Verdienste um die Stadtgeschichte

Die Puzzle der Stadtgeschichte Wedels wird aus ganz vielen Einzelteilen zusammengesetzt. Es braucht Abbildungen, Exponate, Publikationen und Dokumente, aber auch die erzählte Geschichte und Erinnerungen. Und es braucht besondere Menschen, die ganz aktiv diese Puzzleteile sammeln und sie dann für die Stadtgeschichte bereitstellen. Einige von ihnen sollen hier vorgestellt werden.
Stadtarchiv Wedel, November 2021

Der in Berlin geborene Apotheker der Roland-Apotheke war ein leidenschaftlicher Familien- und Höfeforscher. Die Stadt Wedel verdankt ihm seine umfangreichen Forschungsunterlagen zur Geschichte der Wedeler, Schulauer und Spitzerdorfer Höfe. Die Sammlung, gespickt mit zahlreichen Karten und Abbildungen, ist eine hervorragende Quelle für weitergehende Forschungen zu Straßen und Plätzen dieses Ortes. Die Sammlung befindet sich im Stadtarchiv Wedel und wird häufig nachgefragt. Lesen Sie hier die Würdigung von Jürgen P. Strohsal.

Während seiner jahrzehntelangen Forschung stieg er zu den urkundlichen und schriftlichen Quellen der Vergangenheit hinab. Vor allem in den stillen Stunden des Bereitschaftsdienstes in seiner Apotheke fand er Muße und Ruhe, um Informationen und Daten über die Wedeler Bauernhöfe zu sammeln und zu erschließen.
Zunächst stellte er  eine genealogische Stammtafel seiner in hiesiger Region durch viele Namensträger stark verbreiteten Familie zusammen. Das allein genügte ihm aber nicht. Er wollte mehr über seine Vorfahren erfahren. Durchsuchte Schuld- und Pfandprotokolle, Kontrakten-Bücher und viele andere historische Quellen und konnte dadurch vom ausgehenden Mittelalter bis heute viele Bauernhöfe im Kirchspiel Wedel mit ihren Besitzerfolgen, Grundstückslagen, Erb- und Abteilungsverträgen, zusammenstellen. Hieraus ergab sich eine Fülle an Daten, die weit über die Eintragungen der Kirchenbücher hinausgehen. Trotz seines beruflichen Engagements veröffentlichte er so manchen Aufsatz unter Beiträge zur Wedeler Geschichte.

Im Umgang mit anderen nahm Adolf Ladiges sich sehr zurück und trat sehr bescheiden auf. Kam des Thema jedoch auf seine Leidenschaft der Heimatkunde, konnte er sehr lebhaft und begeistert von seinem Hobby berichten. Dann kam auch im Ansatz sein Berliner Akzent hervor. Er hat sich um die Geschichte der Rolandstadt sehr verdient gemacht, um so bedauerlicher, dass es ihm nicht mehr vergönnt war, ein Gesamtwerk seiner Wedeler Forschung zu publizieren.

Adolf Günther Hans Ladiges wurde am 14.4.1925 in Berlin geboren und verstarb in Wedel am 09.12.1999. Im Frühjahr 1999 erkrankte er schwer an Herz und Lunge. Es stellte sich eine vorübergehende Besserung ein, im Herbst/ Winter 1999 verschlimmerte sich sein Krankheitsbild heftig und führte unter großen Schmerzen zum Tod.

Ladiges wuchs als Einzelkind auf. Seine Eltern führten in Berlin im eigenen Haus ein Ladengeschäft.  Während des 2. Weltkrieges wurden Geschäft und Haus bombardiert und total zerstört. Nach dem Abitur schloss er sich gleich - wie bei vielen seiner Altersgenossen -dem obligatorische Reichsarbeitsdienst an. Und nahtlos nach dem Arbeitsdienst kam mit 18/19 Jahren die Einberufung zur Wehrmacht.  Er geriet bei Kriegsende in französische Gefangenschaft, aus der 1947 floh. Bei Verwandten in Osnabrück fand er seine Eltern wieder. In aussichtsloser Zeit begann er als Lastkraftfahrer. Sobald sich die schwere Nachkriegszeit etwas normalisierte, nahm er ein Pharmaziestudium in Karlsruhe auf, welches er erfolgreich 1955 abschloss.

