich ist der Aufwand nahezu explodiert, auch weil das Land verfügt hat, dass Brandschutzerziehung fester Bestandteil der Schullehrpläne ist. Im Jahr 2015 waren 1450 Personen ausgebildet worden - im vergangenen Jahr waren es 1000 mehr! "Wir sind an der Grenze des Machbaren", stellte Ausbilder Daniel Maksic heraus, der mit seinem kleinen Team über 100 Stunden ehrenamtlich dafür leistete.
Und am Ende des Tunnels sieht es eher düsterer als heller aus. Zwar stieg der Personalbestand der Wehr in der Einsatzabteilung von 95 auf 110 Mitglieder, doch perspektivisch wird erheblich mehr zu tun sein. "Erschwerend kommen die steigenden Anforderungen der Zukunft wie der BusinessPark Elbufer mit seinen Bürohochhäusern, Betrieben und Brandmeldeanlagen sowie das Neubaugebiet ,Wedel Nord' mit Tausenden Rauchwarnmeldern hinzu", sagte Michael Rein und prophezeite: "Die Einsatzzahlen werden in den nächsten Jahren auch ohne Unwetter die 500er-Marke übersteigen." Im vorigen Jahr waren es zwar "nur" 389 Einsätze - allerdings war Wedel von Stürmen und Fluten verschont geblieben.
Dazu gehörten viele schlimme Unglücke wie ein Großbrand in Haseldorf, ein Wohnungsbrand im Haselweg oder auch die Suche nach Personen, die in die Elbe gestürzt waren. Aber es war auch viel Kleinkram dabei, der aus Dusseligkeit oder Unfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger entstanden war, nichtsdestotrotz enorm Zeit kostete. "Zunehmend belastend sind die Notrufe mit dem Stichwort ,Tür verschlossen'. Zur technischen Unterstützung des Rettungsdienstes als Hauptgrund gesellen sich auch vermeidbare Dinge wie ,zugefallene Haustür - Kind allein in Wohnung' , ,Essen auf Herd' oder schlicht ,Schlüssel vergessen'. Mit 57 Türöffnungen zu diesen Themen kommt noch die gleiche Anzahl für gewaltsames Öffnen wegen piepsender Hausrauchwarnmelder hinzu", bilanzierte Michael Rein und wunderte sich: "Bei über 100 Einsätzen dieser Art kommt massiv die Frage auf, ob das immer unsere Aufgabe sein kann und muss. Warum muss eine Freiwillige Feuerwehr bei zeitunkritischen Vorkommnissen die Tür öffnen und nicht der Schlüsseldienst? Warum kann der Rettungsdienst oder die Polizei nicht selbst die Tür eintreten, wenn Hilferufe zu hören sind?"
Bürgermeister Niels Schmidt hat Verständnis für die Wünsche der Feuerwehr. Er dankte den Männern und Frauen für deren Einsatzbereitschaft und wenn es allein nach ihm ginge, wäre hauptamtliche Unterstützung für die Ehrenamtler beschlossene Sache. Deshalb will er sich bei der entscheidenden Kommunalpolitik für das Ansinnen der Wehr stark machen. Besonders lobte er das Projekt der "Feuerwehr-Helfer", die zeitliche Entlastung bringen sollen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten sich zu derartigen Assistenz-Kräften ausbilden lassen und einige traten sogar regulären Einsatzgruppe bei.
Und hier kann man erfahren, wer aufgenommen, geehrt und befördert wurde (Jörg Frenzel/kommunikateam GmbH, 13.2.2017)