Der in Berlin geborene Apotheker der Roland-Apotheke war ein leidenschaftlicher Familien- und Höfeforscher. Die Stadt Wedel verdankt ihm seine umfangreichen Forschungsunterlagen zur Geschichte der Wedeler, Schulauer und Spitzerdorfer Höfe. Die Sammlung, gespickt mit zahlreichen Karten und Abbildungen, ist eine hervorragende Quelle für weitergehende Forschungen zu Straßen und Plätzen dieses Ortes. Die Sammlung befindet sich im Stadtarchiv Wedel und wird häufig nachgefragt. Lesen Sie hier die Würdigung von Jürgen P. Strohsal.
Während seiner jahrzehntelangen Forschung stieg er zu den urkundlichen und schriftlichen Quellen der Vergangenheit hinab. Vor allem in den stillen Stunden des Bereitschaftsdienstes in seiner Apotheke fand er Muße und Ruhe, um Informationen und Daten über die Wedeler Bauernhöfe zu sammeln und zu erschließen.
Zunächst stellte er eine genealogische Stammtafel seiner in hiesiger Region durch viele Namensträger stark verbreiteten Familie zusammen. Das allein genügte ihm aber nicht. Er wollte mehr über seine Vorfahren erfahren. Durchsuchte Schuld- und Pfandprotokolle, Kontrakten-Bücher und viele andere historische Quellen und konnte dadurch vom ausgehenden Mittelalter bis heute viele Bauernhöfe im Kirchspiel Wedel mit ihren Besitzerfolgen, Grundstückslagen, Erb- und Abteilungsverträgen, zusammenstellen. Hieraus ergab sich eine Fülle an Daten, die weit über die Eintragungen der Kirchenbücher hinausgehen. Trotz seines beruflichen Engagements veröffentlichte er so manchen Aufsatz unter Beiträge zur Wedeler Geschichte.
Im Umgang mit anderen nahm Adolf Ladiges sich sehr zurück und trat sehr bescheiden auf. Kam des Thema jedoch auf seine Leidenschaft der Heimatkunde, konnte er sehr lebhaft und begeistert von seinem Hobby berichten. Dann kam auch im Ansatz sein Berliner Akzent hervor. Er hat sich um die Geschichte der Rolandstadt sehr verdient gemacht, um so bedauerlicher, dass es ihm nicht mehr vergönnt war, ein Gesamtwerk seiner Wedeler Forschung zu publizieren.
Adolf Günther Hans Ladiges wurde am 14.4.1925 in Berlin geboren und verstarb in Wedel am 09.12.1999. Im Frühjahr 1999 erkrankte er schwer an Herz und Lunge. Es stellte sich eine vorübergehende Besserung ein, im Herbst/ Winter 1999 verschlimmerte sich sein Krankheitsbild heftig und führte unter großen Schmerzen zum Tod.
Ladiges wuchs als Einzelkind auf. Seine Eltern führten in Berlin im eigenen Haus ein Ladengeschäft. Während des 2. Weltkrieges wurden Geschäft und Haus bombardiert und total zerstört. Nach dem Abitur schloss er sich gleich - wie bei vielen seiner Altersgenossen -dem obligatorische Reichsarbeitsdienst an. Und nahtlos nach dem Arbeitsdienst kam mit 18/19 Jahren die Einberufung zur Wehrmacht. Er geriet bei Kriegsende in französische Gefangenschaft, aus der 1947 floh. Bei Verwandten in Osnabrück fand er seine Eltern wieder. In aussichtsloser Zeit begann er als Lastkraftfahrer. Sobald sich die schwere Nachkriegszeit etwas normalisierte, nahm er ein Pharmaziestudium in Karlsruhe auf, welches er erfolgreich 1955 abschloss.
Eine Praktikantenstelle fand er in einer Apotheke in Zeven, Dort lernte er seine Frau Hildegard kennen. Dem Ehepaar wurden 2 Kinder: Sohn und Tochter geboren. 1958 trat er als Angestellter Apotheker in die Doppeleichen-Apotheke von Lother Teichert ein. Mit 36 Jahren konnte er schließlich in der Rolandstraße 6 seine eigene Roland-Apotheke eröffnen.
Seine letzte Ruhe fand Adolf Ladiges auf dem Friedhof in Wedel.