Eine Praktikantenstelle fand er in einer Apotheke in Zeven, Dort lernte er seine Frau Hildegard kennen. Dem Ehepaar wurden 2 Kinder: Sohn und Tochter geboren. 1958 trat er als Angestellter Apotheker in die Doppeleichen-Apotheke von Lother Teichert ein. Mit 36 Jahren konnte er schließlich in der Rolandstraße 6 seine eigene Roland-Apotheke eröffnen.

Seine letzte Ruhe fand Adolf Ladiges auf dem Friedhof in Wedel.

Name: Adolf Günther Hans Ladiges
Titel:
Geschlecht: männlich
Beruf: Apotheker und Stadtchronist
GND:
Geburtsdatum: 14.4.1925
Geburtsort: Berlin
Sterbedatum: 09.12.1999
Sterbeort: Wedel
Sonstiges: -
Nachlass:  Höfesammlung im Stadtarchiv Wedel
Links: -

Adolf Ladiges 1997 Foto: Jörg Frenzel

„Seine Leidenschaft gilt der Durchforstung der Heimatgeschichte“ titelte die Regionalpresse anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums am 1. April 1966. Aber das ist viel zu kurz gesprungen für das umfangreiche Lebenswerk, dass der Verwaltungsbeamte der Stadt Wedel hinterließ.
Er wurde 1901 in Barneberg bei Magdeburg geboren, besuchte dort die Volksschule und absolvierte in der dortigen Gemeindeverwaltung seine Verwaltungslehre. Im Januar 1918 bewarb er sich um eine Stellung als Verwaltungsgehilfe bei der Stadt Uetersen. Dort arbeitete er sich in zum Verwaltungssekretär hoch. Nach bestandener Verwaltungsprüfung in Kiel bewarb er sich 1937 erfolgreich auf die Stelle des Büroleitenden Beamten der Stadt Wedel. Hier wurde er 1951 Amtmann, und ab 1965 Oberamtmann.
1924 heiratete er die 20jährige Margareta Schliemann, eine bei Haseldorf geborene Tochter eines Zollbeamten in Flensburg, 1929 wird seine Tochter Eve-Marie geboren. Im November 1933 trat er in den Sturm der SA der NSDAP Uetersen ein, zudem war er Zellenwalter der NS-Volkswohlfahrt. 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. 1938 wurde er durch die NSDAP Geschäftsstelle Kiel zum Kreishauptstellenleiter des Abschnittes 8 / Wedel für den Reichsbund Deutscher Beamter berufen.
Seine Kriegszeit absolvierte er ab Dezember 1940 in verschiedenen Einheiten der Luftwaffe als Oberzahlmeister  und war vom 09.05.1945 – 24.07.1947 im Südkaukasus in russischer Kriegsgefangenschaft.
Als er im Juli 1947 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, war er so geschwächt und krank, dass er bis zum Dezember 1947 im Krankenhaus Wedel bleiben musste. Er konnte seinen Dienst im Rathaus Wedel zum 22.12.1947 wiederaufnehmen, da auch der Entnazifizierungsausschuss in Pinneberg keine Bedenken wegen seiner Beschäftigung hatte. Und es war dringlich, dass er Geld verdiente. Das angesparte Vermögen war aufgebraucht und der kleinen Familie, die seit 1938 in der Schulstraße 13 wohnte, ging es nicht gut, da seine Frau Margareta an Krebs erkrankt war. Aber auch er selber war noch lange nicht gesund. Eine Gelbsucht zwang ihn ab Februar 1948 erneut ins Krankenhaus. Dann verlor seine Frau mit grade einmal 44 Jahren im Juni 1948 ihren Kampf gegen den Magenkrebs.
Nach einem Kuraufenthalt im 5-Städte-Heim Hörnum konnte er erneut die Aufgaben des Büroleitenden Beamten übernehmen. Damit hatte er unter dem Bürgermeister die Führung der Verwaltung inne und die Aufgaben waren derer Viele. Die Trümmer des großen Bombardements 1943 waren längst nicht alle beseitigt, die Einwohnerzahl hatte sich durch Flüchtlinge und ausgebombte Hamburger von 8.000 auf 16.000 verdoppelt und die Arbeitsplätze waren rar. Die Versorgung der Bevölkerung musste gewährleistet werden und die britische Militärregierung schaute Verwaltung und Politik auf die Finger.
Und in dieser Situation, obwohl auch er eine Arbeitswoche zwischen 42 und 48 Stunden, eine Arbeitsverpflichtung am Sonnabend, abendliche Sitzungen der städtischen Gremien hatte, fuhr Gustav Maushake damit fort, die Urkunden und andere alten Unterlagen, er im Rathaus fand, zusammen zu tragen. Und er erweiterte die Fotosammlung. Bereits im März 1943, nach der schweren Bombennacht, konnte er im Heimaturlaub von der Front die Zerstörungen und die Aufräumarbeiten in Wedel dokumentieren. Damit macht er nun weiter. Immer wenn er durch Wedel spazieren ging, dokumentiert er die sich immer schneller verändernden Straßenzüge fotografisch.
Gustav Maushake war bienenfleißig, sammelte unablässig Informationen über „das alte Wedel“. Die ältesten Urkunden und Kirchenbücher hatten es ihm angetan. Er erstellt von den Unterlagen Register, er übertrug sie für eine bessere Lesbarkeit in Maschinenschrift. Nach seiner Pensionierung wurde er Dauerbesucher im Landesarchiv in Schleswig und im Staatsarchiv Hamburg. Er besorgte von dort unglaubliche Mengen an Kopien und Mikrofilmen der alten Amtsbücher, Akten und Karten und schloss Lücken in der geschichtlichen Überlieferung. Zahlreiche dieser Kopien liegen noch heute eingebunden, transkribiert und mit Register versehen im Stadtarchiv.
Darüber hinaus nutzt er seine guten Kontakte in die Wedeler Familien und ließ sich die Fotoalben öffnen. Aus den angefertigten Reproduktionen und seinen eigenen Abbildungen legte er den Grundstock für die große Fotosammlung des Stadtarchivs.
Ein weiteres großes Interesse von Gustav Maushake galt dem Wedeler Pastor Johann Rist. Hier erwarb er dessen Bücher und Biographien, legte Stammbäume und Sammlungen an. Für die Planungen der Feierlichkeiten des 300sten Todestages von Johann Rist 1967 nahm er Kontakt mit dem letzten Nachfahren des großen Dichters in Kopenhagen auf und lud ihn nach Wedel ein. Mit diesen Unterlagen legten er und der Wedeler Kantor Heinz Kegel jeweils einen Pfeiler für das Rist-Archiv.
Als Vorgesetzter und Büroleitender Beamter war er gefürchtet und für seinen unbedingten Sparzwang berüchtigt. Noch Jahrzehnte später wurde die Geschichte kolportiert, die Mitarbeiter hätten ihm kleinste Bleistiftstummel vorlegen müssen, damit sie dafür Ersatz erhielten.
Nach seiner Pensionierung 1966 ging er weiterhin im Rathaus ein und aus, nutzte den Schreibdienst, ließ sich von ehemaligen Kollegen helfen. Vermutlich hatte er weiterhin Zugriff auf die laufende Registratur im Rathaus und legte die Hand-Bibliothek des Stadtarchivs an. Für diese Schaffenskraft ist es verwunderlich, dass er nicht sehr viel publizierte. Im Heimatbuch von 1939 verfasste er einen Artikel über „Verfassung und Verwaltung der Stadt Wedel“, für das Heimatbuch von 1962 wirkte er zumeist hinter den Kulissen und in dem Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1976 schrieb er den Artikel „Einhundert Jahre Rolandstadt Wedel“. Auch mit der Geschichte der Wedeler Kirche beschäftigte er sich 1975 in einer kleinen Publikation. Letzte Recherchen galten dem ehemaligen Landrat Ernst August von Döring, über den er einen Artikel für das Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon zugesagt hatte.
Dazu sollte es nicht kommen, denn am 3. Januar 1980 verstarb der fleißige Stadtdokumentar im Krankenhaus Wedel.

Name: Karl Heinrich Gustav Maushake
Titel:
Geschlecht: männlich
Beruf: Verwaltungsbeamter und Stadtarchivar
GND:
Geburtsdatum: 02.07.1901
Geburtsort: Barneberg Krs. Neuhaldensleben
Sterbedatum: 03.01.1980
Sterbeort: Wedel
Sonstiges: -
Nachlass:  Stadtgeschichtliche Unterlagen im Stadtarchiv Wedel
Links: -

Gustav Maushake 1937

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